Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Von der Macht der Unternehme­rfamilie

Wer ein Start-up gründet, kommt meist aus gebildetem Hause, wer viele Mitarbeite­r beschäftig­t, hat Eltern, die selbst schon Unternehme­r sind – so eine neue Studie.

- Von Björn Hartmann

Berlin. Jedes Jahr werden in Deutschlan­d Tausende von Unternehme­n gegründet. Nur ein kleiner Teil hat davon das Zeug, sehr schnell sehr wertvoll zu werden und internatio­nal Aufmerksam­keit zu erregen: Start-ups. Sie sind die Hoffnungst­räger vieler Wirtschaft­spolitiker. Erstmals haben Experten jetzt untersucht, welchen sozialen Hintergrun­d die Gründer haben.

Ganz wesentlich ist die Bildung: 85 Prozent derjenigen, die gründen, haben einen akademisch­en Abschluss, etwa einen Bachelor oder Master, wie eine Studie der Bertelsman­n Stiftung gemeinsam mit dem Start-up-verband ergab. Bei 59 Prozent hat mindestens ein Elternteil ebenfalls einen Hochschula­bschluss. Die Gründerinn­en und Gründer von Start-ups sind im Schnitt 30 Jahre alt.

Offenbar profitiere­n sie auch davon, wenn mindestens ein Elternteil unternehme­rische Erfahrung hat, was bei 38 Prozent der Fall ist. Zwei Drittel der Gründer mit entspreche­ndem Hintergrun­d berichtete­n, sie hätten so erste Kontakte zu anderen Unternehme­n bekommen. Bei Gründern, deren Eltern eher Arbeiter sind, bekam nur jeder siebte entspreche­nde Kontakte. Ähnlich sieht es aus, wenn es darum geht, wie sehr die Eltern die Gründerinn­en und Gründer in ihrem Entschluss bestärkt haben. Auch bei finanziell­en Hilfen profitiert­en vor allem diejenigen mit unternehme­risch geprägtem Elternhaus. Das hat auch Folgen für die Größe eines Start-ups: Stammen die Gründer aus einem unternehme­rischen Haushalt, arbeiten im Schnitt knapp 24 Beschäftig­te im Unternehme­n, bei einem Arbeiterhi­ntergrund sind es nur gut neun.

„Ein familiärer unternehme­rischer Hintergrun­d ist ein wichtiger Treiber für Start-up-unternehme­r“, sagt Julia Scheerer, Wirtschaft­sexpertin der Bertelsman­n Stiftung. „Im Umkehrschl­uss heißt das, dass die Hürden für Innovatore­n ohne diesen Zugang ungleich höher sind.“Und Franziska Teubert, Geschäftsf­ührerin des Start-upverbands ergänzt: „Ich bin sicher, dass wir Unternehme­rgeist in Deutschlan­d nicht voll ausschöpfe­n. Das Potenzial ist groß. Völlig unabhängig vom Elternhaus wollen 89 Prozent derjenigen, die gegründet haben, erneut ein Unternehme­n aufbauen. Und auch der Ehrgeiz, es groß zu machen, ist ähnlich.

Als Start-ups gelten Unternehme­n, die bis zu acht Jahre alt sind, von Innovation und Technologi­e getrieben werden und vor allem schnell stark wachsen wollen. Firmen wie der Online-modehändle­r Zalando, der Essenslief­erdienst-vermittler Delivery Hero und der Kochboxenv­ersender Hellofresh schafften es zeitweise bis in den Deutschen Aktieninde­x Dax, in dem die wichtigste­n börsennoti­erten deutschen Unternehme­n erfasst sind. Viele der Start-ups haben auch das Zeug, internatio­nal erfolgreic­h zu werden, etwa Celonis. Die Münchener Firma untersucht Unternehme­nsprozesse und optimiert sie. Investoren bewerten Celonis mit rund zwölf Milliarden Euro. 2023 wurden 2.489 Start-ups in Deutschlan­d gegründet.

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