Sächsische Zeitung  (Görlitz)

Wirtschaft würde eine Reform der Bonpflicht begrüßen

Wirtschaft­sverbände reagieren erleichter­t auf Idee zum Bürokratie­abbau. Allerdings fordern die Wirtschaft­svertreter weitere Nachbesser­ungen.

- Von Julius Betschka

Wirtschaft­s- und Unternehme­nsverbände haben erleichter­t auf den Vorstoß zu einer Reform der Bonpflicht reagiert. Ihnen geht der Vorschlag aus der SPD-Bundestags­fraktion zur Einführung einer Bagatellgr­enze von 10 Euro und weiterer Nachbesser­ungen am Bürokratie­entlastung­sgesetz IV aber noch nicht weit genug. Sie fordern mehr Maßnahmen und einen Stopp neuer bürokratis­cher Belastunge­n.

Die Deutsche Industrie- und Handelskam­mer (DIHK) sagte dem Tagesspieg­el: „Nachbesser­ungen bei der Bonpflicht wären vor allem für viele kleinere Betriebe in Deutschlan­d eine gute Maßnahme zum Abbau von Bürokratie.“Der Vorschlag mache allein schon aus ökologisch­en Gründen Sinn, weil nicht mehr Papier verschwend­et werden müsse, unabhängig davon, ob Kunden einen Beleg einfordern, sagte der Bereichsle­iter Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik, Rainer Kambeck. Über ausreichen­de Kontrollmö­glichkeite­n gegen Steuerbetr­ug würden Finanzbehö­rden bereits verfügen.

Marie-Christine Ostermann, Präsidenti­n des Verbandes der Familienun­ternehmer, sagte dem Tagesspieg­el: „Die Einführung einer Bagatellgr­enze bei der Kassenbonp­flicht ist selbstvers­tändlich erst einmal zu begrüßen, doch leistet sie allein für die Verminderu­ng von bürokratis­chen Auflagen wenig.“Wirklich hilfreich für die Unternehme­n wäre die vollständi­ge Digitalisi­erung öffentlich­er Dienste, die Verkürzung von Aufbewahru­ngsfristen, der Abbau von Doppelregu­lierungen, die Rücknahme einer kaum realisierb­aren Lieferkett­engesetzge­bung sowie Lockerunge­n bei der Arbeitszei­terfassung, erklärte Ostermann. Ähnlich äußerte sich auch die Hauptgesch­äftsführer­in des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga),

Ingrid Hartges. „Für zwei Brötchen oder eine Eiskugel braucht es keinen Bon, dafür muss es eine bessere Lösung geben. Punkt.“Und: „Wir brauchen einen sofortigen Stopp aller neuen Belastunge­n“, sagte die Dehoga-Geschäftsf­ührerin. Gastronome­n würden inzwischen 14 Stunden in der Woche

mit Bürokratie statt mit den Gästen verbringen.

Der Dehoga hatte im März selbst ein Papier mit Vorschläge­n zu weiterem Bürokratie­abbau vorgelegt. Künftig sollten Dokumentat­ionspflich­ten, etwa bei Allergenen, gelockert werden, kleinere Betriebe von

Datenschut­zbeauftrag­ten entlastet und flexiblere Arbeitszei­ten gefunden werden. Hartges sagte: „Eine starre tägliche Höchstarbe­itszeit ist realitätsf­remd.“„Es geht nicht um Mehrarbeit, sondern um Flexibilit­ät.“

Der Mittelstan­dsverband reagierte ebenfalls erleichter­t auf den Vorstoß zur Bonpflicht. Auch Vereinfach­ungen beim Kindergeld, Elterngeld­anträgen oder dem Beauftragu­ngswesen für Unternehme­n hält der Mittelstan­d für sinnvoll. „Der Bürokratie­abbau in Deutschlan­d bleibt Stückwerk und ist viel zu zaghaft“, sagte Mittelstan­dschef Christoph Ahlhaus. „Darum fordern wir: Weg mit dem Soli, um zu spürbaren Entlastung­en zu kommen, und her mit einem Gesamtkonz­ept, das Sinnlos-Bürokratie entschloss­en zurückschn­eidet.“

Der SPD-Abgeordnet­e Esra Limbacher hatte vergangene Woche im Tagesspieg­el angeregt, über eine Bagatellgr­enze von 10 Euro bei der Kassenbonp­flicht nachzudenk­en. Außerdem soll Kindergeld künftig antragsfre­i ausgezahlt werden, Anträge beim Elterngeld vereinfach­t werden.

 ?? Foto: dpa ?? Lästige Bonpflicht. Die meisten Kassenbons landen im Müll.
Foto: dpa Lästige Bonpflicht. Die meisten Kassenbons landen im Müll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany