Aquamarin wird komplett neu gebaut
In Bobingen werden Hallen- und Freibad durch ein Ganzjahresbad ersetzt. Räte einigen sich auf ein Raumprogramm mit Überraschungen
Bobingen Bobingen wird ein neues Hallenbad bekommen. Der Stadtrat hat sich dazu auf ein vorläufiges Raumprogramm geeinigt. In der jüngsten Sitzung bezifferte Christian Kuhn, Geschäftsführer der deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft aus Herne, die geschätzten Kosten auf 16,7 Millionen Euro. Kuhn hat dazu die von der Stadt angeforderte Machbarkeitsstudie vorgelegt. Jetzt wird ein Generalplaner gesucht, der das Konzept in eine konkrete Planung umsetzt. Bis Ende September muss die Stadt auch ihren Zuschussantrag bei der Regierung von Schwaben einreichen. Die jüngste Entscheidung fiel gegen die Stimmen der FBU-Fraktion.
Im Stadtrat sagte Kuhn, man müsse mit einer dreijährigen Planungsund Bauphase rechnen. In der eineinhalbstündigen Debatte fasste er eine rund 50 Seiten dicke Machbarkeitsstudie zusammen, mit der sich die Stadträte bei ihrem Workshop vor zwei Monaten ausführlich beschäftigt hatten.
Das hat der Stadtrat konkret beschlossen:
Statt getrennter Hallen- und Freibäder soll Bobingen ein Ganzjahresbad für Familien, Schulen und Vereine bekommen. Aus Kostengründen will man allerdings kein Spaßbad mit allen möglichen Attraktionen anbieten.
Das 50-Meter-Freibecken wird aufgelöst; stattdessen soll es im neuen Hallenbad ein 25-Meter-Sportbecken mit sechs Bahnen geben, außerdem ein Lehrschwimmbecken mit Hubboden. Der Eltern-KindBereich wird vom Freien ebenfalls nach innen verlegt.
Besonderheit: In den von Kuhn vorläufig genannten 16,7 Millionen ist ein sogenanntes Cabrio-Dach enthalten, das bei gutem Wetter wie in der Erdinger Therme geöffnet werden kann.
Attraktionen: Eine Meersalzgrotte und ein Außensolebecken könnten zudem Besucher von auswärts nach Bobingen locken. Auch eine Textil-Sauna, also mit Badekleidung, ist im Gespräch.
Denkbar ist außerdem, durch verschiedene Kurse vom Babyschwimmen bis zur Rückenschule zusätzliche Einnahmen zu generieren. Kuhn hält zudem finanzielle Rückstellungen für wichtig, um den Besuchern alle paar Jahre neue Verbesserungen anzubieten.
Ein Geschäft wird das Ganze aber nicht. Denn die laufenden Betriebskosten für Energie, Marketing, Wartung und Personal übersteigen, wie überall in derartigen Bädern, die Einnahmen sicherlich um ein Vielfaches. Es gibt zwar eine Potenzialanalyse, aber wie viele Leute später tatsächlich ins Ganzjahresbad kom-
men werden, kann niemand voraussagen. Kuhn nannte im Stadtrat ein jährliches Defizit von 1,6 Millionen Euro.
In der Diskussion gab es noch einige Hinweise. So sagte Stefan Wild (SPD), durch den Wegfall des 50-Meter-Freibeckens verringere sich die zur Verfügung stehende Schwimmfläche erheblich. Franz Handschuh (FBU) stellte fest, eine
sei ihm heute nicht möglich, weil er sich die seitenlangen Zahlenkolonnen aus der Machbarkeitsstudie erst genauer ansehen müsse. Er schlug vor, ins neue Bad auch Ladenflächen zu integrieren sowie eine gehobene Gastronomie, die sich auch für Hochzeiten und andere Veranstaltungen eigne. Davon riet Kuhn jedoch ab.
So geht es jetzt weiter: Mit dem
vom Stadtrat beschlossenen Raumprogramm muss sich ein Generalplaner beschäftigen, der die echten Neubaukosten genauer beziffern soll. Kommenden Monat will die Regierung die schulaufsichtliche Genehmigung erteilen – Voraussetzung dafür, dass es hier auch Schwimmunterricht geben kann und Bobingen Zuschüsse bekommt. Mit der Genehmigung des vorzeitiEntscheidung
gen Baubeginns könnte die Stadt dann im Frühjahr 2019 rechnen.
Den tatsächlichen Start der Arbeiten schlägt die Verwaltung für März 2020 vor, damit für die Wintersaison 2019/20 größtenteils noch ein Hallenbad in Bobingen zur Verfügung steht. Ob die veraltete und anfällige Technik allerdings noch so lange durchhält, kann niemand sagen.