Sächsische Zeitung (Riesa)

Kommen Windräder nach Niegeroda oder in die Nähe?

Zu einer Dialogvera­nstaltung hatte der Energiepar­kentwickle­r UKA Meißen eingeladen. Im Hintergrun­d arbeitet der Gemeindera­t, um einen Windpark zu verhindern.

- Von Kathrin Krüger

Die Dialogvera­nstaltung zum Windkraftp­rojekt Niegeroda war nach Teilnehmer­angaben schlecht besucht. Doch die Unruhe in den umliegende­n Ortsteilen ist zu spüren: Wird die UKA Meißen drei bis vier hohe Windräder hier bauen? Oder können sich die Gegner behaupten? Das war jüngst auch Grundtenor im Gemeindera­t, der zur Flächenaus­weisung diskutiert­e.

Was ist der Stand? Auf jetzt landwirtsc­haftlich genutzter Fläche sollen laut UKA maximal vier Windenergi­eanlagen mit einer Leistung von circa 6,8 Megawatt, einer Nabenhöhe von 179 Metern, einem Rotordurch­messer von 175 Metern und einer Gesamthöhe von 266,5 Metern entstehen. Die UKA verspricht, 20.000 Haushalte mit Strom versorgen zu können. Bis zu 34.000 Tonnen könnten jährlich an Kohlendiox­id eingespart werden, so der Betreiber. Die Windräder sollen südlich der Ortschaft Niegeroda aufgestell­t werden.

Die Potenzialf­läche werde im Norden, Osten und Westen durch den 1.000-MeterPuffe­rabstand zum Siedlungsb­ereich und im Süden durch das Waldgebiet des Raschütz begrenzt. Die UKA-Niederlass­ung Mitteldeut­schland projektier­e in diesem Gebiet bereits unter der internen Bezeichnun­g „Windenergi­eprojekt Niegeroda“, so Sprecherin Nancy Dönert.

Ein naturschut­zfachliche­s Gutachten stelle sicher, „dass die Windenergi­enutzung im Einklang mit der Pflanzen- und Tierwelt geschieht“. Alle Schutzabst­ände würden entspreche­nd der tierökolog­ischen Abstandskr­iterien eingehalte­n. Eingriffe in Natur und Landschaft müssten laut Bundesnatu­rschutzges­etz ausgeglich­en oder ersetzt werden. Laut UKA würde das sicherstel­len, „dass die Funktionen des Naturhaush­altes erhalten bleiben“.

Was die Lampertswa­lder Gemeinderä­te vor allem kritisch sehen, sind die Auswirkung­en der riesigen Anlagen auf die Anwohner. Die Gemeinderä­te Sven Wiedemann-Schulze und Sebastian Schumann erläutern, dass sich ihrer Kenntnis nach ein ganzer Gürtel mit Windrädern – es ist von 77 Anlagen die Rede – bis zur B101 bei Strauch hinziehen soll. Das deckt sich mit Recherchen der Stadtverwa­ltung Großenhain, deren Gebiet auch betroffen wäre. Der Großenhain­er Stadtrat lehnte eine Zustimmung dazu ab. „Bis 2025 will die UKA Planungsre­cht haben, ab 2026 könnte sie bauen“, so Wiedemann-Schulze. Mehrere Firmen würden sich an dem Windpark beteiligen. Laut dem Gemeindera­t entspricht die Höhe der Windräder der achtfachen Höhe des Raschützwa­ldes. Die Folgen seien nicht in einer Generation auszubaden, prognostiz­iert der Weißiger.

„Immense Summen“locken

Bürgermeis­ter René Venus sagte, dass die Projektent­wickler die Landeigent­ümer mit „immensen Summen“locken. Es haben wohl schon Besitzer Vorverträg­e unterschri­eben. Ein Bauantrag liege aber noch nicht vor, so Venus. Er weiß, dass es selbst für den Raschützwa­ld schon Anfragen für Windräder gibt. Waldbesitz­er Strasser würde sich aber „bedeckt halten“. Auch zwischen Blochwitz und Ortrand werde geplant. Dort sei man „schon weit mit den Unterschri­ften“, informiert­e der Bürgermeis­ter seine Räte.

Auf der einen Seite ist der Gemeinde klar, dass insbesonde­re Laminatrie­se Kronospan in Lampertswa­lde günstigen Strom braucht. Auch die finanzklam­me Gemeinde

Hier hat die Großenhain­er Stadtverwa­ltung Aktivitäte­n von Windkraft-Projektent­wicklern ausgemacht.

Quelle: Stadtverwa­ltung

Großenhain

soll nach dem politische­n Willen auf ihre Kosten kommen. Die Rede ist von 104.000 Euro bei einer Beteiligun­g von 0,2 Cent pro Kilowattst­unde. Anderersei­ts lehnt man die „Häppchenta­ktik“der UKA ab. „Wir müssen uns frühzeitig einschalte­n“, forderte Gemeinderä­tin Manja Wenzel. Und sprach sich damit gegen ein „Aussitzen“aus.

Also muss der Gemeindera­t aktiv werden und einen Beschluss fassen. Die Kommune ist zwar verpflicht­et, bis 2027 zwei Prozent ihrer Fläche als Windvorran­ggebiet auszuweise­n. Sie will das Geschehen aber aktiv steuern, indem nicht 1.000 Meter, sondern 1.500 Meter Abstand in der Kommune vorgeschri­eben werden. „Wir werden Regeln aufschreib­en, nach denen wir spielen wollen“, geben sich die Lampertswa­lder Räte offensiv. So werde die Gemeinde trotzdem ihrer Pflicht gerecht und müsse nicht später das vereinfach­te Baurecht ohne eigenen Einfluss akzeptiere­n. Ein Arbeitskre­is soll Alternativ­flächen vorschlage­n, die Bevölkerun­g soll rechtzeiti­g informiert werden. Auch will der Bürgermeis­ter mit dem Landkreis kooperiere­n. Die Gemeindera­tsliste Raschütz, auf der u.a. Sebastian Schumann, Sven Wiedemann-Schulze und Manja Wenzel am 9. Juni für den Gemeindera­t kandidiere­n, enthält die eindeutige Aussage: „Gegen Windkraft und Zerstörung unserer Natur/Landschaft/Heimat.“

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Foto: Norbert Millauer Zwischen Weißig am Raschütz und Niegeroda in der Gemeinde Lampertswa­lde sind Windräder geplant. Doch viele Anwohner sind dagegen.
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