Kommen Windräder nach Niegeroda oder in die Nähe?
Zu einer Dialogveranstaltung hatte der Energieparkentwickler UKA Meißen eingeladen. Im Hintergrund arbeitet der Gemeinderat, um einen Windpark zu verhindern.
Die Dialogveranstaltung zum Windkraftprojekt Niegeroda war nach Teilnehmerangaben schlecht besucht. Doch die Unruhe in den umliegenden Ortsteilen ist zu spüren: Wird die UKA Meißen drei bis vier hohe Windräder hier bauen? Oder können sich die Gegner behaupten? Das war jüngst auch Grundtenor im Gemeinderat, der zur Flächenausweisung diskutierte.
Was ist der Stand? Auf jetzt landwirtschaftlich genutzter Fläche sollen laut UKA maximal vier Windenergieanlagen mit einer Leistung von circa 6,8 Megawatt, einer Nabenhöhe von 179 Metern, einem Rotordurchmesser von 175 Metern und einer Gesamthöhe von 266,5 Metern entstehen. Die UKA verspricht, 20.000 Haushalte mit Strom versorgen zu können. Bis zu 34.000 Tonnen könnten jährlich an Kohlendioxid eingespart werden, so der Betreiber. Die Windräder sollen südlich der Ortschaft Niegeroda aufgestellt werden.
Die Potenzialfläche werde im Norden, Osten und Westen durch den 1.000-MeterPufferabstand zum Siedlungsbereich und im Süden durch das Waldgebiet des Raschütz begrenzt. Die UKA-Niederlassung Mitteldeutschland projektiere in diesem Gebiet bereits unter der internen Bezeichnung „Windenergieprojekt Niegeroda“, so Sprecherin Nancy Dönert.
Ein naturschutzfachliches Gutachten stelle sicher, „dass die Windenergienutzung im Einklang mit der Pflanzen- und Tierwelt geschieht“. Alle Schutzabstände würden entsprechend der tierökologischen Abstandskriterien eingehalten. Eingriffe in Natur und Landschaft müssten laut Bundesnaturschutzgesetz ausgeglichen oder ersetzt werden. Laut UKA würde das sicherstellen, „dass die Funktionen des Naturhaushaltes erhalten bleiben“.
Was die Lampertswalder Gemeinderäte vor allem kritisch sehen, sind die Auswirkungen der riesigen Anlagen auf die Anwohner. Die Gemeinderäte Sven Wiedemann-Schulze und Sebastian Schumann erläutern, dass sich ihrer Kenntnis nach ein ganzer Gürtel mit Windrädern – es ist von 77 Anlagen die Rede – bis zur B101 bei Strauch hinziehen soll. Das deckt sich mit Recherchen der Stadtverwaltung Großenhain, deren Gebiet auch betroffen wäre. Der Großenhainer Stadtrat lehnte eine Zustimmung dazu ab. „Bis 2025 will die UKA Planungsrecht haben, ab 2026 könnte sie bauen“, so Wiedemann-Schulze. Mehrere Firmen würden sich an dem Windpark beteiligen. Laut dem Gemeinderat entspricht die Höhe der Windräder der achtfachen Höhe des Raschützwaldes. Die Folgen seien nicht in einer Generation auszubaden, prognostiziert der Weißiger.
„Immense Summen“locken
Bürgermeister René Venus sagte, dass die Projektentwickler die Landeigentümer mit „immensen Summen“locken. Es haben wohl schon Besitzer Vorverträge unterschrieben. Ein Bauantrag liege aber noch nicht vor, so Venus. Er weiß, dass es selbst für den Raschützwald schon Anfragen für Windräder gibt. Waldbesitzer Strasser würde sich aber „bedeckt halten“. Auch zwischen Blochwitz und Ortrand werde geplant. Dort sei man „schon weit mit den Unterschriften“, informierte der Bürgermeister seine Räte.
Auf der einen Seite ist der Gemeinde klar, dass insbesondere Laminatriese Kronospan in Lampertswalde günstigen Strom braucht. Auch die finanzklamme Gemeinde
Hier hat die Großenhainer Stadtverwaltung Aktivitäten von Windkraft-Projektentwicklern ausgemacht.
Quelle: Stadtverwaltung
Großenhain
soll nach dem politischen Willen auf ihre Kosten kommen. Die Rede ist von 104.000 Euro bei einer Beteiligung von 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Andererseits lehnt man die „Häppchentaktik“der UKA ab. „Wir müssen uns frühzeitig einschalten“, forderte Gemeinderätin Manja Wenzel. Und sprach sich damit gegen ein „Aussitzen“aus.
Also muss der Gemeinderat aktiv werden und einen Beschluss fassen. Die Kommune ist zwar verpflichtet, bis 2027 zwei Prozent ihrer Fläche als Windvorranggebiet auszuweisen. Sie will das Geschehen aber aktiv steuern, indem nicht 1.000 Meter, sondern 1.500 Meter Abstand in der Kommune vorgeschrieben werden. „Wir werden Regeln aufschreiben, nach denen wir spielen wollen“, geben sich die Lampertswalder Räte offensiv. So werde die Gemeinde trotzdem ihrer Pflicht gerecht und müsse nicht später das vereinfachte Baurecht ohne eigenen Einfluss akzeptieren. Ein Arbeitskreis soll Alternativflächen vorschlagen, die Bevölkerung soll rechtzeitig informiert werden. Auch will der Bürgermeister mit dem Landkreis kooperieren. Die Gemeinderatsliste Raschütz, auf der u.a. Sebastian Schumann, Sven Wiedemann-Schulze und Manja Wenzel am 9. Juni für den Gemeinderat kandidieren, enthält die eindeutige Aussage: „Gegen Windkraft und Zerstörung unserer Natur/Landschaft/Heimat.“