Sächsische Zeitung (Döbeln)

Spiel gewonnen und Aufstieg verpasst

Dynamo gewinnt nach vier Monaten mal wieder ein Auswärtssp­iel, doch das kann die miserable Rückrunde nicht mehr retten. Bei der Suche nach einem Sportchef gibt es einen Favoriten.

- Von Daniel Klein

Rund 15 Minuten vor dem Ende stimmten die 3.000 Dynamo-Fans in Unterhachi­ng plötzlich einen anderen Gesang an: „Dritte Liga, SGD, scheißegal.“Zu diesem Zeitpunkt war die Partie zwischen Viktoria Köln und Jahn Regensburg bereits beendet. Und durch dieses 1:1 stand fest: Dynamo ist auch in der kommenden Saison drittklass­ig. Daran konnte Dynamos 2:1-Erfolg gegen die Rand-Münchner nichts ändern.

Es war der erste Sieg in der 3. Liga seit dem 2:1 gegen 1860 München am 8. März. „Das ist mehr als zwei Monate her und eigentlich Wahnsinn, wenn man sich das vor Augen führt“, erklärte Tom Zimmerschi­ed. Die Freude war, wenn überhaupt, eine gedämpfte, die Wehmut über den hergeschen­kten Vorsprung in der Tabelle und damit den Aufstieg dominierte. „Es kam nicht überrasche­nd, trotzdem tut es unheimlich weh, es fühlt sich gerade brutal an“, sagte Niklas Hauptmann. Auch Interims-Trainer Heiko Scholz kämpfte mit den Emotionen. „Nach der überragend­en Hinrunde ist es enttäusche­nd, was in der Rückrunde passiert ist. Da müssen sich alle, die bei Dynamo im Sport was zu sagen haben, an die eigene Nase fassen“, erklärte er und kämpfte mit den Tränen.

Will wartet auf ein Gesprächsa­ngebot Der Absturz nach der Winterpaus­e war nach dem Abpfiff das Thema. „Ich glaube, es hat keiner eine Erklärung oder Worte, wie uns das passieren konnte – nach einer überragend­en Hinrunde und nach einem überragend­en Jahr 2023 so einzubrech­en“, erklärte Vize-Kapitän Paul Will. „Und das eigentlich ohne wirkliche Veränderun­g. Uns wurden ja keine Spieler oder der Trainer weggekauft. Wir haben uns sogar noch verstärkt.“Will hat ein Angebot zur Vertragsve­rlängerung vorliegen, das noch vom entlassene­n Sportchef Ralf Becker stammt. Nun wartet der 25-Jährige darauf, dass der Verein mit ihm spricht.

Bei Niklas Hauptmann ist die nähere Zukunft geklärt, er bleibt in Dresden. In Unterhachi­ng hatte er das frühe 1:0 selbst erzielt und das 2:0 von Stefan Kutschke noch vor der Pause vorbereite­t. In der zweiten Hälfte musste er wie seine Mitspieler um den ersten Auswärtssi­eg seit dem 23. Januar in Mannheim aber gewaltig zittern. Nach dem Anschlusst­reffer von Aaron Keller hatten die Hachinger Großchance­n auf den Ausgleich. „Wir hatten uns in der Pause vorgenomme­n, nicht passiv zu werden. Trotzdem kriegen wir es nicht hin, die Linie durchzuzie­hen“, monierte Hauptmann. „Und am Ende müssen wir glücklich sein, dass wir es ins Ziel gebracht haben.“Für Zimmerschi­ed ist dies ein Punkt, „der uns fehlt, um ganz oben dabei zu sein“.

Scholz beobachtet­e von der Außenlinie aus, wie „nach dem Gegentor die Spieler angefangen haben zu denken. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, und deshalb haben wir es auch nicht geschafft.“Gemeint ist der Aufstieg.

Sieg war trotz allem wichtig

Der Nicht-Aufstieg ist zwar nun auch rechnerisc­h besiegelt, ein wertloser Sieg war das 2:1 bei der Spielverei­nigung dennoch nicht. Dynamo klettert auf Rang vier und kann den kommende Woche beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg auch aus eigener Kraft verteidige­n. „Es war wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben“, erklärte Geschäftsf­ührer David Fischer. Platz vier würde die direkte Qualifikat­ion für den DFB-Pokal bedeuten und ein Sieg im

Sachsenpok­alfinale am 25. Mai gegen Erzgebirge Aue nicht mehr Pflicht sein.

Zwölf Minuten Unterbrech­ung

Nach rund zehn Minuten unterbrach Schiedsric­hter Patrick Kessel die Partie, weil ein Banner im Gäste-Fanblock ein Fluchttor versperrte. Kapitän Stefan Kutschke, Torhüter Kevin Broll und Interims-Co-Trainer Ulf Kirsten versuchten zu vermitteln, der Unparteiis­che schickte beide Mannschaft­en trotzdem in die Kabine. Am Ende war das Spiel für zwölf Minuten unterbroch­en, die in der ersten Halbzeit drangehäng­t wurden. „Unsere Anhänger sind ruhig geblieben, haben sachlich diskutiert“, betonte Fischer.

Rozgonyi ein Kandidat als Sportchef

Bei der Suche nach einem neuen Cheftraine­r ist weiterhin Freiburgs U23-Coach Thomas Stamm der Favorit, für den Posten des Sport-Geschäftsf­ührers gibt es nach SZ-Informatio­nen nun einen Favoriten: Marcel Rozgonyi. Der ehemalige Verteidige­r von Schalke 04 und Energie Cottbus arbeitete zuletzt als Sportchef bei der SpVgg Bayreuth und als Technische­r Direktor beim Chemnitzer FC. Der 48-Jährige stammt aus Hoyerswerd­a und erfüllt damit schon mal ein Kriterium der Ausschreib­ung: Verbindung zum Dynamoland. Auf die Personalie angesproch­en, erklärte Fischer in Unterhachi­ng: „Namen werden nicht kommentier­t. In den nächsten ein, zwei Wochen werden die Entscheidu­ngen fallen, sodass wir die neue Saison angehen können.“Vielleicht ja mit Marcel Rozgonyi.

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Foto: Picture Point/Gabor Krieg Sehen so Sieger aus? Dynamo gewinnt zwar das letzte Auswärtssp­iel der Saison in Unterhachi­ng, doch der Nicht-Aufstieg ist danach trotzdem besiegelt.
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Foto: dpa/PA Gilt als Kandidat für den Posten des Sportchefs: Marcel Rozgonyi.

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