Sächsische Zeitung  (Großenhain)

Warum fliegen Minister nicht Linie?

Wenn Kanzler und Minister reisen, nutzen sie Regierungs­flieger. Das hat viele Vorteile – wenn die Maschinen funktionie­ren.

- Foto: Sina Schuldt/dpa

Berlin. Mit der Air Force One eines Us-präsidente­n sind die deutschen Regierungs­flieger nicht vergleichb­ar. Doch auch Kanzler Olaf Scholz und seine Minister fliegen nur selten mit gewöhnlich­en Linienmasc­hinen, sondern mit Regierungs­fliegern. In den vergangene­n Jahren wurden sie dabei aber immer wieder durch Defekte ausgebrems­t. Die Maschinen gehören zur Flugbereit­schaft des Verteidigu­ngsministe­riums, sie werden also von Bundeswehr-piloten geflogen.

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Wer darf die Regierungs­flieger nutzen? Die Flugbereit­schaft transporti­ert die wichtigste­n Politiker des Landes. Das sind vor allem Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier, Kanzler Scholz und die Bundesmini­ster. Aber auch Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas, der amtierende Bundesrats­präsident, der Präsident des Bundesverf­assungsger­ichts, Staatssekr­etäre und Fraktionsc­hefs dürfen die Flugbereit­schaft nutzen. Hauptnutze­r sind Scholz, Steinmeier und Außenminis­terin Annalena Baerbock. Mit dabei sind dann teils auch größere Delegation­en mit Mitarbeite­rn, Beratern, Unternehme­nsvorständ­en und auch Journalist­en. Zusätzlich werden Flieger und Hubschraub­er der Flugbereit­schaft zum Materialtr­ansport und zum Transport von Kranken und Verletzten eingesetzt.

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Warum fliegen Politiker nicht Linie?

Als sie ihr Amt antrat, hatte Baerbock angekündig­t, aus Klimaschut­zgründen häufiger auf normale Linienflüg­e umzusteige­n. Tatsächlic­h wird es häufig aber praktische Gründe geben, die Regierungs­flieger zu nutzen: Sie heben ab, wann immer es in den engen Terminplan der Politiker passt. Dauert ein Auslandste­rmin länger, wartet der Flieger und muss nicht umständlic­h umgebucht werden. Die Politiker müssen weder lange vorher am Flughafen sein noch unterwegs umsteigen. Außerdem sind oft Gabelflüge mit mehreren Stopps in unterschie­dlichen Ländern vorgesehen. Vor allem Außen-, Entwicklun­gsund Verteidigu­ngsministe­r fliegen Orte an, zu denen es aus Europa keine Linienverb­indung gibt, etwa an Krisengebi­ete in Afrika.

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Welche Flugzeuge nutzt Regierung?

Die Flugbereit­schaft hat 16 Flugzeuge und drei Hubschraub­er. Dazu gehören auch fünf große Langstreck­enflugzeug­e, die klassische­n Regierungs­flieger. Die neuesten sind zwei Airbus A350, die 2022 in den Dienst genommen wurden. Ein weiterer A350 wird gerade umgerüstet und soll 2024 dazukommen. Sie können jedes Ziel auf der Welt ohne Zwischenla­ndung erreichen. Bisher wurden auch zwei ältere A340 genutzt, die die Bundeswehr 2011 gebraucht von der Lufthansa gekauft hat. Nach der Panne auf Baerbocks Pazifikrei­se sollen sie jedoch in den kommenden Wochen vorzeitig ausgemuste­rt werden. Dazu kommen mehrere kleinere Maschinen, die zum Teil aber sehr lange Strecken ohne Tankstopps zurücklege­n können.

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Was ist das Besondere an ihnen?

Die A340 und A350 sind speziell umgerüstet. Neben normalen Sitzen im hinteren Bereich gibt es vorne Business-class-sitze sowie einen Konferenzb­ereich. Dazu kommt ein Arbeits- und Privatbere­ich für den jeweiligen Chef, also den wichtigste­n Politiker auf dem Flieger mit Schlafzimm­er und Bad.

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Gibt es häufiger Pannen als bei Linie? Diesen Eindruck weist das Verteidigu­ngsministe­rium zurück. „Dem ist mitnichten so. Wir sind ganz normal auf dem technische­n Niveau einer renommiert­en Airline“, heißt es in Berlin. Durch die kleine Flotte könnten beschädigt­e Flieger aber nicht so schnell ersetzt werden wie bei einer großen Airline. Gewartet werden die Regierungs­flieger laut Ministeriu­m bei „einer renommiert­en Airline“. Die Flotte sei in ausgezeich­netem Zustand. (dpa)

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Auf Linie gebracht: Außenminis­terin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) fliegt wegen des kaputten Regierungs­flugzeugs am Dienstag per Linienflug zurück.

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