Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Bevor die Großenhain­er baden gehen

Täglich ab 6 Uhr geht es im Naturerleb­nisbad rund. Geöffnet wird vier Stunden später. Was in der Zeit bis dahin passiert.

- Von Thomas Riemer Fotos: Norbert Millauer

Rüdiger und Sieglinde drehen schon kurz nach 6 Uhr ihre Runden auf den Beckenböde­n im Großenhain­er Naturerleb­nisbad. Täglich sind die beiden Reinigungs­roboter in den Sommermona­ten die ersten Badegäste. „Ohne sie ginge gar nichts“, sagt Schwimmmei­ster Martin Lehmann. 4.20 Uhr klingelt, sofern er die Frühschich­t hat, sein Wecker. In Großenhain ist er schon bald mit Wathose im kühlen Nass anzutreffe­n, um jenen „Staub“einzufange­n, den Rüdiger und Sieglinde aufgewirbe­lt haben. Mit dem Hochdruckr­einiger wird jede noch so kleine Fuge behandelt. Es gebe nichts Schlimmere­s, als wenn sich Badegäste über „Schmuddele­cken“beschweren, so das Credo.

Vier Stunden sind es da noch bis zur Öffnung des Bades um 10 Uhr. Das klingt viel, ist es aber nicht. Heidi Teichler gehört ebenfalls zu den Frühaufste­hern. Mit dem Rasentrakt­or ist sie auf der Wiese unterwegs. Ein-, je nach Witterung auch zweimal pro Woche wird quasi jeder Grashalm gestutzt. Vor allem zu hoher Klee müsse weg, weil sich dort Wespen niederlass­en, sagt sie. Als heimliche Chefin der Außenanlag­en entgeht ihr kein Detail.

Mit Harke und Besen unterwegs

Der Sand auf dem Volleyball­feld muss glattgezog­en werden. Und auch die Beete mit Sträuchern am Rande des Areals brauchen Pflege. Hilfe ist gegeben: Mitarbeite­r aus einer Agh-maßnahme sind mit Harke und Besen ebenso dabei wie Willi Kühn und Detlef Lipke – zwei Ehrenamtli­che im Rahmen des Programms „Wir für Sachsen“. Willi dreht die „Müllrunde“, Detlef kümmert sich um einen sauberen Wasserspie­lplatz. Heidi Teichler zieht derweil ein Absperrban­d mitten auf der schattigen Liegewiese. Vor ein paar Wochen musste hier einer der größten Bäume gefällt werden – er war krank und drohte umzustürze­n. Weil das Gras rund um den Stumpf noch nicht komplett nachgewach­sen ist, wird die Stelle gesichert. „Sonst schleppen die Leute den Dreck mit ins Wasser“, begründet Heidi Teichler.

Inzwischen ist auch Annett Fischer da. Die Siebe von sechs Umwälzpump­en zu reinigen – ihr erster Job des Tages. Da finden sich nicht nur Algen und Schmutz, sondern manchmal auch Spielzeug, Papier und Frösche. „Heute ist es relativ sauber“, konstatier­t Annett Fischer und baut eine der Pumpen mit routiniert­en Handgriffe­n wieder zusammen.

8 Uhr: Alle Pumpen laufen, Martin Lehmann und Azubi Patrick Wienigk sind mit Rüdiger und Sieglinde noch immer am Wirbeln. Detlef hat den Müllwagen gegen einen Rasenmäher getauscht. „Langsam wird es warm“, sagt er, sichtlich von der warmen Frühsonne gezeichnet. Heidi schaut auf die Uhr, will noch mal zu den AGH’S und helfen. „Um neun muss ich dann den Unrat abkippen, damit ich eine Stunde später an der Kasse sitze“, erklärt sie. Ein enger Zeitplan. Für alle, die hier täglich am frühen Morgen dafür sorgen, dass die Badegäste nichts zum Meckern finden. Doch es läuft wie am Fließband, ohne viele Worte. „Wir sind ein eingespiel­tes Team“, sagt Martin Lehmann. „Jeder weiß, was er zu tun hat. Aber wenn mal jemand ausfällt, ist das schwer zu kompensier­en“, fügt er hinzu. Auch den letzten „grünen“Stellen auf den Stufen zum Schwimmbec­ken lässt er keine Chance. Das Kinderplan­schbecken, dessen Wasser täglich gewechselt wird, läuft langsam voll. Annett Fischer rückt derweil sämtliche Liegen ins rechte Licht unter den großen Sonnenschi­rmen. Willi Kühn „glättet“den Sand. Heidi Teichler fährt zum „Abkippen“auf den Bauhof.

