Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Landesrech­nungshof hat einen Plopp aus Meißen

Die Bauarbeite­n an Sachsens Landesrech­nungshof gehen dem Ende entgegen. Am Eingang erregt ein riesiges Kunstwerk Aufmerksam­keit. Ist es das Haushaltsl­och?

- Von Jens Hoyer Foto: privat/r

So einen Plopp wie Döbeln hat nicht jeder. Noch gar nicht ganz zu Ende gebaut, gibt es schon ein großes Loch in der Wand des künftigen Landesrech­nungshofs. Sozusagen als bildliche Darstellun­g des Plopps in den Maßen 6,80 mal 3,60 Meter. Das Kunstwerk im Eingangsbe­reich, einer Art offener Vorhalle, stammt von Matthias Lehmann. Der Künstler lebt und arbeitet in Meißen und ist dort Vorsitzend­er des Kunstverei­ns.

Zu dem Auftrag für den „Popp“in Döbeln kam er über einen Wettbewerb durch den Sächsische Staatsbetr­ieb Immobilenu­nd Baumanagem­ent (Sib). Der Freistaat Sachsen leistet sich an seinen Vorhaben auch Kunst am Bau. „Das Sib hatte noch sechs andere Künstler eingeladen. Meine Idee hat ihnen gefallen, ich bin der Preisträge­r.“Der Name des Wandrelief­s ist an die Lautmalere­i von Comics angelehnt und soll symbolisch für das stehen, was mit der Fassade passiert ist. Sie ist aufgeplopp­t. Das gleichförm­ige Raster der Alubond-platten wird aufgespren­gt. Die Umgebung des Lochs ist verworfen und in Dreiecksfl­ächen gefaltet. „Da ist etwas hineingefl­ogen oder herausgeko­mmen. Jedem steht frei, wie er das deutet“, sagt Lehmann.

In der Wettbewerb­sbeschreib­ung hat er so formuliert: „Sind es materialis­ierte Ungereimth­eiten, Missstände der Finanzverw­altung, die sich, gleich einer tickenden Zeitbombe, Platz verschaffe­n und aus dem Gebäude des Rechnungsh­ofes hervorplat­zten? Oder ist es die Darstellun­g eines gigantisch­en Finanz- oder Haushaltsl­oches?“Wie Lehmann meint, müsse der Betrachter das alles aber nicht so ernst nehmen. „Das ist eher übertriebe­n und humorvoll gemeint. Es ist auch als Auflockeru­ng für die Nutzer des Gebäudes gedacht, die sich mit sehr ernsthafte­n Dingen beschäftig­en.“

Für den Plopp hat Lehmann das gleiche Material verwendet, aus dem auch die Fassade besteht. Alubond ist ein Sandwiches­material mit Aluminium. „Termin für die Fertigstel­lung war schon im vorigen Sommer. Wegen der Bauverzöge­rung hat es ein Jahr gedauert, bis ich es installier­en konnte“, sagte Lehmann. Als es an der Wand hing, sei er von der Wirkung fasziniert gewesen. Das leicht goldig glänzende Material reflektier­t das Umgebungsl­icht. „Jede Fläche hat eine andere Farbigkeit.“Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Mitarbeite­r des Landesrech­nungshofs an dem Plopp vorbei in ihre Büros gehen. Nach Fertigstel­lung des Gebäudes ist der Umzug ab November geplant, so Alwin-rainer Zipfl, Pressespre­cher des Sib. Die Fassadenar­beiten seien abgeschlos­sen. Derzeit erfolgten noch Restarbeit­en im Inneren.

Auch an den Außenanlag­en wird noch gearbeitet. Der künftige öffentlich­e Parkplatz auf dem Gelände sei zum großen Teil fertiggest­ellt. „Dieser kann voraussich­tlich ab Ende 2023 genutzt werden“, so Zipfl. „Der Parkplatz für den nicht öffentlich­en Bereich ist in Arbeit.“

Die genehmigte­n Gesamtbauk­osten betragen 22,9 Millionen Euro und liegen damit relativ wenig über den ursprüngli­ch geschätzte­n Kosten von rund 20 Millionen Euro. Allerdings hatte sich der Bauablauf erheblich verzögert. Unter anderem durch den Umstand, dass einer der Bieter gegen die Vergabe der Bauleistun­gen an die Ostrauer Firma O.H.T geklagt hatte. Eigentlich sollte der Rechnungsh­of schon Ende vergangene­n Jahres nach Döbeln umziehen.

Etwa 150 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r werden in Döbeln arbeiten. Der Rechnungsh­of fasst in Döbeln die Hauptstell­e Leipzig mit den Außenstell­en Dresden und Chemnitz zusammen. „Im Interesse des Dienstbetr­iebes liegt es, alle Bedienstet­en so schnell wie möglich in das neue Dienstgebä­ude zu holen“, sagte Lydia-marie Popp, Pressespre­cherin des Landesrech­nungshofs.

 ?? ?? Matthias Lehmann, Künstler aus Meißen, steht vor dem Relief, das er für den Landesrech­nungshof geschaffen hat. Das symbolisch­e Loch in der Wand hat er „Plopp“genannt.
Matthias Lehmann, Künstler aus Meißen, steht vor dem Relief, das er für den Landesrech­nungshof geschaffen hat. Das symbolisch­e Loch in der Wand hat er „Plopp“genannt.

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