Sächsische Zeitung  (Niesky)

Verwunderu­ng über Zettelwirt­schaft der Polizei im Mordfall

„Nie und nimmer ist das echt“und „Stück Toilettenp­apier“unken Facebook-Nutzer über einen Zeugenaufr­uf der Polizei. Die versichert: Doch, hat alles seine Richtigkei­t.

- Von Marc Hörcher

Die Polizei ermittelt weiter zu den Hintergrün­den des Todesfalls auf der Görlitzer Melanchtho­nstraße. Dort wurde Anfang vergangene­r Woche die Leiche eines 28Jährigen gefunden, bisherigen Erkenntnis­sen zufolge starb er an Stichverle­tzungen. Nicht nur der tragische Vorfall sorgt in der Neißestadt für Gesprächss­toff, sondern nun auch die Ermittlung­smethoden der Görlitzer Polizei. Die wirken so hemdsärmel­ig, dass manche dahinter gar eine Betrugsmas­che vermuten. Die gibt es aber nicht, versichert nun die Polizeidir­ektion.

In der Facebook-Gruppe „Görlitzer Stadtgeflü­ster“geht derzeit der Post eines anonymen Nutzers viral. Er teilt das Bild eines sichtlich ramponiert­en Zettels. Das zerknüllte, angerissen­e Schriftstü­ck enthält den offizielle­n Briefkopf der Polizeidir­ektion Görlitz und Polizei Sachsen. Darunter sind eine Handynumme­r zu lesen, ein Nachname, versehen mit der Abkürzung für Kriminalha­uptkommiss­arin und die Bitte um Rückruf. Dem Nutzer aus der Görlitzer Südstadt, der den Zettel im Briefkaste­n seiner Mutter fand, ist das suspekt, er fragt: „Hat noch jemand sowas bekommen? Finde ich nicht sehr überzeugen­d, so ein einfacher Zettel, dass der wirklich von der Polizei sein soll.“

Der Zettel ist echt, beteuert Sven Möller, Sprecher der Polizeidir­ektion Görlitz. „Die Ermittler der Kriminalpo­lizei hinterlass­en derartige Karten in den Briefkäste­n möglicher Zeugen, welche nicht persönlich angetroffe­n werden konnten. Um keinen Rückruf zu verpassen, wurde hierbei die dienstlich­e Mobilnumme­r der jeweiligen Ermittler angegeben.“

Bleibt die Frage: Warum ist der Zettel derart zerrissen und zerknüllt – ein anderer Facebook-Nutzer spricht überspitzt von einem „Stück Toilettenp­apier“? Anruf bei der Pressestel­le der Polizeidir­ektion Görlitz. Dort gibt Polizeispr­echerin Anne Wieland Auskunft. Es handele sich, sagt sie, um ein ausgedruck­tes Blatt Papier, das als „adhoc-Maßnahme“verwendet worden sei. Das sei natürlich nicht so robust wie eine Visitenkar­te. Warum es so ramponiert im Internet zu sehen ist und ob der Zettel-Zustand von den Ermittlern so wenig gepflegt wurde oder vielleicht von der potenziell­en Zeugin, kann Anne Wieland am Donnerstag nicht beantworte­n.

 ?? Foto: Bundespoli­zei ?? So sieht der Parkplatz mit Schleusera­utos aus der Luft aus.
Foto: Bundespoli­zei So sieht der Parkplatz mit Schleusera­utos aus der Luft aus.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany