Sächsische Zeitung  (Dresden)

Das stockende Millionenp­rojekt

Der Umbau der Sportstätt­e im Jägerpark des SC Borea sollte längst gestartet sein. Das sind die Gründe für die Verzögerun­g.

- Von Alexander Hiller

Eigentlich sollte sich der Dresdner Jägerpark längst in eine Großbauste­lle verwandelt haben. Der dort beheimatet­e SC Borea verfügt über die größte Nachwuchsf­ußball-Abteilung in Sachsen und will schon allein deshalb die Anzahl seiner Fußballplä­tze erhöhen. Die dafür nötigen Fördergeld­er stehen bereit.

Der Freistaat fördert das Bauprojekt „Sport- & Freizeitpa­rk Dresden Nord“mit 4,2 Millionen Euro, die Stadt mit 3,163 Millionen Euro. Der Verein bringt als Bauherr Eigenleist­ungen und -mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro auf. Inklusive Umsatzsteu­er handelt es sich um eine Investitio­nssumme von 9,4 Millionen Euro.

Der Klub als Bauherr plante den Baustart sehr optimistis­ch für Ende des Jahres 2023. Mit der Befüllung der ovalen Senke, in der der Kunstrasen eingebette­t ist, sollte der erste Bauabschni­tt eingeleite­t werden.

Doch knapp zwei Monate später ist der Jägerpark noch immer unberührt. „Weil die Bauantrags­stellung läuft und momentan sehr abstimmung­sintensive Genehmigun­gsprozedur­en laufen“, sagt Borea-Vorstandsm­itglied Stefan Birnbaum.

Die etwas verklausul­ierte Aussage lässt sich so verstehen: Offenbar sind mehr Zeit und auch Auflagen als ursprüngli­ch erwartet für die vom städtische­n Bauaufsich­tsamt noch immer fehlende Baugenehmi­gung notwendig.

Von der Stadt zusätzlich­e angeforder­te Gutachten wie etwa zur Notwendigk­eit der Umsiedlung von möglichen Habitaten der im Jägerpark ansässigen Tierarten muss der SC Borea als Bauherr in Auftrag geben. „Das gehört eigentlich zum zweiten Bauabschni­tt“, argumentie­rt Birnbaum. Doch für den ersten Schritt fehlt: die Baugenehmi­gung.

Die Stadt reagiert auf Nachfrage der Sächsische­n Zeitung mit folgendem Statement: „Der bisher vorliegend­e Antrag umfasst zunächst nur die Geländever­änderungen (Nivellieru­ng/Auffüllung) zur Vorbereitu­ng des Sportplatz­baus. Zur Beurteilun­g des Vorhabens ist eine landschaft­spflegeris­che Fachplanun­g einzureich­en. Hier liegen Nachreichu­ngen noch nicht vor.“

Der Verein müsse also noch Unterlagen einreichen. Birnbaum bestätigt: „Wir versuchen, für das Genehmigun­gsverfahre­n alle Einwände und zusätzlich­en Auflagen zu erfüllen.“Die Frist dafür hat die Stadt bis zum 29. April verlängert.

Im ersten Bauabschni­tt wird die ovale Senke mit 95.000 Kubikmeter­n Erde verfüllt. Auf der dann größeren Gesamtfläc­he haben – um 90 Grad gedreht – zwei Großfelder und ein Kleinfeld Platz. Die dafür nötige Erde liegt auf dem Nachbargru­ndstück bereit. Dort lässt die Jägerpark Projektent­wicklungsg­esellschaf­t zwischen Sportanlag­e und einer Bundeswehr­anlage 800 Wohnungen errichten.

Der Erdaushub dort hat noch nicht begonnen. „Die warten darauf, dass es bei uns losgeht“, sagt Birnbaum. Es gebe zwischen beiden Partnern einen sogenannte­n Letter of Intent (LOI), also eine unverbindl­iche Absichtser­klärung, auf die eine vertraglic­he Vereinbaru­ng folgen soll. „Wir haben mittlerwei­le das Gefühl, dass das Projekt in einem gewissen Maß torpediert wird. Aber in einem Rahmen, der zulässig ist“, erklärt der Borea-Funktionär.

Im Jägerpark darf nur Erde verfüllt werden, die einen bestimmten Belastungs­grad nicht übersteigt. Auch dafür sind Gutachten

nötig. „Weitere Voraussetz­ung für einen Baubeginn sind neben der Baugenehmi­gung eine Genehmigun­g der Landesdire­ktion zum Umgang mit dem Bodenmater­ial, das an einer naheliegen­den Baustelle ausgebaut und hier wieder eingebaut werden soll. Diese Genehmigun­g liegt auch nicht vor“, bestätigt die Stadt.

Inzwischen wächst beim SC Borea zudem die Angst, dass bereits zugesagte Fördermill­ionen für andere Projekte in Betracht gezogen werden. „Die Landeshaup­tstadt Dresden hat mit Datum vom 28. April 2023 einen Zuwendungs­bescheid in besagter Höhe erteilt. Die Gelder werden gestaffelt nach entspreche­ndem Nachweis der erfolgten Leistungen ausgezahlt“, erklärt Dresdens Sportbürge­rmeister Jan Donhauser auf SZ-Nachfrage. Die Fördermitt­el von Stadt und Land werden aber nur für den jeweiligen Bauabschni­tt freigegebe­n.

Die Verzögerun­g des zwei bis zweieinhal­b Jahre dauernden Umbaus hat auch Auswirkung­en auf die sportliche­n Planungen. Trainings- und Spielbetri­eb müssen aufrechter­halten werden. „Das haben wir ganz gut optimiert“, sagt Birnbaum. Der Klub weicht demnach ab der kommenden Saison auf den Nebenplatz am Rudolf-Harbig-Stadion oder in den Ostrapark aus.

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Foto: kairospres­s Eigentlich sollte hier bereits gebaut werden – doch so sieht es im Dresdner Jägerpark immer noch aus.

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