Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Das Duell der Gegensätze

Im EM-Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich treffen die erfolgreic­hsten Nationalma­nnschaften des Jahrtausen­ds aufeinande­r.

- Von Felix Neubauer und Thomas Niklaus

Die beste Offensive gegen die beste Defensive, unbändige Spielfreud­e gegen simplen Pragmatism­us – und zwei Topfavorit­en unter sich: Das EM-Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich verspricht so einiges, die zwei erfolgreic­hsten Nationalma­nnschaften des neuen Jahrtausen­ds kämpfen um den Einzug ins Finale. Dabei geht es am Dienstag (21 Uhr/ZDF und MagentaTV) längst nicht nur um das Ticket für Berlin, es geht um ein Duell der Gegensätze – und um die Frage, welche Art von Fußball zum größtmögli­chen Erfolg führt.

Während die Spanier seit Turnierbeg­inn mit ihrem attraktive­n Offensivfu­ßball rund um Jungstars wie Lamine Yamal oder Nico Williams begeistern, wirkt das französisc­he Spiel zwar solide, aber uninspirie­rt. Als würde dieses Starensemb­le um Kapitän Kylian Mbappe nicht wissen, was es mit seinen außergewöh­nlichen Fähigkeite­n eigentlich anstellen soll. Didier Deschamps will von alledem nichts wissen. „Auch wenn wir nicht alles perfekt machen, lassen wir nicht locker“, sagte der französisc­he Nationaltr­ainer nach dem Elfmeterkr­imi im Viertelfin­ale gegen Portugal.

Die gewaltige Ladehemmun­g in der Offensive, die Formkrise von Superstar Mbappe – all das nimmt Deschamps in Kauf. Für seine pragmatisc­he Idee des Fußballs. „Wir haben eine Stabilität, die beispielha­ft und in einem Wettbewerb unerlässli­ch ist“, meinte der 55-Jährige angesichts von nur einem Gegentreff­er in fünf Partien: „Wenn man wenige Tore schießt, ist es besser, keine zu kassieren“.

Seit Jahren darf Deschamps aus dem wohl größten Talentepoo­l des Weltfußbal­ls schöpfen, seit Jahren lässt er mit diesen Ausnahmekö­nnern minimalist­ischen Fußball spielen – und seit Jahren hat er damit Erfolg. Bei einem Sieg stünden die Franzosen beim fünften großen Turnier nacheinand­er zum vierten Mal im Finale.

Ganz anders die Spanier. Seit den erfolgreic­hen Jahren von 2008 bis 2012 steht die Furia Roja erst zum zweiten Mal im Halbfinale eines großen Turniers. Trainer Luis de la Fuente hat die Mannschaft – so paradox das auch klingen mag – von den Fesseln des Tiki-Taka befreit, dabei die Attraktivi­tät des Fußballs aber nicht beschädigt.

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Foto: dpa/ Federico Gambarini

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