23 Stunden am Steuer
Was die Polizei alles entdeckt, wenn sie Lkw-Fahrer kontrolliert
Damit hatte er wohl nicht gerechnet: Ein 49-jähriger Lastwagenfahrer aus der Türkei war gerade 23 Stunden und 19 Minuten unterwegs, als er mitten in der Oberpfalz eine Zwangspause verordnet bekam. Die Polizei hatte ihn vergangene Woche auf der A93 angehalten. Nicht nur diesmal hatte er die Lenkzeit längst überschritten. Wie der Fahrtenschreiber bewies, war er in 16 Fällen deutlich länger ohne Pause unterwegs gewesen als erlaubt.
Ein Einzelfall ist das nicht. Im Gegenteil. Immer wieder ziehen Zoll und Polizei Lkw- und Busfahrer aus dem Verkehr, weil sie die Ruhezeit nicht einhalten – 630 Verstöße ermittelten die Beamten allein in der letzten Woche. Da hatte die bayerische Polizei an einer europaweiten Aktion teilgenommen und 4458 Lastwagen und 79 Busse gestoppt. An jedem siebten Fahrzeug gab es etwas zu beanstanden. Viele Brummifahrer waren nicht nur zu lange am Stück unterwegs, sondern auch zu schnell, manche gar im Alkoholoder Drogenrausch.
Und in 153 Fällen entdeckten die Polizisten Mängel wie schlechte Bremsen, kaputte Reifen oder falsche Beleuchtung.
Bei Unfällen mit Lastwagen sind im vergangenen Jahr 36 Menschen in Bayern gestorben, mehr als zwei Drittel der Unfälle wurden von den Brummifahrern verursacht. Deshalb sieht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann jetzt Handlungsbedarf. Künftig soll es neben mobilen Polizeikontrollen an neun Orten auch stationäre Lkw-Kontrollstellen geben. So könne die Polizei noch besser und unabhängig von Wetter und Tageszeit ihrer Arbeit nachgehen. Der Innenminister will damit gezielt die Unfallursachen Übermüdung, übermäßige Geschwindigkeit und technische Mängel bekämpfen.