Sächsische Zeitung (Großenhain)
Landesrechnungshof hat einen Plopp aus Meißen
Die Bauarbeiten an Sachsens Landesrechnungshof gehen dem Ende entgegen. Am Eingang erregt ein riesiges Kunstwerk Aufmerksamkeit. Ist es das Haushaltsloch?
So einen Plopp wie Döbeln hat nicht jeder. Noch gar nicht ganz zu Ende gebaut, gibt es schon ein großes Loch in der Wand des künftigen Landesrechnungshofs. Sozusagen als bildliche Darstellung des Plopps in den Maßen 6,80 mal 3,60 Meter. Das Kunstwerk im Eingangsbereich, einer Art offener Vorhalle, stammt von Matthias Lehmann. Der Künstler lebt und arbeitet in Meißen und ist dort Vorsitzender des Kunstvereins.
Zu dem Auftrag für den „Popp“in Döbeln kam er über einen Wettbewerb durch den Sächsische Staatsbetrieb Immobilenund Baumanagement (Sib). Der Freistaat Sachsen leistet sich an seinen Vorhaben auch Kunst am Bau. „Das Sib hatte noch sechs andere Künstler eingeladen. Meine Idee hat ihnen gefallen, ich bin der Preisträger.“Der Name des Wandreliefs ist an die Lautmalerei von Comics angelehnt und soll symbolisch für das stehen, was mit der Fassade passiert ist. Sie ist aufgeploppt. Das gleichförmige Raster der Alubond-platten wird aufgesprengt. Die Umgebung des Lochs ist verworfen und in Dreiecksflächen gefaltet. „Da ist etwas hineingeflogen oder herausgekommen. Jedem steht frei, wie er das deutet“, sagt Lehmann.
In der Wettbewerbsbeschreibung hat er so formuliert: „Sind es materialisierte Ungereimtheiten, Missstände der Finanzverwaltung, die sich, gleich einer tickenden Zeitbombe, Platz verschaffen und aus dem Gebäude des Rechnungshofes hervorplatzten? Oder ist es die Darstellung eines gigantischen Finanz- oder Haushaltsloches?“Wie Lehmann meint, müsse der Betrachter das alles aber nicht so ernst nehmen. „Das ist eher übertrieben und humorvoll gemeint. Es ist auch als Auflockerung für die Nutzer des Gebäudes gedacht, die sich mit sehr ernsthaften Dingen beschäftigen.“
Für den Plopp hat Lehmann das gleiche Material verwendet, aus dem auch die Fassade besteht. Alubond ist ein Sandwichesmaterial mit Aluminium. „Termin für die Fertigstellung war schon im vorigen Sommer. Wegen der Bauverzögerung hat es ein Jahr gedauert, bis ich es installieren konnte“, sagte Lehmann. Als es an der Wand hing, sei er von der Wirkung fasziniert gewesen. Das leicht goldig glänzende Material reflektiert das Umgebungslicht. „Jede Fläche hat eine andere Farbigkeit.“Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Mitarbeiter des Landesrechnungshofs an dem Plopp vorbei in ihre Büros gehen. Nach Fertigstellung des Gebäudes ist der Umzug ab November geplant, so Alwin-rainer Zipfl, Pressesprecher des Sib. Die Fassadenarbeiten seien abgeschlossen. Derzeit erfolgten noch Restarbeiten im Inneren.
Auch an den Außenanlagen wird noch gearbeitet. Der künftige öffentliche Parkplatz auf dem Gelände sei zum großen Teil fertiggestellt. „Dieser kann voraussichtlich ab Ende 2023 genutzt werden“, so Zipfl. „Der Parkplatz für den nicht öffentlichen Bereich ist in Arbeit.“
Die genehmigten Gesamtbaukosten betragen 22,9 Millionen Euro und liegen damit relativ wenig über den ursprünglich geschätzten Kosten von rund 20 Millionen Euro. Allerdings hatte sich der Bauablauf erheblich verzögert. Unter anderem durch den Umstand, dass einer der Bieter gegen die Vergabe der Bauleistungen an die Ostrauer Firma O.H.T geklagt hatte. Eigentlich sollte der Rechnungshof schon Ende vergangenen Jahres nach Döbeln umziehen.
Etwa 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in Döbeln arbeiten. Der Rechnungshof fasst in Döbeln die Hauptstelle Leipzig mit den Außenstellen Dresden und Chemnitz zusammen. „Im Interesse des Dienstbetriebes liegt es, alle Bediensteten so schnell wie möglich in das neue Dienstgebäude zu holen“, sagte Lydia-marie Popp, Pressesprecherin des Landesrechnungshofs.