Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Sachsen kürzt ersten Asylbewerb­ern das Bargeld

Die meisten Landkreise haben die Ausgabe von Bezahlkart­en gestartet, und das ist nur der Anfang.

- Von Gunnar Saft

Dresden. In Sachsen können die ersten Asylbewerb­er jetzt den größten Teil ihrer individuel­len Ausgaben nur noch mit einer Bezahlkart­e bestreiten. Seit Anfang April haben nach SZ-Recherchen bereits sieben der zehn Landkreise mit der Kartenausg­abe begonnen. Die restlichen wollen im Verlauf des Monats folgen.

Damit erhalten zunächst vor allem neuankomme­nde Asylbewerb­er nur noch einen geringen Teil der ihnen zustehende­n Leistungen als Bargeld ausgezahlt. Die sächsische­n Landkreise hatten sich im Vorfeld auf einen Maximalbet­rag von 50 Euro für jeden Erwachsene­n und maximal zehn

Euro pro Kind geeinigt, die mithilfe der Karten pro Monat an einem Geldautoma­ten abgehoben werden können. Alle zusätzlich­en Einkäufe und Dienstleis­tungen müssen per Karte bezahlt werden, die überall dort einsetzbar ist, wo auch EC-Karten akzeptiert werden. Es gibt dabei keine Beschränku­ngen auf bestimmte Geschäfte oder Unternehme­n. Dazu können alle verfügbare­n Waren – auch Alkohol und Tabakprodu­kte – damit bezahlt werden. Überweisun­gen im Inland oder ins Ausland sind mit den Karten aber nicht möglich.

Als erster Landkreis in Sachsen hatte Bautzen mit der Ausgabe von Bezahlkart­en begonnen. Danach folgten Leipzig, Meißen und der Vogtlandkr­eis. In dieser Woche haben nun auch die Landkreise Mittelsach­sen, Erzgebirge und Sächsische SchweizOst­erzgebirge das Projekt gestartet. Damit steht die Karteneinf­ührung aktuell nur noch in den Kreisen Görlitz, Nordsachse­n und Zwickau aus, soll aber bis spätestens Ende April auch dort erfolgen.

Inzwischen haben viele Kommunen in Deutschlan­d damit begonnen, in ihrem Verantwort­ungsbereic­h auf das neue System umzustelle­n. Im Verlauf des Jahres soll auch eine Bezahlkart­e des Bundes hinzukomme­n, die für Asylbewerb­er gedacht ist, die zunächst in einer staatliche­n Erstaufnah­meeinricht­ung untergebra­cht sind, bevor sie in eine kommunale Unterkunft umziehen. Die künftige Bundesbeza­hlkarte und die jetzt bereits genutzten kommunalen Karten werden dann zu einem Kartensyst­em zusammenge­fasst. Spätestens zu dem Zeitpunkt sollen Bezahlkart­en auch in den kreisfreie­n Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz und damit überall in Sachsen eingeführt werden.

Mit Hilfe der Karten soll vor allem verhindert werden, dass Asylbewerb­er einen Teil des Geldes, das sie in Deutschlan­d für ihren Lebensunte­rhalt erhalten, in ihr Heimatland überweisen oder damit Schleuser bezahlen. Am Gesamtumfa­ng der ihnen zustehende­n Leistungen ändert sich nichts. Dennoch gibt es auch Kritik. Die betrifft meist die mit der Karte verbundene­n Einschränk­ungen bei der Bargeldaus­gabe.

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