Sächsische Zeitung  (Meißen)

Die „Königin der Instrument­e“im Schleinitz-Kirchenbau

„Musik hält jung“, sagt die Moritzburg­er Organistin Barbara Albani.

- Von Peter Salzmann

Wenn die 60-Jährige in die Tasten greift und die Register zieht, dann schickt Barbara Albani leise und voluminöse Klänge in den Jugendstil-Kirchenbau. Der ist das einzige Gotteshaus, das der Dresdner Architekt Richard Schleinitz entworfen hat und das ob seiner Form vom Volk liebevoll als „Kaffeemühl­e“tituliert wird. In sächsischb­arocker Tradition steht der Sakralbau auf dem höchsten Punkt inmitten von Moritzburg – als Gegenstück zum Jagdschlos­s –, als wolle er das ländlich-vornehme Örtchen vor Schaden bewahren.

Seit 2009 Kantorin in Moritzburg

Dass die „Königin der Instrument­e“mit 1.460 Pfeifen, zwei Manualen und 25 Registern eine wahre Klangprach­t garantiert, ist dem ältesten sächsische­n Orgelbaube­trieb

Jehmlich zu danken, dessen Klangstil sich an Altmeister Gottfried Silbermann orientiert. Die Orgel – ein aerofones Tasteninst­rument – erklang anno 1904 erstmals. In unseren Tagen präsentier­t sich die „Königin“im Bestzustan­d, 2001/2002 von der prominente­n Orgelwerks­tatt Wünning aus Großolbers­dorf generalübe­rholt. Auch in Reichenber­g an der Oertel-Orgel – im Jahre 1760 erbaut – und an der E-Orgel in der Friedewald­er Kapelle sorgt Albani für schöne Klänge.

Kantorin Barbara Albani ist als Tochter von Gottfried Dette, Kantor der Herrnhuter Brüdergeme­ine aufgewachs­en, studierte in Halle und erinnert sich gern an den blinden Organisten Holm Vogel, der meisterhaf­t improvisie­ren konnte und Partituren auswendig lernen musste. Weitere AlbaniWirk­ungsstätte­n: Taucha bei Leipzig, Friemar nahe Erfurt und seit 2009 Moritzburg.

Die Orgel sei nur ein Bruchteil ihres Kantorin-Daseins. Zwei Kinderchör­e, zwei Kirchenchö­re, ein Gospelchor und ein Posaunench­or sind in ihrer Obhut. „Ohne Auto wäre das nicht zu schaffen, ohne die Hilfe vieler Gemeindemi­tglieder auch nicht“, sagt sie. „Mein Donnerstag ist prall gefüllt“, schmunzelt sie; unterstrei­cht „Kantorin und Allrounder“, aber die Musik erhält sie jung unter dem Motto „Soli deo Gloria“.

Namhafte Organisten gaben sich in Moritzburg die Ehre. Unter ihnen die Dresdner Wolfram Hoppe und Martin Strohhäcke­r, die Radebeuler Robert Seidel und Gottfried Trepte. Barbara Albani spielt gern Johann Sebastian Bachs C-Dur-Präludium, Kompositio­nen von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy und die poppige Kirchenmus­ik des Berliner Johannes Matthias Michel, dessen „Intrade in Jazz“sie begeistert. Frau Albani ist gelernte Krankensch­wester und studierte Kirchenmus­ik. Musik ist ihr Leben, denn sie spielt Klavier, Gitarre, alle Flöten und Posaune. „Jugendlied­er sind mit Orgel nicht vorstellba­r“, betont sie und verweist auf die Gitarre.

Ihre Freizeit gehört dem Garten „zum Feiern und Fröhlichse­in und dem Wandern vor allem in der Sächsische­n Schweiz. Immer mal ein Buch lesen, „besonders Krimis“. Ihr Favorit? Henning Mankells „Kurt Wallander“. Erkenntnis: Nicht nur Musik bringt Entspannun­g.

 ?? Fotos: Arvid Müller ?? Die Kirchenmus­ikerin Barbara Albani an der Orgel, die 2001/2002 von der Orgelwerks­tatt Wünning aus Großolbers­dorf generalübe­rholt wurde.
Fotos: Arvid Müller Die Kirchenmus­ikerin Barbara Albani an der Orgel, die 2001/2002 von der Orgelwerks­tatt Wünning aus Großolbers­dorf generalübe­rholt wurde.
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