So können Lehrer Kinder im digitalen Dschungel begleiten
Die Medienpädagogin Anna Vahl sieht großen Nachholbedarf bei der Kompetenz von Schülern
Diese Gleichung versteht jeder Jugendliche: Kommunikation = WhatsApp. Inzwischen besäßen 98 Prozent der Fünftklässler ein Smartphone, stellt Anna Vahl, Medienpädagogin bei der Stadt Augsburg, fest. In einer Umfrage unter über 1500 Augsburger Schülern hat sie auch herausgefunden, dass 94 Prozent der Jugendlichen WhatsApp zur Verständigung nutzen, wobei die Medienpädagogin betont, Smartphone sei aus dem Alltag der befragten Fünft- bis Achtklässler nicht mehr wegzudenken. Im krassen Gegensatz zur Bedeutung der Mobiltelefone für die Jugendlichen sieht die Pädagogin allerdings deren Medienkompetenz: „Da herrscht großer Nachholbedarf. Das Hintergrundwissen ist sehr mangelhaft.“
Schließlich gaben 43 Prozent der Schüler an, sie hätten auf ihr Handy schon einmal Inhalte bekommen, die sie entsetzt oder geängstigt hätten. Anna Vahl kennt das aus ihrem Alltag. Immer wieder erhält sie Anrufe von verzweifelten Schülern oder Lehrern. Da geht es mal um Belästigungen durch Pädophile, mal um gedankenlos massenhaft weiter verbreiteten Spam oder peinliche Fotos, mal sorgen Videos mit perfekter Anleitung zur Selbstverstümmelung für Schrecken. „Beispielsweise, wie heftig kann ich mich ritzen, ohne das Bewusstsein zu verlieren“, präzisiert Anna Vahl.
„Schon Kinder werden heute mit Inhalten zugespamt“, sagt die Medienpädagogin – und sieht den Nachwuchs dieser Informationsflut häufig hilflos ausgeliefert. Kinder müssten auf ihrem Weg durch den digitalen Dschungel begleitet werden, fordert sie. Und begrüßt deshalb den Vorstoß des Bayerischen Verlegerverbandes, der den ersten landesweiten Lehrermedientag am Mittwoch, 22. November, initiiert hat. Denn die Begleitung der Jugendlichen sollte nach Ansicht von Experten sowohl im Elternhaus wie auch in der Schule erfolgen. Und dabei spielt laut Anna Vahl auch Vertrauen eine wichtige Rolle.