Sächsische Zeitung (Großenhain)
Bevor die Großenhainer baden gehen
Täglich ab 6 Uhr geht es im Naturerlebnisbad rund. Geöffnet wird vier Stunden später. Was in der Zeit bis dahin passiert.
Rüdiger und Sieglinde drehen schon kurz nach 6 Uhr ihre Runden auf den Beckenböden im Großenhainer Naturerlebnisbad. Täglich sind die beiden Reinigungsroboter in den Sommermonaten die ersten Badegäste. „Ohne sie ginge gar nichts“, sagt Schwimmmeister Martin Lehmann. 4.20 Uhr klingelt, sofern er die Frühschicht hat, sein Wecker. In Großenhain ist er schon bald mit Wathose im kühlen Nass anzutreffen, um jenen „Staub“einzufangen, den Rüdiger und Sieglinde aufgewirbelt haben. Mit dem Hochdruckreiniger wird jede noch so kleine Fuge behandelt. Es gebe nichts Schlimmeres, als wenn sich Badegäste über „Schmuddelecken“beschweren, so das Credo.
Vier Stunden sind es da noch bis zur Öffnung des Bades um 10 Uhr. Das klingt viel, ist es aber nicht. Heidi Teichler gehört ebenfalls zu den Frühaufstehern. Mit dem Rasentraktor ist sie auf der Wiese unterwegs. Ein-, je nach Witterung auch zweimal pro Woche wird quasi jeder Grashalm gestutzt. Vor allem zu hoher Klee müsse weg, weil sich dort Wespen niederlassen, sagt sie. Als heimliche Chefin der Außenanlagen entgeht ihr kein Detail.
Mit Harke und Besen unterwegs
Der Sand auf dem Volleyballfeld muss glattgezogen werden. Und auch die Beete mit Sträuchern am Rande des Areals brauchen Pflege. Hilfe ist gegeben: Mitarbeiter aus einer Agh-maßnahme sind mit Harke und Besen ebenso dabei wie Willi Kühn und Detlef Lipke – zwei Ehrenamtliche im Rahmen des Programms „Wir für Sachsen“. Willi dreht die „Müllrunde“, Detlef kümmert sich um einen sauberen Wasserspielplatz. Heidi Teichler zieht derweil ein Absperrband mitten auf der schattigen Liegewiese. Vor ein paar Wochen musste hier einer der größten Bäume gefällt werden – er war krank und drohte umzustürzen. Weil das Gras rund um den Stumpf noch nicht komplett nachgewachsen ist, wird die Stelle gesichert. „Sonst schleppen die Leute den Dreck mit ins Wasser“, begründet Heidi Teichler.
Inzwischen ist auch Annett Fischer da. Die Siebe von sechs Umwälzpumpen zu reinigen – ihr erster Job des Tages. Da finden sich nicht nur Algen und Schmutz, sondern manchmal auch Spielzeug, Papier und Frösche. „Heute ist es relativ sauber“, konstatiert Annett Fischer und baut eine der Pumpen mit routinierten Handgriffen wieder zusammen.
8 Uhr: Alle Pumpen laufen, Martin Lehmann und Azubi Patrick Wienigk sind mit Rüdiger und Sieglinde noch immer am Wirbeln. Detlef hat den Müllwagen gegen einen Rasenmäher getauscht. „Langsam wird es warm“, sagt er, sichtlich von der warmen Frühsonne gezeichnet. Heidi schaut auf die Uhr, will noch mal zu den AGH’S und helfen. „Um neun muss ich dann den Unrat abkippen, damit ich eine Stunde später an der Kasse sitze“, erklärt sie. Ein enger Zeitplan. Für alle, die hier täglich am frühen Morgen dafür sorgen, dass die Badegäste nichts zum Meckern finden. Doch es läuft wie am Fließband, ohne viele Worte. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Martin Lehmann. „Jeder weiß, was er zu tun hat. Aber wenn mal jemand ausfällt, ist das schwer zu kompensieren“, fügt er hinzu. Auch den letzten „grünen“Stellen auf den Stufen zum Schwimmbecken lässt er keine Chance. Das Kinderplanschbecken, dessen Wasser täglich gewechselt wird, läuft langsam voll. Annett Fischer rückt derweil sämtliche Liegen ins rechte Licht unter den großen Sonnenschirmen. Willi Kühn „glättet“den Sand. Heidi Teichler fährt zum „Abkippen“auf den Bauhof.
Zeit für einen Kaffee bleibt
Robin Rampenthal ist an diesem Tag der „Neuner-dienst“. Eine Stunde vor Öffnung klärt er zum Beispiel die Modalitäten für den Kassenbetrieb am Einlass, kontrolliert beim obligatorischen Rundgang, dass seine Kollegen auch wirklich an alles gedacht haben.
Alle Badelustigen sollen sich schließlich wohl- und sicher fühlen. Und derzeit ist der Zuspruch natürlich angesichts der Temperaturen ziemlich groß. Mehr als 20.000 Besucher waren in diesem Jahr schon hier. An zwei Tagen wurden mehr als 1.000 gezählt – und mit dieser Größenordnung rechnen Martin Lehmann und sein Team auch in den letzten Ferientagen. Kurz nach 9.30 Uhr: Die Beckenroboter und Schläuche sind abgebaut. Das Planschbecken ist gefüllt. Kurzer Check. Dann geht es noch mal unter die Dusche, werden die roten Tshirts angezogen, an denen die Rettungsschwimmer zu erkennen sind. Gerade noch so bleibt Zeit für einen Kaffee.
Denn draußen warten bereits viele ungeduldige Gäste. Ein paar Stammbader und vier Kita- und Hortgruppen haben sich angesagt. Fünf Minuten vor der Zeit ist Heidi Teichler an der Kasse. Die Tür wird geöffnet. Kaum einer der Besucher weiß, dass hinter dem Team des Naturerlebnisbades da schon eine anstrengende erste Schicht liegt. In den nächsten Stunden überwachen sie den Badebetrieb. Ein ebenso verantwortungsvoller Job. Tag für Tag im Sommer.