Das stockende Millionenprojekt
Der Umbau der Sportstätte im Jägerpark des SC Borea sollte längst gestartet sein. Das sind die Gründe für die Verzögerung.
Eigentlich sollte sich der Dresdner Jägerpark längst in eine Großbaustelle verwandelt haben. Der dort beheimatete SC Borea verfügt über die größte Nachwuchsfußball-Abteilung in Sachsen und will schon allein deshalb die Anzahl seiner Fußballplätze erhöhen. Die dafür nötigen Fördergelder stehen bereit.
Der Freistaat fördert das Bauprojekt „Sport- & Freizeitpark Dresden Nord“mit 4,2 Millionen Euro, die Stadt mit 3,163 Millionen Euro. Der Verein bringt als Bauherr Eigenleistungen und -mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro auf. Inklusive Umsatzsteuer handelt es sich um eine Investitionssumme von 9,4 Millionen Euro.
Der Klub als Bauherr plante den Baustart sehr optimistisch für Ende des Jahres 2023. Mit der Befüllung der ovalen Senke, in der der Kunstrasen eingebettet ist, sollte der erste Bauabschnitt eingeleitet werden.
Doch knapp zwei Monate später ist der Jägerpark noch immer unberührt. „Weil die Bauantragsstellung läuft und momentan sehr abstimmungsintensive Genehmigungsprozeduren laufen“, sagt Borea-Vorstandsmitglied Stefan Birnbaum.
Die etwas verklausulierte Aussage lässt sich so verstehen: Offenbar sind mehr Zeit und auch Auflagen als ursprünglich erwartet für die vom städtischen Bauaufsichtsamt noch immer fehlende Baugenehmigung notwendig.
Von der Stadt zusätzliche angeforderte Gutachten wie etwa zur Notwendigkeit der Umsiedlung von möglichen Habitaten der im Jägerpark ansässigen Tierarten muss der SC Borea als Bauherr in Auftrag geben. „Das gehört eigentlich zum zweiten Bauabschnitt“, argumentiert Birnbaum. Doch für den ersten Schritt fehlt: die Baugenehmigung.
Die Stadt reagiert auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung mit folgendem Statement: „Der bisher vorliegende Antrag umfasst zunächst nur die Geländeveränderungen (Nivellierung/Auffüllung) zur Vorbereitung des Sportplatzbaus. Zur Beurteilung des Vorhabens ist eine landschaftspflegerische Fachplanung einzureichen. Hier liegen Nachreichungen noch nicht vor.“
Der Verein müsse also noch Unterlagen einreichen. Birnbaum bestätigt: „Wir versuchen, für das Genehmigungsverfahren alle Einwände und zusätzlichen Auflagen zu erfüllen.“Die Frist dafür hat die Stadt bis zum 29. April verlängert.
Im ersten Bauabschnitt wird die ovale Senke mit 95.000 Kubikmetern Erde verfüllt. Auf der dann größeren Gesamtfläche haben – um 90 Grad gedreht – zwei Großfelder und ein Kleinfeld Platz. Die dafür nötige Erde liegt auf dem Nachbargrundstück bereit. Dort lässt die Jägerpark Projektentwicklungsgesellschaft zwischen Sportanlage und einer Bundeswehranlage 800 Wohnungen errichten.
Der Erdaushub dort hat noch nicht begonnen. „Die warten darauf, dass es bei uns losgeht“, sagt Birnbaum. Es gebe zwischen beiden Partnern einen sogenannten Letter of Intent (LOI), also eine unverbindliche Absichtserklärung, auf die eine vertragliche Vereinbarung folgen soll. „Wir haben mittlerweile das Gefühl, dass das Projekt in einem gewissen Maß torpediert wird. Aber in einem Rahmen, der zulässig ist“, erklärt der Borea-Funktionär.
Im Jägerpark darf nur Erde verfüllt werden, die einen bestimmten Belastungsgrad nicht übersteigt. Auch dafür sind Gutachten
nötig. „Weitere Voraussetzung für einen Baubeginn sind neben der Baugenehmigung eine Genehmigung der Landesdirektion zum Umgang mit dem Bodenmaterial, das an einer naheliegenden Baustelle ausgebaut und hier wieder eingebaut werden soll. Diese Genehmigung liegt auch nicht vor“, bestätigt die Stadt.
Inzwischen wächst beim SC Borea zudem die Angst, dass bereits zugesagte Fördermillionen für andere Projekte in Betracht gezogen werden. „Die Landeshauptstadt Dresden hat mit Datum vom 28. April 2023 einen Zuwendungsbescheid in besagter Höhe erteilt. Die Gelder werden gestaffelt nach entsprechendem Nachweis der erfolgten Leistungen ausgezahlt“, erklärt Dresdens Sportbürgermeister Jan Donhauser auf SZ-Nachfrage. Die Fördermittel von Stadt und Land werden aber nur für den jeweiligen Bauabschnitt freigegeben.
Die Verzögerung des zwei bis zweieinhalb Jahre dauernden Umbaus hat auch Auswirkungen auf die sportlichen Planungen. Trainings- und Spielbetrieb müssen aufrechterhalten werden. „Das haben wir ganz gut optimiert“, sagt Birnbaum. Der Klub weicht demnach ab der kommenden Saison auf den Nebenplatz am Rudolf-Harbig-Stadion oder in den Ostrapark aus.