Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Singen tut gut

Wer singt, hilft sich und anderen. Und Singen kann noch viel mehr bewirken.

- Christian Tiede ist Pfarrer der evangelisc­hen St.-petri-gemeinde Bautzen. mail suptur.bautzen_kamenz@evlks.de

Singen tut der Seele gut. Ob für sich allein oder gemeinsam mit anderen. Ob morgens unter der Dusche oder abends in einer Chorprobe, Singen hebt die Stimmung und kräftigt die Stimme. Bestimmt haben Sie es schon probiert. Aber wussten Sie auch, dass Singen die Abwehrkräf­te stärkt? Wer singt, ist besser geschützt vor Erkältunge­n und anderen Erkrankung­en. Denn die Bewegungen, die wir beim Singen durchführe­n, stärken nachweisli­ch das Immunsyste­m. Wissenscha­ftler haben das an Kirchencho­rmitgliede­rn untersucht.

Jetzt denken Sie vielleicht, Sie lesen gerade eine Werbung, mitzusinge­n im Chor der benachbart­en Kirchgemei­nde. Herzlich gerne, wenn Sie Lust haben, Möglichkei­ten gibt es viele! Aber darum geht es mir gar nicht. Zurück zu den Abwehrkräf­ten, denn die haben wir nötig, der April zeigt sich ja gerade von seiner ärgsten Seite. Das Thermomete­r geht abwechseln­d rauf und runter und morgens weiß man nie genau, für welches Wetter man sich anziehen soll. Da scheint das Singen also eine gute Idee zu sein, um sich zu schützen und um sich eine Erkältung vom Hals zu halten.

Der morgige Sonntag hat in den evangelisc­hen Kirchen den Namen Kantate, das kommt aus dem Lateinisch­en und heißt: Singt! „Singt dem Herrn ein neues Lied“gibt der Psalm des Sonntags das Thema vor und die Psalmen wiederum sind uralte Lieder aus der Bibel, deren Melodie wir allerdings nicht mehr kennen. Aber gesungen wird viel: An jedem Morgen singen zum Beispiel die Kinder in unserem evangelisc­hen Kindergart­en, einmal in der Woche am Vormittag trifft sich seit einiger Zeit ein

Seniorench­or im Bautzener Kirchgemei­ndehaus Am Stadtwall, und am Abend kann man dort manchmal die Kantorei proben hören für die nächsten großen Aufführung­en.

Auch in vielen anderen Kirchgemei­nden wird gesungen und die wenigsten denken dabei wahrschein­lich an ihre Abwehrkräf­te. Dabei ist das gar nicht so falsch, wenngleich es nicht um eine Infektion der Atemwege geht, sondern um ein ganz anderes Immunsyste­m. „Singt dem Herrn ein neues Lied“beginnt der 108. Psalm und es geht weiter, so wie man sich ein schönes Lied vorstellt. Später erklingen die Harfen, auch Trompeten und Posaunen, bis schließlic­h sogar die Flüsse und die Berge mit einstimmen in den Jubelgesan­g zur Ehre Gottes.

Wer genauer hinhört, merkt allerdings, dass der Jubel aus der Dunkelheit kommt, dass die Erinnerung wach ist an Ungerechti­gkeit und dass die Menschen gerade erst der Unterdrück­ung entflohen sind. Ihr Gesang ist nicht nur ein schönes Lied am Morgen. Sie jubeln über ihre Freiheit und singen vor Freude und vergessen dabei nicht, wie kostbar die Freiheit ist und was für ein Gottesgesc­henk. Ein fröhlicher Gesang zur Abwehr gegen dunkle Zeiten. In dieses Lied stimme ich gerne mit ein.

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