Wohin führt der Trailer?
Sarah Deming aus Michigan – vielleicht hat auch Ryan Gosling schon von ihr gehört. Frau Deming war so enttäuscht von Drive, in dem der Hollywoodstar die Hauptrolle spielt, dass sie den Filmverleih verklagte. Der Trailer zum Film habe sie in die Irre geführt, der Film war anders als versprochen kein Actionfilm, sondern ein Thriller. Sie hätte gerne das Geld für ihr Ticket zurück.
Nicht nur deshalb weigern sich viele Filmliebhaber kategorisch, Trailer anzusehen. Sie würden ja schon die ganze Handlung vorwegnehmen und die besten Szenen seien darin auch schon verbraucht.
Doch, seien wir mal ehrlich, gibt es etwas Besseres? In zwei Minuten bauen die Filmchen oft den gleichen Spannungsbogen auf wie die Langversion, versetzen für Sekundenbruchteile in die gleichen Emotionen und, ja, man muss es zugeben, verraten oft, wie der Film ausgeht. Als würde man durch ein Daumenkino rauschen, erlebt man die Handlung in abgespeckter Version. Sitzt man vor dem eigentlichen Film versunken im Kinosessel und futtert aus der vollen Popcorntüte, wecken die Trailer den Wunsch nach mehr: Diese Romanze muss man unbedingt auch im Kino ansehen, und das Sozialdrama auch, dringend! Dabei ist es überhaupt nicht tragisch, wenn es im Endeffekt doch erst mal nur bei diesem einen Kinobesuch bleibt. Denn genauso schnell wie die Euphorie für einen neuen Streifen aufflammt, flaut sie auch wieder ab – denn bei einem Film geht es meistens um Stimmung, die er erzeugt, und nicht um das Ende. Das eine hat man im Schnelldurchlauf erlebt, das andere erahnt. Ist der Trailer außergewöhnlich gut, gönnt man sich die Geschichte auch in Spielfilmlänge.
Nur bei Frau Deming, da blieb nach „Drive“eine Leere: Sie erwartete einen Film wie Fast and Furious und bekam einen Thriller. Das geht natürlich gar nicht, diese Enttäuschung kann auch ein Ryan Gosling nicht ausgleichen.