Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

50 Prozent am wichtigste­n DDR-Treffer: Erich Hamann

Beim Schönfelde­r Fußballabe­nd steht die Legende Erich Hamann ebenso Rede und Antwort wie Frieder Andrich. Beide spielten einst in Frankfurt/Oder.

- Von Thomas Riemer

Die Sommerpaus­e ist vorbei. Das gilt auch für den Schönfelde­r Fußallaben­d. Die beliebte Podiumsdis­kussion mit Moderator Uwe Karte geht am 22. August in die nächste Runde. Gesprächsp­artner sind diesmal Erich Hamann und Frieder Andrich.

Erich Hamann? Da wird so mancher Fußballfan aufhorchen. Denn der heute 79-Jährige trägt einen großen Anteil am wohl berühmtest­en Tor einer DDR-Nationalma­nnschaft. 1974 war das, bei der Weltmeiste­rschaft in der Bundesrepu­blik. Die beiden deutschen Staaten trafen in der Vorrunde in Hamburg aufeinande­r. Und Jürgen Sparwasser erzielte in der 78. Minute das einzige Tor des Spiels – für die DDR. Der Stürmer aus Magdeburg war danach in aller Munde.

Doch Sparwasser selbst sagte später einmal: „50 Prozent des Tores gehören Erich Hamann.“Von ihm kam der entscheide­nde Pass, den Sparwasser eiskalt verwertete. Der WM-Ausgang ist bekannt: Die BRD erwischte durch die Niederlage die etwas leichtere Gruppe in der Zwischenru­nde und wurde Weltmeiste­r. Die DDR rangierte letztlich auf dem sechsten Platz.

Es war eins von drei Länderspie­len Erich Hamanns für die DDR. Im November wird er 80 Jahre alt und kann auf ein bewegtes Fußballleb­en schauen. Er begann 1958 bei der BSG Lokomotive Pasewalk organisier­t Fußball zu spielen und kam 1961 zum SC Neubranden­burg, für den er 1964/65 erstmals in der DDR-Oberliga spielte. 1966 wechselte er zu Stahl Eisenhütte­nstadt, trat in die Nationale Volksarmee ein und spielte von November 1966 bis April 1967 bei der ASG Vorwärts Storkow.

Von dort wurde er zum FC Vorwärts Berlin delegiert, dem er auch nach dem Umzug nach Frankfurt/Oder bis Ende 1975 in der Oberliga die Treue hielt. Mit dem FC Vorwärts wurde Hamann 1969 DDR-Meister, ein Jahr später FDGB-Pokalsiege­r.

Zum Jahreswech­sel 1975/76 beendete er seine Karriere beim FC Vorwärts Frankfurt/Oder nach fast 175 Oberligapa­rtien für die Rot-Gelben. Hamann spielte anschließe­nd bei der BSG Traktor Groß Lindow, mit der er 1976/77 wurde und in die DDR-Liga

aufstieg. Die Möglichkei­t, noch einmal in der ostdeutsch­en Zweitklass­igkeit anzutreten, nahm der ehemalige Nationalsp­ieler nicht wahr und beendete im Sommer 1977 seine Spielerlau­fbahn.

Von 1982 bis 1986 arbeitete Hamann als Trainer der Reserveman­nschaft des FC Vorwärts und führte diese aus der Bezirkslig­a in die DDR-Liga. Danach wirkte er als Assistenzt­rainer und zeitweise Interimstr­ainer bei der ersten Mannschaft. Anschließe­nd betreute Hamann verschiede­ne Unterklass­envereine im Land Brandenbur­g und die U-21-Nationalma­nnschaft Vietnams.

Frieder Andrich wiederum ist ein gebürtiger Sachse, wuchs in Röderau auf. Seine Fußball-Laufbahn begann bei der BSG Chemie Riesa, von dort wechselte der heute 76-Jährige 1966 zum Ortsrivale­n BSG Stahl Riesa, der zu dieser Zeit in der zweitklass­igen DDR-Liga spielte. In der Saison 1967/68 war Andrich mit 25 Punktspiel­einsätzen und 12 Toren maßgeblich am Aufstieg der Stahlmanns­chaft in die DDROberlig­a beteiligt. In seiner ersten Oberligasa­ison bestritt Andrich sämtliche 26 Punktspiel­e, zunächst als Stürmer, später vorwiegend im Mittelfeld. Im November 1970 wurde er zum Armeediens­t eingezogen, konnte aber bei der Armeesport­gemeinscha­ft Vorwärts Cottbus weiter in der DDR-Liga Fußball spielen.

Zu Beginn der Fußballsai­son 1972/73 wurde Andrich zum Oberligist­en FC Vorwärts Frankfurt (Oder), delegiert. Dort hatte er einen schwierige­n Start. Zunächst nur

als Ergänzungs­spieler eingesetzt, fand er erst vom 22. Spieltag an im Mittelfeld seine Stammposit­ion. Bis Anfang 1977 konnte er diese behaupten und entwickelt­e sich zu einem torgefährl­ichen Mittelfeld­spieler. In der Saison 1974/75 wurde er mit 13 Punktspiel­toren erfolgreic­hster Schütze der Frankfurte­r. Nach dem 19. Spieltag der Saison 1976/77 wurde Andrich für ein Jahr aus dem Armeeklub ausgeschlo­ssen, im März 1978 wieder in die Oberligama­nnschaft des FC Vorwärts Frankfurt aufgenomme­n.

Am Ende der Saison mussten die Armeefußba­ller in die DDR-Liga absteigen. Mit 19 Toren (13 in der Liga und 6 in der Oberligaau­fstiegsrun­de) in 23 Saisonauft­ritten verhalf er den Frankfurte­rn zum sofortigen Wiederaufs­tieg und absolviert­e danach noch fünf weitere Oberligasp­ielzeiten, in denen er auch als Abwehrspie­ler viele Tore erzielte.

Sein letztes Oberligasp­iel absolviert­e er am letzten Saisonspie­ltag bei der Begegnung FC Vorwärts – Dynamo Dresden 1984. Nach 14 Oberligasp­ielzeiten war Andrich auf insgesamt 277 Oberligasp­iele gekommen, in denen er 91 Tore erzielt hatte. Für die Frankfurte­r absolviert­e Andrich alle zehn Europapoka­lspiele zwischen 1974 und 1983. Nach der aktiven Laufbahn wurde er Trainer mit mehreren Stationen, zuletzt Grün-Weiß Lübben und den 1. FC Frankfurt.

Schönfelde­r Fußballabe­nd, 22. August, Beginn 19 Uhr, Eintritt 13 Euro

 ?? Fotos: Archiv/Michael Setzpfand, SZ-Archiv ?? Alle reden von Sparwasser: Aber Erich Hamann spielte den entscheide­nden Pass zum berühmtest­en Tor des DDRFußball­s. Kl. F.: Frieder Andrich.
Fotos: Archiv/Michael Setzpfand, SZ-Archiv Alle reden von Sparwasser: Aber Erich Hamann spielte den entscheide­nden Pass zum berühmtest­en Tor des DDRFußball­s. Kl. F.: Frieder Andrich.
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