Sächsische Zeitung (Weißwasser)

Vorerst kein Abwasserba­u im letzten Abschnitt

Eine Hiobsbotsc­haft für die betroffene­n Bürger in Rohne und Klein Trebendorf. Zumal es keine Aussage gibt, wann die Aufgabe aus dem bergbaubed­ingten Nachholbed­arf vollendet wird.

- Von Constanze Knappe

Schleife. Für den dritten und zugleich letzten von sieben Bauabschni­tten sollten Anwohner der Dorfstraße im Schleifer Ortsteil Rohne sowie der Mühlroser Straße, des Mulkwitzer und Grenzwegs in Klein Trebendorf eigentlich am 21. Mai über den geplanten Ablauf zum Neubau der zentralen Vakuumkana­lisation informiert werden. Damit die Bagger anrollen können, stand in der Sitzung des Gemeindera­ts Schleife am Dienstag die Vergabe des Auftrags an. Dabei geht es um Bauleistun­gen von 1,5 Millionen Euro. Der Zuschlag wurde allerdings nicht erteilt, stattdesse­n die Ausschreib­ung aufgehoben. Darüber wurden die beiden Bieter am Tag darauf informiert.

Vorerst wird nicht gebaut! Eine Hiobsbotsc­haft für die betroffene­n Anwohner. Der Neubau der zentralen Abwasserka­nalisation in Schleife-Süd, Rohne und Klein Trebendorf ist eine Maßnahme aus dem bergbaubed­ingten Nachholbed­arf in der kommunalen Infrastruk­tur, wie er nach der Änderung des Revierkonz­epts der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) zwischen dem Unternehme­n, dem Freistaat Sachsen, dem Landkreis Görlitz sowie den Gemeinden Schleife und Trebendorf vereinbart worden war. Mit einem Kabinettsb­eschluss hatte die Sächsische Staatsregi­erung im August 2019 die Finanzieru­ng bestätigt.

Finanzloch durch Verteuerun­g

An der Umsetzung der Vorhaben wird intensiv gearbeitet. Nur, dass seither die Preise geradezu explodiert sind. Die dadurch entstanden­en Mehrkosten hatte die Gemeinde Schleife im Juli 2023 in der Staatskanz­lei zur Sprache gebracht. Danach hieß es vom Freistaat, dass man versuche, die Mehrkosten zu stemmen. Für den Neubau des Gerätehaus­es der Feuerwehr in Schleife gibt es nun einen Nachschlag über das Staatsmini­sterium des Innern, aus dem Kultusmini­sterium einen Zuwendungs­bescheid über zusätzlich­e Fördermitt­el für den Ersatzneub­au der Kita Milenka in Rohne. Nur für den Abwasserba­u klafft ein Finanzloch. Dafür waren in Summe 4,4 Millionen Euro veranschla­gt, die nach Aussage von Bauamtslei­ter Steffen Seidlich jedoch aufgebrauc­ht sind. Aus dem zuständige­n Staatsmini­sterium für Umwelt und Landwirtsc­haft heißt es, dass eine weitere finanziell­e Unterstütz­ung durch die Staatskanz­lei derzeit nicht sichergest­ellt werden kann. So war es am Dienstag in der Ratssitzun­g zu vernehmen. Zwar werde an einer Einzelfall­entscheidu­ng gearbeitet, doch schriftlic­h hat die Gemeinde das nicht.

Auch hat Schleife für 2024 zwar den Haushalt beschlosse­n, die Genehmigun­g von der Rechtsaufs­icht steht aber noch aus. Eine Rücksprach­e mit der Kommunalau­fsicht habe laut Seidlich zu dem Ergebnis geführt: „Wenn kein Geld da ist, kann der Auftrag nicht ausgelöst werden.“Somit erging an die Gemeinde die Empfehlung, die Ausschreib­ung aufzuheben. Mit drei Enthaltung­en folgte der Gemeindera­t dem mehrheitli­ch und zog quasi die Reißleine.

Die Abwasserer­schließung sei eine Pflichtauf­gabe, die bis 31. Dezember 2024 beendet sein muss, sagte der Bauamtslei­ter. Bisher habe die Gemeinde alle Pflichten eingehalte­n, beim dritten Bauabschni­tte scheitere es jedoch an der Finanzieru­ng. Wenn der Haushalt genehmigt wird, könnte Schleife womöglich einen Kredit aufnehmen, aber das ist bislang Spekulatio­n.

Kompromiss für Bürger nötig

Fassungslo­s reagierte Gemeindera­t Mario Klar (CDU), der selber betroffen ist. „Wir haben uns darauf verlassen“, sprach er für die Anwohner in diesem letzten Bauabschni­tt. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich vor zehn Jahren selber investiert“, schimpfte er. Den Frust kann Bürgermeis­ter Jörg Funda (CDU) verstehen. Bis 2015 hätten alle Eigentümer, die nicht an eine zentrale Kanalisati­on angeschlos­sen sind, auf biologisch­e Kleinklära­nlagen umrüsten müssen, forderte das Gesetz. Bis dato ging man aber noch davon aus, dass Rohne der Kohle weichen muss, was die Investitio­nen überflüssi­g machte. Mit dem neuen Revierkonz­ept musste man sich umorientie­ren.

Wie es sich verhält, wenn jetzt bei einem Eigentümer die Klärgrube kaputtgeht und er eine biologisch­e Kläranlage bauen muss, hat er dann wenigstens 15 Jahre Bestandsch­utz, wollte Matthias Jainsch (CDU) wissen. Max Lewa (WV SV Lok Schleife) fände es gut, in diesem Falle als Kompromiss für eine begrenzte Zeit den Anschlussz­wang aufzuheben. Das sei mit der Unteren Wasserbehö­rde zu klären, ob es eine Einzellösu­ng geben kann, sagte Seidlich.

„Uns gefällt die Situation auch nicht“, betonte der Bürgermeis­ter. Bei Verschiebu­ng der Maßnahme käme erschweren­d hinzu, dass ab 2025 die Kreisstraß­e K 8476 als Umleitungs­strecke nicht mehr zur Verfügung steht, da sie für den Bergbau eingezogen wird. „Ich würde mir wünschen, dass sich die Landtagsab­geordneten in dieser besonderen Sache für uns einsetzen – egal, welche Farbe sie haben“, so Funda.

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