Zeit für einen Kaffee bleibt

Robin Rampenthal ist an diesem Tag der „Neuner-dienst“. Eine Stunde vor Öffnung klärt er zum Beispiel die Modalitäte­n für den Kassenbetr­ieb am Einlass, kontrollie­rt beim obligatori­schen Rundgang, dass seine Kollegen auch wirklich an alles gedacht haben.

Alle Badelustig­en sollen sich schließlic­h wohl- und sicher fühlen. Und derzeit ist der Zuspruch natürlich angesichts der Temperatur­en ziemlich groß. Mehr als 20.000 Besucher waren in diesem Jahr schon hier. An zwei Tagen wurden mehr als 1.000 gezählt – und mit dieser Größenordn­ung rechnen Martin Lehmann und sein Team auch in den letzten Ferientage­n. Kurz nach 9.30 Uhr: Die Beckenrobo­ter und Schläuche sind abgebaut. Das Planschbec­ken ist gefüllt. Kurzer Check. Dann geht es noch mal unter die Dusche, werden die roten Tshirts angezogen, an denen die Rettungssc­hwimmer zu erkennen sind. Gerade noch so bleibt Zeit für einen Kaffee.

Denn draußen warten bereits viele ungeduldig­e Gäste. Ein paar Stammbader und vier Kita- und Hortgruppe­n haben sich angesagt. Fünf Minuten vor der Zeit ist Heidi Teichler an der Kasse. Die Tür wird geöffnet. Kaum einer der Besucher weiß, dass hinter dem Team des Naturerleb­nisbades da schon eine anstrengen­de erste Schicht liegt. In den nächsten Stunden überwachen sie den Badebetrie­b. Ein ebenso verantwort­ungsvoller Job. Tag für Tag im Sommer.

 ?? ?? Schwimmmei­ster Martin Lehmann und Azubi Patrick Wienigk gehören in dieser Woche zu den Frühaufste­hern im Großenhain­er Naturerleb­nisbad. Ihr Haupt-job: Sie sorgen für saubere Becken.
Schwimmmei­ster Martin Lehmann und Azubi Patrick Wienigk gehören in dieser Woche zu den Frühaufste­hern im Großenhain­er Naturerleb­nisbad. Ihr Haupt-job: Sie sorgen für saubere Becken.
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Foto: Norbert Millauer Max Gräf (30) ist neuer Leiter der Oberschule Am Kupferberg.
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Täglich fällt jede Menge Abfall im Bad an. Willi Kühn geht auf „Müll-runde“: Schnell ist der kleine Wagen gefüllt.
 ?? ?? Zwei gute Seelen: Heidi Teichler auf dem Rasentrakt­or, Detlef Lipke bringt den Wasserspie­lplatz in Ordnung.
Zwei gute Seelen: Heidi Teichler auf dem Rasentrakt­or, Detlef Lipke bringt den Wasserspie­lplatz in Ordnung.
 ?? ?? Letzte Handgriffe: Mit dem Besen wird natürlich auch die Fläche am Imbiss täglich gereinigt.
Letzte Handgriffe: Mit dem Besen wird natürlich auch die Fläche am Imbiss täglich gereinigt.
 ?? ?? Annett Fischer überprüft und reinigt die Umwälzpump­en. „Heute ist es relativ sauber“, sagt sie und schmunzelt.
Annett Fischer überprüft und reinigt die Umwälzpump­en. „Heute ist es relativ sauber“, sagt sie und schmunzelt.

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