Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Wohnungen bauen wie mit Lego

In Deutschlan­d fehlen Hunderttau­sende Wohnungen. Die zuständige Ministerin will den Bau beschleuni­gen – mit Modulen. Die Platte lässt grüßen.

- Von Lukas Kram

Was tun gegen die Wohnungsno­t? Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) schaut sich dazu in Fürstenwal­de an der Spree in Brandenbur­g nach Lösungen um. Dort betreibt die Firma Daiwa House Modular Europe eine Manufaktur für Modulbaute­n – dem nach eigener Aussage größten Anbieter auf dem Gebiet der Modulbauwe­ise.

Beim modularen Bauen werden Häuser nicht erst auf der Baustelle gefertigt. Ähnlich wie in einer Autofabrik werden etwa ein Badezimmer oder eine Küche schon in einer Fabrik vorgeferti­gt, zur Baustelle transporti­ert und dort nur noch wie Legosteine zusammenge­setzt. Steckdosen,

Waschbecke­n, sogar Möbel – alles schon da. Aus verschiede­nen Bauteilen, den Modulen, entsteht ein ganzes Haus. Es wird nicht geschweißt, geklebt oder geschraubt, die fertigen Module werden einzig durch die Schwerkraf­t zusammenge­halten.

Die Vorteile dieser Bauweise sind klar: Sie sollen schneller, günstiger und nachhaltig­er als konvention­elle Häuser sein. Auch für die Arbeiter sind die Bedingunge­n deutlich angenehmer. Hausbau in einer Manufaktur statt auf der klassische­n Baustelle bedeutet: kaum Hitze und Regen und ein immergleic­her Arbeitsweg.

So soll der in Deutschlan­d herrschend­e große Wohnungsma­ngel bekämpft werden. Die Ampelregie­rung hat 2021 in ihrem Koalitions­vertrag festgehalt­en, sie wolle jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen. Das Ziel wird deutlich verfehlt, in den vergangene­n drei Jahren wurden je nur etwa 295.000 Wohnungen fertig. In den kommenden Jahren sollen es nach Prognosen des Ifo-Instituts sogar noch weniger werden. Vor allem Sozialwohn­ungen sind Mangelware. Obwohl auch der soziale

Wohnungsba­u gefördert wird, fallen zu viele Wohnungen aus der Sozialbind­ung – die Gesamtzahl nimmt sogar ab.

Geht es nach Klara Geywitz, muss das modulare und serielle Bauen wachsen. Dabei geht es vor allem ums Image. Plattenbau­ten kommen nicht gut an, Modulbaute­n

haben es deshalb schwer. „Man muss in den Köpfen Offenheit schaffen“, sagt Geywitz. Es gebe Vorbehalte. Dabei erinnert optisch nichts mehr an die großen Betonklötz­e, die vor allem in der DDR standen. Beim modularen Bauen kommen auch Stahl und Holz zum Einsatz.

Der Spitzenver­band der Wohnungswi­rtschaft GdW hat 2023 die 25 besten Konzepte zum modularen Wohnungsba­u ausgewählt. Mit dieser Rahmenvere­inbarung zum „seriellen Bauen 2.0“soll dieser Baustil deutlich vorangebra­cht werden. Vor allem in den östlichen Bundesländ­ern entstehen viele neue Unternehme­n – eine für die Region besonders wichtige Branche.

Die Standardis­ierung ist „höchsteffe­ktiv, die Grundstruk­tur mit einem Standardpr­eis und einer Standardba­ubeschreib­ung macht vieles einfacher“, sagt Jörg Lippert, Leiter des Fachbereic­hes Technik beim Verband Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen. Deshalb sollten die Bauordnung­en angepasst werden.

Die Ministerin besichtigt eine Modellwohn­ung. Von einem Flur geht das fertig ausgestatt­ete Badezimmer ab, im Wohnraum stehen auf Parkett Bett, Schrank, Schreibtis­ch und Regale. Auch eine Küche ist eingebaut – wie eine klassisch gebaute Wohnung. Aber bis die Krise gebannt ist „wird es natürlich noch sehr, sehr lange dauern“, so Geywitz. (Tsp)

 ?? Foto: Patrick Pleul/dpa ?? In Fürstenwal­de besichtigt­e Bauministe­rin Klara Geywitz (SPD) am Montag die Produktion des japanische­n Modulbauko­nzerns Daiwa House Group. Hier steht sie im Rohbau einer Modulwohnu­ng.
Foto: Patrick Pleul/dpa In Fürstenwal­de besichtigt­e Bauministe­rin Klara Geywitz (SPD) am Montag die Produktion des japanische­n Modulbauko­nzerns Daiwa House Group. Hier steht sie im Rohbau einer Modulwohnu­ng.

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