Sächsische Zeitung (Weißwasser)

Die Mieten steigen – sieben Dresdner Stadtteile jetzt bei über neun Euro

Die Mietpreise haben 2023 einen Rekord erzielt. Wie es in den Stadtteile­n aussieht, ob es sich im Umland sparen lässt und wonach Vermieter neue Mieter auswählen.

- Von Sandro Pohl-Rahrisch

Mindestens 40.000 Dresdner dürften dieses Jahr wieder innerhalb der Stadt umziehen. Hinzu kommen Tausende NeuDresdne­r, die sich nach einer Wohnung umschauen. Sollte Geld dabei eine Rolle spielen, lohnt sich ein Blick auf die Mietpreise in den einzelnen Stadtteile­n. Denn in sieben Stadtteile­n ist die Angebotsmi­ete im vergangene­n Jahr auf über neun Euro pro Quadratmet­er gestiegen, wie eine Auswertung der SZ ergibt.

???In welchen Stadtteile­n kostet die Miete über neun Euro?

Erstmals kletterte die Angebotsmi­ete in den Stadtteile­n Äußere Neustadt (9,03 Euro) und Blasewitz (9,07 Euro) über die Neun-Euro-Marke. Das geht aus den Zahlen des Maklerport­als Immobilien­scout24 hervor. Die Preise dort basieren auf Inseraten, die über das Portal aufgegeben wurden. Dabei handelt es sich also um Neu- und Weiterverm­ietungen.

Die Neun-Euro-Marke hatten im Jahr zuvor bereits die Innere Neustadt, die Seevorstad­t-Ost, Loschwitz/Wachwitz und die Wilsdruffe­r Vorstadt überschrit­ten. Das teuerste Pflaster ist Dresdens Innere Altstadt. Dort zahlen Mieter im Schnitt nun erstmals mehr als zehn Euro: 10,06 Euro.

Noch ist das erste Quartal 2024 zwar nicht vorüber. Allerdings deuten die aktuellen Angebotsmi­eten darauf hin, dass weitere Stadtteile bis März die Neun-Euro-Marke knacken werden. Kandidaten sind die Pirnaische Vorstadt, Bühlau/Weißer Hirsch sowie der TU-Stadtteil Südvorstad­t-Ost.

Ist der Wohnraum dort besonders knapp?

Nein. Beispiel Innere Altstadt: Von den rund 2.000 vorhandene­n Wohnungen dort standen laut Stadtverwa­ltung Ende 2022 etwa 16 Prozent leer. In Loschwitz/Wachwitz hatten elf Prozent keine Bewohner, in der Inneren Neustadt waren es genauso viele. Zum Vergleich: Dresdenwei­t lag die Leerstands­quote bei sieben Prozent.

In der Inneren Altstadt dürften Neubauwohn­ungen den Durchschni­ttspreis nach oben gezogen haben. In den vergangene­n Jahren ist unter anderem am Neumarkt, am Postplatz und am Altmarkt gebaut worden. Auch in der Inneren Neustadt sind einige neue Wohnungen dazugekomm­en.

Nach welchen Kriterien werden Wohnungen vergeben?

Immobilien­scout24 hat mehr als 1.400 Vermieter in Deutschlan­d gefragt, an wen sie am liebsten vermieten, sofern sie die Wahl haben, es also mehrere Bewerber für eine Wohnung gibt. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass nicht nur harte Fakten wie Einkommen, Beruf und Bonität zählen, sondern auch der persönlich­e Eindruck ausschlagg­ebend ist“, sagt ImmoscoutC­hefin Gesa Crockford.

Auf die Frage, an wen am liebsten vermietet wird, nennen mehr als die Hälfte der Befragten Singles. Noch beliebter sind Paare mit knapp zwei Drittel der Stimmen. Mit etwa einem Drittel der Stimmen landen Familien auf Platz 3. Rentner haben bei rund 22 Prozent der Vermieter eine gute Chance, Studierend­e hingehen nur bei elf Prozent. Schwerer haben es Alleinerzi­ehende mit Kind sowie Wohngemein­schaften, für die sich nur zehn bzw. vier Prozent entscheide­n. Der persönlich­e Eindruck zähle am stärksten, geben die Befragten an. Ein geregeltes Einkommen, eine ausgefüllt­e Mieterselb­stauskunft und ein Bonitätsna­chweis

folgen dahinter.

?Steigen die Mietpreise schneller als in den vergangene­n Jahren?

Nein. Auf ganz Dresden geschaut, ist die Angebotsmi­ete zwischen dem vierten Quartal 2022 und dem vierten Quartal 2023 von 8,21 Euro auf durchschni­ttlich 8,36 Euro geklettert – plus 1,8 Prozent. Damit hat sich der Preisansti­eg spürbar abgeschwäc­ht. 2022 ging es laut Immobilien­scout24 noch um durchschni­ttlich 4,5 Prozent nach oben, 2021 um 2,9 Prozent.

??Wo sind die Mieten erschwingl­icher?

Unter oder im Dresden-Durchschni­tt von 8,36 Euro liegen noch 27 Stadtteile, also weniger als die Hälfte. In zwölf Stadtteile­n verlangen Vermieter im Schnitt sogar unter acht Euro pro Quadratmet­er. Das ist unter anderem in Briesnitz (7,90 Euro), Lockwitz (7,89 Euro), Weißig (7,87 Euro), Leuben (7,86 Euro) und Großzschac­hwitz (7,80 Euro) der Fall. Am Stadtrand kann man tendenziel­l also günstiger leben. Die niedrigste­n Mieten werden in Gorbitz und Prohlis aufgerufen (zwischen 6,95 und 7,54 Euro), allerdings haben sich die Preise dort im vergangene­n Jahr am dynamischs­ten entwickelt. Im nördlichen Gorbitz kletterte der Quadratmet­erpreis um 2,8 Prozent, im südlichen Gorbitz um 2,7 Prozent. Das waren die stärksten Anstiege in ganz Dresden. Diese Viertel holen auf. Die geringsten Preisansti­ege verzeichne­te Immobilien­scout24 in den nördlichen Stadtteile­n Hellerau/Wilschdorf, Klotzsche (beide plus 0,6 Prozent), Trachau und Pieschen-Nord/Trachenber­g (plus 1,2 Prozent).

Sind die Mietpreise im Umland günstiger?

Ja, bis auf eine Ausnahme. Noch teurer als in Dresden sind die Mieten in Radebeul. Der Quadratmet­er kostet dort im Schnitt 8,80 Euro, das sind noch einmal 44 Cent mehr als in der Landeshaup­tstadt. Ähnlich teuer wie in Dresden wohnt es sich in der Gemeinde Moritzburg (8,29 Euro).

In den anderen Umland-Städten und -Gemeinden kosteten inserierte Wohnungen Ende 2023 durchschni­ttlich weniger als acht Euro. Dürrröhrsd­orf-Dittersbac­h (6,58 Euro), Klipphause­n (6,81 Euro), Großröhrsd­orf (6,78 Euro), Pirna (6,86 Euro) und Heidenau (6,95 Euro) sind preislich gute Alternativ­en zu einer Wohnung in Dresden. Tatsächlic­h haben 2023 rund 7.400 Dresdner die Umzugskist­en gepackt und sind ins Umland gezogen.

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Foto: René Meinig Das Zentrum gehört zu den teuersten Pflastern für Mieter in Dresden. Etwas erschwingl­icher ist es an den Stadtrände­rn.
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