Aufstieg? „Es ist machbar“
Borea Dresden hat die Chance, in die Oberliga aufzusteigen. Sportchef Erik Schmidt weiß, dass dabei nicht nur sportliche Aspekte zu berücksichtigen sind.
In der Fußball-Landesliga führen die SG Taucha und der SSV Markranstädt die Tabelle an, haben aber bereits ihren Aufstiegsverzicht erklärt. Lediglich der SC Borea (4.) und der VfB Empor Glauchau (8.) würden den Gang in die 5. Liga wagen. Um sich sportlich zu qualifizieren, muss ein Podestplatz erreicht werden. Borea fehlen aktuell zwei Punkte zu Bronze. Vor den letzten fünf Spieltagen stellte sich Sportchef Erik Schmidt zum Interview.
Herr Schmidt, wird es am Ende zum Aufstieg reichen?
Es ist machbar, auch wenn wir ein schwieriges Restprogramm haben. Wir haben als Aufsteiger die Chance, unter die drei Erstplatzierten zu kommen, und das ist eine starke Leistung. Im Saison-Endspurt spielen viele Dinge eine Rolle, die man nur teilweise beeinflussen kann. Es steht die Frage im Raum: Wie motiviert ist ein Gegner, der seinen Aufstiegsverzicht erklärt hat? Wir spielen am vorletzten Spieltag gegen die SG Handwerk Rabenstein, die aktuell zwei Punkte vor uns auf dem dritten Platz rangiert. Vielleicht entscheidet sich bei diesem Duell der Kampf um Bronze.
Nur zwei der acht führenden Sachsenliga-Vereine würden aufsteigen. Wie sinnvoll finden Sie die Festlegung des Sächsischen Fußball-Verbandes, dass mindestens Platz drei für einen Aufstieg notwendig ist?
Erst einmal halte ich nichts davon, dass der Achte oder Zehnte hochgeht. Der Abstand zwischen Landes- und Oberliga ist größer geworden und schon der Sachsenmeister muss sich mächtig strecken, um die Oberliga zu halten. Sicher könnte man auch die fünf Erstplatzierten zulassen, aber die viel entscheidendere Frage ist doch, warum so viele Vereine, egal in welcher Liga, gar nicht aufsteigen wollen oder können.
Kommt die junge Borea-Mannschaft aktuell mit dem Druck klar?
Wir verspüren keinen Druck, auch die Spieler nicht. Keiner hat von der Mannschaft den Aufstieg erwartet oder gefordert. Sollten wir am Ende Fünfter oder Sechster werden, reißt niemand einem Spieler den Kopf ab.
Borea kehrte im Vorjahr nach zehn Jahren Abwesenheit in die höchste sächsische Spielklasse zurück. Sie sprachen 2023 davon, mittelfristig müsse der Oberliga-Aufstieg realisiert werden. Nun besteht die Chance. Zu früh?
Aus sportlicher Sicht kann es nie zu früh sein, aufzusteigen. Niemand weiß, wann sich diese Chance wieder ergibt. Aus struktureller und finanzieller Sicht sieht es etwas anders aus. Die Baumaßnahmen im Jägerpark werden bald beginnen, dann wird ein sportlich hochwertiges Gelände entstehen mit neuen Plätzen und einem kleinen Stadion sowie einem modernen Funktionsgebäude. Zusammen mit dem Internat und der Mehrzweckhalle wird das ein sehr
schöner Sportkomplex, in dem dann auch der Männerfußball wieder leistungsorientiert stattfinden soll. Wir wollen den Jungs, die bei uns aus dem Nachwuchsbereich kommen, eine sportliche Perspektive anbieten und, wenn Sie so wollen, endlich auch die Früchte im Männerbereich ernten. Aber wie gesagt, derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase.
Wird Borea die Saison im Jägerpark zu Ende spielen können?
Ja, auf dem Kunstrasenplatz. Dort fühlt sich unsere Mannschaft wohl, dort hat sie schon sehr gute Spiele abgeliefert. Sollten wir den Sprung in die Oberliga schaffen, müssen wir einen Rasenplatz beim Verband melden. Es gibt in Dresden einige Möglichkeiten, um auszuweichen. Dafür, dass wir hier ein nagelneues Sportgelände im Jägerpark gebaut bekommen, nehmen wir das selbstverständlich in Kauf.
Wird Justin Leonard Löwe dem SC Borea als Spieler erhalten bleiben?
Wir hoffen es, entscheiden wird es „Leo“. Er hat einen Job bei Dynamo und der geht vor. Zuletzt gab es viele Überschneidungen, und da konnte er nicht für uns spielen. Natürlich macht sich sein Fehlen bemerkbar, schließlich kann er den Unterschied ausmachen. Seine Ausbildung und sein Können sind für unsere jungen Kicker wie Lehrmaterial in der Praxis.
Sie sind Trainer der A-Junioren, die auf dem Weg zurück in die Regionalliga sind. Wie wichtig wäre der Aufstieg?
Enorm wichtig. Wir werden auch alle Kräfte mobilisieren, um die U17 zurück in die Regionalliga zu führen. Der Verein hat eine große Nachwuchshistorie. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, welch hohen Stellenwert die Nachwuchsteams hier haben. In anderen Vereinen steht die 1. Männer-Mannschaft im Fokus, aber bei Borea ist alles etwas anders.
Wie meinen Sie das?
Nehmen Sie das Internat und die vielen Jobs, die daran hängen. Spielen wir in der Regionalliga, klopfen die Jungs viel häufiger bei uns an, zumal nicht alle für Dynamo am Ball sein können. Die Jungs wohnen in Dresden, gehen hier zur Schule oder beginnen ihre Ausbildung. Nicht jeder Spieler will in eine andere Stadt ziehen, um seine sportlichen Ziele zu verfolgen.