Trauer ohne Unterschied
Es sind Todesfälle, die nur selten publik werden. Todesfälle, über die auch die Bundeswehr nicht gerne spricht. Doch vor allem sind es Todesfälle, hinter denen ein einzelnes Schicksal steht. Die Zahl der Selbsttötungen der Soldaten während oder nach einem Einsatz ist in der letzten Zeit höher als die Zahl der Gefallenen bei der Ausübung ihres Dienstes. Doch während die Soldaten, die im Kampf für den Frieden gestorben sind, unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit zu Grabe getragen werden, sind es beim Begräbnis eines durch eigene Hand gestorbenen Soldaten nur die engsten Angehörigen, die sich in Trauer versammeln.
Fast scheint es, als wäre es ein Tabuthema: Soldaten sterben im Kampf, nicht durch Suizid. Soldaten kämpfen bis zur letzten Kugel und jagen sich nicht selbst eine durch den Kopf. Doch diese Gedanken sind gefährlich. Sie erinnern stark an den Heldengedenktag, der am 16. März 1934 von den Nationalsozialisten statt des Volkstrauertags eingeführt wurde. Systematisch wurden kriegerische Aktionen rund um dieses Datum gelegt. Angefangen vom Einmarsch ins Rheinland, dem Anschluss Österreichs oder auch die Besetzung Tschechiens. Alles im Monat März. Hintergrund war, bei Gedenkfeiern von der Trauer abzulenken, stattdessen die militärische Stärke zu zelebrieren und den Heldenmythos zu stärken.
Der Volkstrauertag sollte daher genutzt werden, um Toten zu gedenken. Weg von jeglichem Heldentum. Denn ob ein Mensch aufgrund seiner posttraumatischen Belastungen seinem Leben ein Ende setzt oder ein Soldat im Einsatz stirbt, darf nicht unterschiedlich gewertet werden. Beide haben ihr Leben gelassen, beide im Einsatz für den Frieden. Und diesen Opfern sollte die Trauer am Sonntag gleichermaßen gelten. Denn diese Männer und Frauen riskieren ihr Leben. Seit 72 Jahren. Für uns!
allen