Ein aberwitziges Spiel mit Migrantenklischees
Selbst der Regen kann den Zuschauern die Vorpremiere von „Die Migrantigen“nicht vermiesen
Integration und Migration gehören zu den großen politischen Themen dieser Tage. In der Politik und an Stammtischen wird die Diskussion ernst bis hoch emotional geführt, aber man kann sich diesem Thema auch mit jeder Menge Humor nähern. Vor allem, wenn man Wiener ist oder in Wien lebt, wie der iranstämmige Filmregisseur Arman Riahi. Beim Lechflimmern präsentierte er seine schräge Komödie „Die Migrantigen“als Vorpremiere und sorgte damit trotz Regenwetters für beste Laune.
Dass das Publikum sich bei seinem Film amüsieren würde, darauf konnte sich Regisseur Riahi quasi verlassen. Er hatte mit der Komödie beim diesjährigen Max-OphülsFilmfestival und selbst in Nashville den Publikumspreis erhalten. Wenn der Film mit Wiener Dialekt und Ösi-Vokabular im Saarland mithilfe von Untertiteln funktioniert, dann sollte in Süddeutschland nichts schiefgehen. Und so war es auch.
Zwar wurde der Himmel immer düsterer, schließlich regnete es in Strömen, dies tat der guten Laune der Zuschauer aber keinen Abbruch; sie folgten kichernd, schmunzelnd und lauthals lachend den oft aberwitzigen Aktionen der Protagonisten Benny und Marko. Diese holen für eine Fernseh-DokuProduktion alles auch sich heraus, was an Migrationshintergrund in ihnen stecken könnte. Sie sollen nämlich zeigen, wie explosiv der soziale Brennpunkt in diesem Wiener Viertel ist. TV-Reporterin Weizenhuber will Sensationen. Ihr ist nicht wichtig, ob es stimmt. So werden die beiden, die sich als waschechte Wiener verstehen und Hans Moser besser kennen als den Koran, immer mehr und mehr zu den klischeehaften, also verbrecherischen, betrügerischen und integrationsunfähigen Migranten Omar Sharif und Tito, die Weizenhuber in ihnen sehen möchte.
Dass die wunderbare Komödie über den Schmelztiegel der Kulturen in Österreichs Hauptstadt auch etwas mit der Biografie der Akteure zu tun hat, bestätigt Riahi. „Faris ist in der Steiermark geboren, auch wenn seine Eltern Ägypter waren. Ich kam als Kind aus dem Iran nach Wien. Aber ansonsten sind wir einfach Wiener. Ich sehe mich als Europäer. Wie im Wort steht die Migration bei uns eben im Hintergrund.“
Genau damit spielen die Figuren im Film. Sie müssen lernen, wie man sich als Migrant, Ausländer oder Asylant zu fühlen und zu verhalten hat. Nur mal eine arabisch klingende CD einzuwerfen, kann schon gefährlich werden, wenn die Musik kurdisch ist und neben dir ein militanter Asylant steht.
Geschickt spielt die Geschichte mit Klischees. Das Publikum kann herzhaft lachen. Nebenbei behandelt „Die Migrantigen“das Thema Integration und Migration tiefgründiger als manche Fachdiskussion. „Wir wollten erzählen, dass es sehr wohl Menschen gibt, die Migrationshintergrund haben, aber das nicht ständig auf ihre Fahnen schreiben“, erklärt Faris Rahoma. „Die Migrantigen“funktioniert als Komödie so gut, da das Team ein gut eingespieltes Kollektiv ist und sich für die Produktion fast vier Jahre Zeit gelassen hatte. „Wenn du als ersten Film eine Komödie drehst, ist es ein Wagnis. Komödie ist die Königsdisziplin“, weiß Regisseur Riahi. Das Wagnis hat sich gelohnt, auch der Filmabend im Regen. Offizieller Filmstart ist am 7. September.