Sächsische Zeitung (Weißwasser)
Einheitsfeier im Landtag
Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist zur Landtagswahl in Sachsen mit 30 Kandidaten angetreten. Zur Landtagswahl erreichte das BSW beachtliche 11,8 Prozent der Stimmen, was 15 Mandate bedeutet. Mindestens drei der 15 Abgeordneten sind frühere Bundes- beziehungsweise Landespolitiker der Linken und damit Politik-Profis. Hinzu kommen vier erfahrene ehrenamtliche Kommunalpolitiker. Zu den acht Politik-Neulingen gehören Gewerkschaftsfunktionäre, ein früherer Theaterintendant, eine Rechtsanwältin, Angestellte im öffentlichen Dienst und drei selbstständige Unternehmer. Das sind die 15 BSW-Angeordneten im neuen sächsischen Landtag.
■ Listenplatz 1: Sabine Zimmermann | Die 63-Jährige ist Landesvorsitzende des BSW in Sachsen. Von 2005 bis 2021 saß sie für die PDS im Bundestag, die sich 2007 in Die Linke umbenannte. Politisch aktiv wurde sie ab 1992 im Deutschen Gewerkschaftsbund. Bereits fünf Jahre später wurde sie DGB-Vorsitzende in der Region VogtlandZwickau. SED-Mitglied war sie nicht. Die erste Partei, der sie sich anschloss, war die SPD. Zehn Jahre gehörte die Baustofftechnologin der Partei an und saß 2004 als Nachrückerin sogar schon einmal für die SPD wenige Monate im sächsischen Landtag. Ein Jahr später trat sie aus Protest gegen die Agenda 2010 von SPD-Kanzler Gerhard Schröder aus der SPD wieder aus. Die PDS bot ihr an, auf ihrer offenen Liste für den Bundestag zu kandidieren. 2021 stellte Die Linke die immer noch aktive Gewerkschafterin nicht mehr auf.
■ Platz 2: Jörg Scheibe | Der Co-Vorsitzende des Landesverbands und Spitzenkandidat zur Landtagswahl war nie Mitglied der Linken. Der 62-Jährige war jedoch nach eigenen Angaben kurz vor der Wende 1989 Kandidat der SED. Sofort eintreten konnte man damals nicht. Richtiges Mitglied ist er nicht mehr geworden. Politisch aktiv war der Unternehmer bis Anfang dieses Jahres nicht. Er betreibt ein Planungsbüro in Chemnitz. Scheibe wird intern Wirtschaftskompetenz zugeschrieben. Aufgrund seines selbstbewussten Auftretens und Führungsqualitäten werden ihm auch verantwortungsvolle Ämter zugetraut.
■ Platz 3: Doreen Voigt | Die 40-jährige Sozialpädagogin aus Leipzig leitete zuletzt das Referat Sucht und Sozialpsychiatrie beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen. Entsprechend ist Sozialpolitik ihr Bereich. So hat sie sich zum Beispiel vorgenommen, sachsenweit Selbsthilfegruppen für Angehörige von psychisch Kranken mitaufzubauen. Ihr Herz schlage für Systemsprenger, sagt sie. Und für Sahra Wagenknecht: Alle ihre Bücher habe sie gelesen. Erfahrungen in politischen Auseinandersetzungen hat Doreen Voigt jedoch nicht. Ein halbes Jahr war sie bei der Jungen Union – ein „kleiner Fehltritt“mit 18 Jahren.
■ Platz 4: Ronny Kupke | Der Mittvierziger ist Vorsitzender des Gesamtpersonalrats der AOK Plus und für rund 7.000 Beschäftigte zuständig. Der Chemnitzer ist aktives Mitglied der Gewerkschaft Verdi, hat bislang aber keiner Partei angehört. Zur Kommunalwahl im April 2024 wurde er bereits in den Chemnitzer Stadtrat gewählt. Dass er den Bereich Gesundheitspolitik/Kliniken abdecken soll, ist naheliegend.
■ Platz 5: Lutz Richter | Der 50-Jährige war 25 Jahre lang für PDS und Die Linke aktiv. Von 2014 bis 2019 saß er für die Partei auch im Landtag, war unter anderem Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss. Seit 1990 ist er Kreisrat im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und war Linken-Kreisvorsitzender. In dieser Funktion habe er sich immer wieder mit dem Landesvorstand über die politische Ausrichtung gestritten. Die Probleme der Bevölkerung im ländlichen Raum seien zusehends in den Hintergrund geraten, sagt er.
■ Platz 6: Uta Knebel | Die 59-Jährige hat die längste Karriere in der früheren Linkspartei. Schon zu DDR-Zeiten war sie Mitglied in der SED, nach der Wende in der PDS bzw. Die Linke. Sie ist Kreisrätin in Meißen und war bis zuletzt Fraktionsvorsitzende für Die Linke im Stadtrat von Riesa. Anfang des Jahres 2024 wechselte sie zum BSW und schaffte es so im vierten Anlauf in den Landtag. Die studierte Ökonomin gilt als Finanzexpertin beim BSW. Sie war Mitarbeiterin der Landtagsfraktion der Linken, Kreisvorsitzende in Meißen und Vorsitzende des Mietervereins Saxonia.
