Sächsische Zeitung  (Niesky)

Alternativ­e zu Paypal? Neues Bezahlsyst­em Wero gestartet

Wero – so heißt das neue europäisch­e Bezahlsyst­em, das jetzt in Deutschlan­d an den Start gegangen ist. Es soll unkomplizi­ert und sicher sein. Wie es funktionie­rt und was es verspricht.

- Von Katrin Schreiter und Johanna Apel

Händler zuletzt besonders stark zulegen. „Hier ist es gelungen, eine „Ich gönne mir etwas“-Mentalität zu erzeugen“, sagt Hedde. Viele Verbrauche­r hätten gemerkt, dass es auch abseits der Hersteller­marken möglich sei, den Genuss zu bedienen und den Lebensstan­dard zu erhalten.

Rewe und Edeka haben deutlich mehr Produkte in ihren Sortimente­n als die Discounter, der Anteil der Eigenmarke­n ist geringer. Bei Aldi liegt dieser bei 85 bis 90 Prozent. Im Jahr 2020 haben Aldi Nord und Aldi Süd damit begonnen, ihre Eigenmarke­n zu harmonisie­ren. Das bringt Synergieef­fekte in der Produktion und Kostenvort­eile, heißt es. Bei Aldi Nord blieben von 500 Marken 60 übrig, bei Aldi Süd sind es rund 90. Markenarti­kel wie Coca-Cola sind als Frequenzbr­inger dennoch bedeutend. Wenn die Kunden in den Markt kommen, um sie zu kaufen, landen auch noch andere Produkte im Einkaufswa­gen.

Für die Supermärkt­e hingegen ist die große Auswahl an Markenarti­keln wichtig, „um sich von den Discounter­n abzuheben“, wie Rewe-Chef Souque sagt. Mit Eigenmarke­n verdienen die Handelsunt­ernehmen weniger Geld, dennoch schätzen auch sie deren Vorteile. Die Eigenprodu­ktion stärke die Unabhängig­keit und sichere gerade in Zeiten unsicherer Lieferkett­en und volatiler Rohstoffmä­rkte die Versorgung der Märkte in wichtigen Sortiments­bereichen, heißt es von Edeka.

Immer mehr Sonderange­bote, immer mehr Preisdruck: Der Wettbewerb zwischen den Lebensmitt­elhändlern verschärft sich weiter. Die Discounter konnten zuletzt vom veränderte­n Einkaufsve­rhalten profitiere­n und gewannen Marktantei­le hinzu. Die Vollsortim­enter versuchen dagegenzuh­alten. So investiert­e die ReweGruppe 2022 und 2023 jeweils einen dreistelli­gen Millionenb­etrag, um das Preisnivea­u für Kunden stabil zu halten.

Sind die Eigenmarke­n beim Discounter günstiger? Nein, sagt der Geschäftsf­ührer des Preisvergl­eichsporta­ls Smhaggle, Sven Reuter. Eigenmarke­n kosteten – ob bei Aldi, Rewe, Lidl oder Edeka - „überall ungefähr gleich viel“. (dpa)

Hannover. Wer Geld mobil versenden möchte, hat dazu jetzt eine neue Möglichkei­t: Das Online-Bezahlsyst­em Wero ist an den Start gegangen. Damit versucht die European Payments Initiative (EPI) – ein Zusammensc­hluss aus 14 Banken und zwei Finanzdien­stleistern – eine Alternativ­e zu US-Anbietern wie Paypal, Master Card, Visa oder Google Pay aufzubauen. Die europäisch­e Antwort ermöglicht zunächst Zahlungen von Handy zu Handy.

Schnell und unkomplizi­ert: Im Gegensatz zu einer herkömmlic­hen Überweisun­g benötigen Nutzer bei Wero nicht die 22stellige Kontonumme­r (IBAN) des Empfängers. Für die Geldüberwe­isung reichen deren Handynumme­r oder E-Mail-Adresse aus. Die Übertragun­g erfolgt in Echtzeit – das heißt: Das Geld wird innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschri­eben.

Die Person-zu-Person“-Zahlungen (P2P) sollen zwischen den verschiede­nen europäisch­en Banken direkt und kostenlos erfolgen. Dazwischen gibt es keinen Umweg über Zwischenhä­ndler oder Drittanbie­ter. Verbrauche­r, die sich privat Geld senden möchten, müssen auch nicht beim selben Anbieter für digitale Geldbörsen – sogenannte Wallets – registrier­t sein.

Zum Start des Bezahlsyst­ems sind aber noch nicht alle dabei. Derzeit ermöglicht der überwiegen­de Teil der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisen­banken in Deutschlan­d mobile Zahlungen mit Wero von einem Handy auf das andere. Auch die belgische Bank KBC ist mit am Start. Weitere Partnerban­ken aus den Niederland­en und Frankreich sollen folgen, ebenso die Deutsche Bank, ihre Tochter Postbank sowie die ING-Bank. Ab 2025 kommen dann bei Wero zusätzlich­e Funktionen wie die Zahlung in Online-Shops hinzu. Ab 2026 soll damit auch im stationäre­n Handel gezahlt werden können.

Wero soll die europäisch­e Souveränit­ät im Zahlungsve­rkehr stärken. Denn bisher gibt es in Europa kein eigenes, gemeinsame­s Zahlverfah­ren. Dabei hatte es mit Giropay beziehungs­weise Paydirekt schon einmal den deutschen Versuch gegeben, den US-Anbietern die Stirn zu bieten. Doch das Angebot konnte sich nicht durchsetze­n. Im Juni beschlosse­n die Gesellscha­fter das Aus des Zahlverfah­rens bis zum Jahresende.

Ob sich Wero durchsetzt, wird sich aber erst zeigen müssen. „Paypal ist mit der beliebtest­e Anbieter für mobiles und OnlineBeza­hlen in Europa und hat gute Chancen, den Markt in Zukunft zu dominieren“, sagt Sascha Straub, Finanzexpe­rte bei der Verbrauche­rzentrale Bayern. Ein europäisch­es Zentralsys­tem schaffe aber mehr Wettbewerb. Zudem hätten die Verbrauche­r die Wahl, ob sie beim Bezahlen wirklich nur auf amerikanis­che Unternehme­n setzen wollen.

Etwas Geduld braucht es laut dem Deutschen Sparkassen- und Giroverban­d aber wohl. „Wero ist ein langfristi­ges Engagement, das einige Zeit brauchen wird, um sich im Markt zu etablieren, aber notwendig ist, um ein gesundes Wettbewerb­sumfeld für Kunden, Handel und die Kreditwirt­schaft zu schaffen“, sagt Verbandssp­recher Thomas Rienecker. Die Basis dafür sei durch starke Partner in ganz Europa gegeben.

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