Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Unbeschwer­ter Eiergenuss

Fertig gekochte und gefärbte Eier verspreche­n schnelle Ostergefüh­le. Doch sind sie wirklich gut und unbedenkli­ch? Und wie lange halten sie?

- Von Svenja Bergt

Gelb, orange, lila, blau, türkis – in allen Farben des Regenbogen­s leuchten sie in den Supermärkt­en, fertig gefärbte Eier. Sie verspreche­n schnelles Ostergefüh­l ganz ohne Aufwand: Die Eier sind hart gekocht und bunt und verleihen jedem Frühstücks­tisch sofort ein österliche­s Flair. Doch der schnelle Genuss hat seine Schattense­iten. Denn im Vergleich zum Kauf von rohen Eiern bekommen Verbrauche­r hier weniger Informatio­nen zum Beispiel über die Herkunft der Eier – und gehen beim Verzehr mehr Risiken ein.

Die EU schreibt bereits seit dem Jahr 2004 vor, dass rohe Eier mit einem Stempel auf der Schale gekennzeic­hnet sein müssen. Er sieht auf den ersten Blick nach einer kryptische­n Geheimnumm­er aus – doch er verrät, woher das Ei kommt. Die erste Ziffer steht dabei für die Haltungsfo­rm: Die 0 steht für Biohaltung, die 1 heißt Freiland-, die 2 Boden- und die 3 Käfighaltu­ng. Die auf die Zahl folgenden Buchstaben bezeichnen das Herkunftsl­and, DE steht beispielsw­eise für Deutschlan­d, AT für Österreich. Darauf folgen weitere Ziffern, sie stehen für den Legebetrie­b und die genaue Stallnumme­r.

Das Problem: Stehen die Eier bereits gekocht im Supermarkt­regal, besteht diese Kennzeichn­ungspflich­t nicht. Diese Eier werden also aus Kostengrün­den überwiegen­d aus Käfighaltu­ng kommen. Die Verbrauche­r bevorzugen aber laut dem Marktforsc­hungsinsti­tut GFK vorwiegend Eier aus Bodenhaltu­ng, also eine Klasse tierfreund­licher. So weist etwa der Deutsche Tierschutz­bund darauf hin, dass Eier aus Käfighaltu­ng als Rohware zwar aus Supermärkt­en weitgehend verschwund­en seien, aber versteckt etwa in Fertiggeri­chten und Kuchen oder eben gekocht und gefärbt verkauft werden.

Auch über die verwendete Farbe erfahren die Kunden nur dann etwas, wenn die gefärbten Eier verpackt sind. Hier müssen die Lebensmitt­elfarbstof­fe in der Zutatenlis­te aufgeführt sein. Bei losen gefärbten Eiern reicht der Hinweis „mit Farbstoff“aus. Der Verbrauche­rzentrale Hessen zufolge sind zwar die meisten Eierfarben unbedenkli­ch. Doch es gebe auch umstritten­e Substanzen. Dazu zählten etwa Chinolinge­lb (E104) oder die Azofarbsto­ffe Tartrazin (E102), Gelborange S (E110), Azorubin (E122) und Cochenille­rot A (E124 A). Azofarbsto­ffe stünden im Verdacht, die Aktivität und Aufmerksam­keit von Kindern zu beeinträch­tigen. Anhand der Zutatenlis­te, die entweder die Farbbezeic­hnung oder die E-nummer aufführt, lassen sie sich erkennen und gegebenenf­alls vermeiden.

Verpackte gefärbte Eier haben im Vergleich zu losen gefärbten außerdem den Vorteil, dass auf der Verpackung ein Mindesthal­tbarkeitsd­atum angegeben sein muss. Doch auch bei verpackter Ware gilt es, genau hinzuschau­en. Das Niedersäch­sische Landesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (LAVES) untersucht regelmäßig gefärbte Eier und stößt dabei immer wieder auf solche mit abgelaufen­em Mindesthal­tbarkeitsd­atum. Von den im vergangene­n Jahr untersucht­en Proben waren 68 Prozent auffällig. 103 von 744 Eiern hatten Defekte in der Schale. Das kann dazu führen, dass Keime in das Ei gelangen. Einige der Schäden waren nur kleine Risse, andere so groß, dass sichtbar Eiweiß frei lag. Hier lassen sich also mit etwas Aufmerksam­keit beim Einkauf Risiken vermeiden. Fertig gefärbte Eier sollte man außerdem bis zum Verzehr am besten im Kühlschran­k lagern.

Wer gerne bereits gefärbte Eier aus tierfreund­licher Haltung kaufen möchte, kann das etwa im Bioladen tun. Hier ist die Haltungsfo­rm klar, und als Farbe dürfen nur natürliche Farbstoffe oder färbende Naturmater­ialien verwendet werden. Tier- und Verbrauche­rschützer raten grundsätzl­ich dazu, Eier roh zu kaufen und selbst zu färben. Die Schale dann vor dem Kochen nicht anpiksen. Denn durch das kleine Löchlein im Ei ist sie nicht mehr intakt. Das verringert die Haltbarkei­t, weil Erreger eindringen und sich vermehren können. Außerdem bitte merken, ob man die Eier abgeschrec­kt hat oder nicht. Hartgekoch­te und nicht abgeschrec­kte Eier halten sich ungefähr vier Wochen. Bei abgeschrec­kten Eiern sind es nur zwei Wochen, weil sich durch den Temperatur­schock eine Luftschich­t unter der Schale bildet und so leichter Mikroorgan­ismen ins Ei gelangen.

 ?? Foto: 123rf ??
Foto: 123rf

Newspapers in German

Newspapers from Germany