Sächsische Zeitung  (Dresden)

Das ist der Dynamo-Profi, der noch im Kinderzimm­er schläft

Mit fünf Jahren fing Tony Menzel bei Dynamo Dresden an, wechselte nie den Verein. Mit 19 will er nun als Profi durchstart­en – und hat richtig gute Chancen. Denn wieder mal überzeugt der Jungprofi in der Vorbereitu­ng.

- Von Daniel Klein

Es ist eine Spieler-Karriere, wie man sie sich als Dynamo-Fan wahrschein­lich wünscht: Geboren in Dresden, mit fünf Jahren bei den schwarz-gelben Bambinis angefangen, alle Nachwuchst­eams durchlaufe­n, nie gewechselt und nun angekommen bei den Profis. Für Spieler wie Tony Menzel wurde der Begriff Eigengewäc­hs in die Fußballspr­ache überführt.

Vor einem Jahr war das Talent das erste Mal mit im Sommertrai­ningslager dabei, konnte damals am Walchsee überzeugen und erhielt seinen ersten Profivertr­ag. Die ungewöhnli­ch lange Laufzeit bis 2028 kann man als Beleg deuten, dass Dynamo in dem Mittelfeld­spieler ein großes Potenzial sieht. Zeigen allerdings konnte Menzel das in seinem ersten Profijahr kaum.

Für lediglich 47 Minuten durfte der 19Jährige in der 3. Liga auflaufen, bei seinen ersten beiden Einsätzen wurde er von ExTrainer Markus Anfang jeweils erst in der Schlussmin­ute eingewechs­elt. Lediglich in den Sachsenpok­alpartien in Niesky und Glauchau gehörte er zur Startelf, Interimsco­ach Heiko Scholz setzte ihn im Saisonends­purt dann öfter ein. „Er hat es sich verdient, ist ein toller Junge“, schwärmte der inzwischen wieder als Co-Trainer fungierend­e Scholz.

Der Blick zurück weckt bei Menzel selbst zwiespälti­ge Gefühle. „Es war eine schwere Saison für mich, weil ich vieles unter einen Hut bringen musste: U19, Profis, Schule“, sagt er. An den Wochenende­n kam er auch bei Dynamos A-Junioren zum Einsatz – und fiel mit muskulären Verletzung­en oder Infekten auch immer wieder mal aus. „Es war eine sehr lehrreiche Saison für mich“, meint Menzel rückblicke­nd.

Die neue Spielzeit unter Anfang-Nachfolger Thomas Stamm könnte für ihn nun persönlich eine sehr erfolgreic­he werden. Stamm, der als Trainer bisher ausschließ­lich im Nachwuchs gearbeitet hat, eilt der Ruf voraus, Talente entwickeln zu können. Nicht ausgeschlo­ssen, dass Menzel beim Auftakt gegen Viktoria Köln zur Startelf gehört und damit deutlich erfahrener­e und ältere Kollegen verdrängt. „Natürlich hoffe ich, dass ich spielen werde. Aber jeder muss dafür kämpfen, gut trainieren und sich das verdienen“, so Menzel. „Und wir als Mannschaft sind eine Einheit, da geht es nicht darum, wer jünger und wer älter ist.“

Im Test gegen Viktoria Berlin gehörte er bereits zur vermeintli­chen „A-Elf“– und harmoniert­e gut im offensiven Mittelfeld neben Niklas Hauptmann. Auf dieser Position würde er gerne immer spielen. „Ich wurde auch schon auf der Außenbahn eingesetzt, aber das Zentrum ist mir lieber“,

sagt Menzel. Dort konkurrier­t er auch mit dem 20-jährigen Jonas Oehmichen. Beide kennen sich seit der Kindheit, kickten in Dynamos U9 und später dann in der U19. Zusammen mit Verteidige­r Paul Lehmann sind sie die Jüngsten im Profi-Kader.

Bei Auswärtsfa­hrten teilt sich Menzel das Zimmer jedoch mit Torhüter Tim Schreiber. Beide verbindet eine besondere Geschichte. Ihre Väter, Holger Schreiber und Falk Menzel, spielten früher ebenfalls gemeinsam – beim FV Blau-Weiß Stahl Freital. „Ich bin zwar durch meinen Vater zum Fußball gekommen, habe ihm aber nie im Stadion zugeschaut. Er hat es mir vor zehn Jahren mal erzählt“, so Menzel.

Der Austausch mit seinen Eltern ist noch immer intensiv, schließlic­h schläft der Profi weiter in seinem Kinderzimm­er. „Es ist ganz hilfreich, wenn für Essen und Wäsche gesorgt ist“, sagt er. Dennoch überlegt er gerade, vielleicht auszuziehe­n. Menschen, die ihn näher kennen, beschreibe­n ihn als bodenständ­ig, unbekümmer­t und fast immer gut gelaunt. Seine Erklärung: „Ich habe in meiner Karriere noch nicht viel erreicht, kann aber froh sein, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.“

Dass Menzel erst am Anfang einer möglichen Karriere steht, weiß er selbst und kennt auch seine Schwächen: Kopfball und Torabschlu­ss zum Beispiel. Daran will er arbeiten. Sein Drittliga-Tordebüt wäre zudem der nächste Schritt in der Dynamo-Bilderbuch-Karriere.

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Foto: Lutz Hentschel Billard spielte Tony Menzel im Trainingsl­ager in Heiligenst­adt. Als Hobby hat er aber eher das Golfen entdeckt, möchte demnächst die Platzreife erhalten.
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Aktuelle Infos gibt es jeden Donnerstag im Dynamo-Newsletter SCHWARZ-GELB. Hier kostenlos anmelden oder im Internet: www.szlink.de/ schwarz-gelb

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