Verwunderung über Zettelwirtschaft der Polizei im Mordfall
„Nie und nimmer ist das echt“und „Stück Toilettenpapier“unken Facebook-Nutzer über einen Zeugenaufruf der Polizei. Die versichert: Doch, hat alles seine Richtigkeit.
Die Polizei ermittelt weiter zu den Hintergründen des Todesfalls auf der Görlitzer Melanchthonstraße. Dort wurde Anfang vergangener Woche die Leiche eines 28Jährigen gefunden, bisherigen Erkenntnissen zufolge starb er an Stichverletzungen. Nicht nur der tragische Vorfall sorgt in der Neißestadt für Gesprächsstoff, sondern nun auch die Ermittlungsmethoden der Görlitzer Polizei. Die wirken so hemdsärmelig, dass manche dahinter gar eine Betrugsmasche vermuten. Die gibt es aber nicht, versichert nun die Polizeidirektion.
In der Facebook-Gruppe „Görlitzer Stadtgeflüster“geht derzeit der Post eines anonymen Nutzers viral. Er teilt das Bild eines sichtlich ramponierten Zettels. Das zerknüllte, angerissene Schriftstück enthält den offiziellen Briefkopf der Polizeidirektion Görlitz und Polizei Sachsen. Darunter sind eine Handynummer zu lesen, ein Nachname, versehen mit der Abkürzung für Kriminalhauptkommissarin und die Bitte um Rückruf. Dem Nutzer aus der Görlitzer Südstadt, der den Zettel im Briefkasten seiner Mutter fand, ist das suspekt, er fragt: „Hat noch jemand sowas bekommen? Finde ich nicht sehr überzeugend, so ein einfacher Zettel, dass der wirklich von der Polizei sein soll.“
Der Zettel ist echt, beteuert Sven Möller, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. „Die Ermittler der Kriminalpolizei hinterlassen derartige Karten in den Briefkästen möglicher Zeugen, welche nicht persönlich angetroffen werden konnten. Um keinen Rückruf zu verpassen, wurde hierbei die dienstliche Mobilnummer der jeweiligen Ermittler angegeben.“
Bleibt die Frage: Warum ist der Zettel derart zerrissen und zerknüllt – ein anderer Facebook-Nutzer spricht überspitzt von einem „Stück Toilettenpapier“? Anruf bei der Pressestelle der Polizeidirektion Görlitz. Dort gibt Polizeisprecherin Anne Wieland Auskunft. Es handele sich, sagt sie, um ein ausgedrucktes Blatt Papier, das als „adhoc-Maßnahme“verwendet worden sei. Das sei natürlich nicht so robust wie eine Visitenkarte. Warum es so ramponiert im Internet zu sehen ist und ob der Zettel-Zustand von den Ermittlern so wenig gepflegt wurde oder vielleicht von der potenziellen Zeugin, kann Anne Wieland am Donnerstag nicht beantworten.