Das ist der Dynamo-Profi, der noch im Kinderzimmer schläft
Mit fünf Jahren fing Tony Menzel bei Dynamo Dresden an, wechselte nie den Verein. Mit 19 will er nun als Profi durchstarten – und hat richtig gute Chancen. Denn wieder mal überzeugt der Jungprofi in der Vorbereitung.
Es ist eine Spieler-Karriere, wie man sie sich als Dynamo-Fan wahrscheinlich wünscht: Geboren in Dresden, mit fünf Jahren bei den schwarz-gelben Bambinis angefangen, alle Nachwuchsteams durchlaufen, nie gewechselt und nun angekommen bei den Profis. Für Spieler wie Tony Menzel wurde der Begriff Eigengewächs in die Fußballsprache überführt.
Vor einem Jahr war das Talent das erste Mal mit im Sommertrainingslager dabei, konnte damals am Walchsee überzeugen und erhielt seinen ersten Profivertrag. Die ungewöhnlich lange Laufzeit bis 2028 kann man als Beleg deuten, dass Dynamo in dem Mittelfeldspieler ein großes Potenzial sieht. Zeigen allerdings konnte Menzel das in seinem ersten Profijahr kaum.
Für lediglich 47 Minuten durfte der 19Jährige in der 3. Liga auflaufen, bei seinen ersten beiden Einsätzen wurde er von ExTrainer Markus Anfang jeweils erst in der Schlussminute eingewechselt. Lediglich in den Sachsenpokalpartien in Niesky und Glauchau gehörte er zur Startelf, Interimscoach Heiko Scholz setzte ihn im Saisonendspurt dann öfter ein. „Er hat es sich verdient, ist ein toller Junge“, schwärmte der inzwischen wieder als Co-Trainer fungierende Scholz.
Der Blick zurück weckt bei Menzel selbst zwiespältige Gefühle. „Es war eine schwere Saison für mich, weil ich vieles unter einen Hut bringen musste: U19, Profis, Schule“, sagt er. An den Wochenenden kam er auch bei Dynamos A-Junioren zum Einsatz – und fiel mit muskulären Verletzungen oder Infekten auch immer wieder mal aus. „Es war eine sehr lehrreiche Saison für mich“, meint Menzel rückblickend.
Die neue Spielzeit unter Anfang-Nachfolger Thomas Stamm könnte für ihn nun persönlich eine sehr erfolgreiche werden. Stamm, der als Trainer bisher ausschließlich im Nachwuchs gearbeitet hat, eilt der Ruf voraus, Talente entwickeln zu können. Nicht ausgeschlossen, dass Menzel beim Auftakt gegen Viktoria Köln zur Startelf gehört und damit deutlich erfahrenere und ältere Kollegen verdrängt. „Natürlich hoffe ich, dass ich spielen werde. Aber jeder muss dafür kämpfen, gut trainieren und sich das verdienen“, so Menzel. „Und wir als Mannschaft sind eine Einheit, da geht es nicht darum, wer jünger und wer älter ist.“
Im Test gegen Viktoria Berlin gehörte er bereits zur vermeintlichen „A-Elf“– und harmonierte gut im offensiven Mittelfeld neben Niklas Hauptmann. Auf dieser Position würde er gerne immer spielen. „Ich wurde auch schon auf der Außenbahn eingesetzt, aber das Zentrum ist mir lieber“,
sagt Menzel. Dort konkurriert er auch mit dem 20-jährigen Jonas Oehmichen. Beide kennen sich seit der Kindheit, kickten in Dynamos U9 und später dann in der U19. Zusammen mit Verteidiger Paul Lehmann sind sie die Jüngsten im Profi-Kader.
Bei Auswärtsfahrten teilt sich Menzel das Zimmer jedoch mit Torhüter Tim Schreiber. Beide verbindet eine besondere Geschichte. Ihre Väter, Holger Schreiber und Falk Menzel, spielten früher ebenfalls gemeinsam – beim FV Blau-Weiß Stahl Freital. „Ich bin zwar durch meinen Vater zum Fußball gekommen, habe ihm aber nie im Stadion zugeschaut. Er hat es mir vor zehn Jahren mal erzählt“, so Menzel.
Der Austausch mit seinen Eltern ist noch immer intensiv, schließlich schläft der Profi weiter in seinem Kinderzimmer. „Es ist ganz hilfreich, wenn für Essen und Wäsche gesorgt ist“, sagt er. Dennoch überlegt er gerade, vielleicht auszuziehen. Menschen, die ihn näher kennen, beschreiben ihn als bodenständig, unbekümmert und fast immer gut gelaunt. Seine Erklärung: „Ich habe in meiner Karriere noch nicht viel erreicht, kann aber froh sein, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.“
Dass Menzel erst am Anfang einer möglichen Karriere steht, weiß er selbst und kennt auch seine Schwächen: Kopfball und Torabschluss zum Beispiel. Daran will er arbeiten. Sein Drittliga-Tordebüt wäre zudem der nächste Schritt in der Dynamo-Bilderbuch-Karriere.