■ Platz 7: Lars Wurzler | Der Lehrer an einer Förderschule in Pirna gilt als Bildungspolitiker. Er arbeitet auch als Seminarleiter für Quereinsteiger in den Lehrerberuf an der TU Leipzig. Politisch öffentlich in Erscheinung getreten ist er aber noch nicht. Auditorien scheuen ihn nicht. Redegewandt hat er schnell die BSW-Mitstreiter überzeugt. Wurzler kann als Reserveoffizier im Katastrophenfall öffentlichen Einrichtungen zugeordnet werden.
■ Platz 8: Bernd Rudolph | Der Zwickauer ist erfahrener Kommunalpolitiker. Viele Jahre saß er als Parteiloser für die PDS und Die Linke im Stadtrat und war sogar Fraktionsvorsitzender. Der 62-jährige Polizeibeamte a.D. ist 2021 in die Linkspartei eingetreten, um Anfang 2024 wieder auszutreten. Mit drei weiteren abtrünnigen Linke-Stadträten
bildete er eine der ersten BSW-Fraktionen in einer Kommune in Deutschland.
■ Platz 9: Janina Pfau | Die 40-Jährige aus dem Vogtland gehört neben Zimmermann und Richter zu den Politprofis der Fraktion. Die Politikwissenschaftlerin ist 2004 in die PDS eingetreten, war von 2014 bis 2019 Landtagsabgeordnete und Landesgeschäftsführerin der Partei. Seit ihrem Wechsel zum BSW Anfang dieses Jahres ist sie als Koordinatorin des Landesverbands tätig, die bislang einzige, über Spenden finanzierte Stelle des BSW Sachsens.
■ Platz 10: Ingolf Huhn | Der 1955 in Magdeburg geborene Huhn ist der Älteste in der BSW-Fraktion. Von 1998 bis 2021 war er als Intendant der Theater in Freiberg, PlauenZwickau und zuletzt in Annaberg-Buchholz tätig. Jetzt ist er Rentner, hat unter Kulturschaffenden in Sachsen einen guten Ruf. Er gilt als Netzwerker und ist nicht dafür bekannt zu polarisieren. Er war zwar in keiner Partei, hat aber dennoch Erfahrungen mit Politikern. Zehn Jahre war er Mitglied des Sächsischen Kultursenats.
■ Platz 11: Nico Rudolph | Der 1989 geborene Chemnitzer war bis 2021 Mitglied der Linken und im Stadtvorstand. Dann trat er aus. Insbesondere kritisierte er das Agieren der Linken in Bezug auf die Corona-Maßnahmen. Die Aufarbeitung der CoronaMaßnahmen ist eines seiner Themen.
■ Platz 12: Ines Biebrach | Die Rechtsanwältin ist politisch bislang nicht in Erscheinung
getreten. Justiz und Innenpolitik sind für sie von Berufs wegen politische Steckenpferde. Sie gilt als Bewunderin der Rhetorik von Wagenknecht. Über einen regionalen Unterstützerstammtisch für das BSW in der Oberlausitz fand sie Kontakt zu den Parteiorganisatoren.
■ Platz 13: Jens Hentschel-Thöricht | Auch er hat eine Linken-Vergangenheit und war Fraktionschef im Stadtrat von Zittau. Seit 2020 ist er im öffentlichen Dienst bei der Stadt Seifhennersdorf im Ordnungsamt angestellt. Zuvor arbeitete er für Abgeordnete der Linken. Zum Jahreswechsel trat er aus der Linkspartei aus.
■ Platz 14: Ulf Lange | Der Erzgebirger hat kommunalpolitische Erfahrungen als Fraktionsvorsitzender der Wählervereinigung „Initiative für Auerbach“im dortigen Gemeinderat. Er war zuletzt als Energiemanager der Gemeinden Auerbach und Burkhardtsdorf im Vogtland sowie in der Gemeindeverwaltung für den Fachbereich Investitionen/Bau/Liegenschaften tätig.
■ Platz 15: Ralf Böhme | Der Dresdner gehört zu jenen, die erst seit Kurzem politisch aktiv sind. Der Unternehmer aus der Baubranche ist sofort in den ersten BSWLandesvorstand gewählt worden. In Dresden ist er Vorsitzender der ersten BSWStadtratsfraktion. Böhme hat sich voriges Jahr auch in den Vorstand des Sportvereins Borea Dresden wählen lassen. Sportpolitik könnte sein Aktionsbereich werden.
Dresden. Bürger können am 3. Oktober bei der Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit im Landtag in Dresden als Gäste dabei sein. Nötig ist aber eine Anmeldung vorher. Beginn ist um 10 Uhr, teilte der Landtag mit. Die Plätze seien begrenzt, sie würden nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben, hieß es. Wer teilnehmen will, kann sich bis 25. September per Mail an die Adresse protokoll@slt.sachsen.de anmelden. In der Mail müssen der vollständige Name, das Geburtsdatum und die Anschrift angegeben werden. Der Festakt wird auch live auf dem Youtube-Kanal des Landtags übertragen. Teilnehmen werden Abgeordnete des Landtags und des Bundestags, Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes und der Staatsregierung sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Festredner ist Matthias Grünberg, der Präsident des sächsischen Verfassungsgerichts. Musikalisch begleitet wird der Festakt vom Männer-Oktett des Chorensembles Sonus Aeternus aus Dresden. (dpa)