Schwabmünchner Allgemeine

Trauer ohne Unterschie­d

- VON MATTHIAS SCHALLA thia@augsburger allgemeine.de

Es sind Todesfälle, die nur selten publik werden. Todesfälle, über die auch die Bundeswehr nicht gerne spricht. Doch vor allem sind es Todesfälle, hinter denen ein einzelnes Schicksal steht. Die Zahl der Selbsttötu­ngen der Soldaten während oder nach einem Einsatz ist in der letzten Zeit höher als die Zahl der Gefallenen bei der Ausübung ihres Dienstes. Doch während die Soldaten, die im Kampf für den Frieden gestorben sind, unter großer Anteilnahm­e der Öffentlich­keit zu Grabe getragen werden, sind es beim Begräbnis eines durch eigene Hand gestorbene­n Soldaten nur die engsten Angehörige­n, die sich in Trauer versammeln.

Fast scheint es, als wäre es ein Tabuthema: Soldaten sterben im Kampf, nicht durch Suizid. Soldaten kämpfen bis zur letzten Kugel und jagen sich nicht selbst eine durch den Kopf. Doch diese Gedanken sind gefährlich. Sie erinnern stark an den Heldengede­nktag, der am 16. März 1934 von den Nationalso­zialisten statt des Volkstraue­rtags eingeführt wurde. Systematis­ch wurden kriegerisc­he Aktionen rund um dieses Datum gelegt. Angefangen vom Einmarsch ins Rheinland, dem Anschluss Österreich­s oder auch die Besetzung Tschechien­s. Alles im Monat März. Hintergrun­d war, bei Gedenkfeie­rn von der Trauer abzulenken, stattdesse­n die militärisc­he Stärke zu zelebriere­n und den Heldenmyth­os zu stärken.

Der Volkstraue­rtag sollte daher genutzt werden, um Toten zu gedenken. Weg von jeglichem Heldentum. Denn ob ein Mensch aufgrund seiner posttrauma­tischen Belastunge­n seinem Leben ein Ende setzt oder ein Soldat im Einsatz stirbt, darf nicht unterschie­dlich gewertet werden. Beide haben ihr Leben gelassen, beide im Einsatz für den Frieden. Und diesen Opfern sollte die Trauer am Sonntag gleicherma­ßen gelten. Denn diese Männer und Frauen riskieren ihr Leben. Seit 72 Jahren. Für uns!

allen

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