Spiel gewonnen und Aufstieg verpasst
Dynamo gewinnt nach vier Monaten mal wieder ein Auswärtsspiel, doch das kann die miserable Rückrunde nicht mehr retten. Bei der Suche nach einem Sportchef gibt es einen Favoriten.
Rund 15 Minuten vor dem Ende stimmten die 3.000 Dynamo-Fans in Unterhaching plötzlich einen anderen Gesang an: „Dritte Liga, SGD, scheißegal.“Zu diesem Zeitpunkt war die Partie zwischen Viktoria Köln und Jahn Regensburg bereits beendet. Und durch dieses 1:1 stand fest: Dynamo ist auch in der kommenden Saison drittklassig. Daran konnte Dynamos 2:1-Erfolg gegen die Rand-Münchner nichts ändern.
Es war der erste Sieg in der 3. Liga seit dem 2:1 gegen 1860 München am 8. März. „Das ist mehr als zwei Monate her und eigentlich Wahnsinn, wenn man sich das vor Augen führt“, erklärte Tom Zimmerschied. Die Freude war, wenn überhaupt, eine gedämpfte, die Wehmut über den hergeschenkten Vorsprung in der Tabelle und damit den Aufstieg dominierte. „Es kam nicht überraschend, trotzdem tut es unheimlich weh, es fühlt sich gerade brutal an“, sagte Niklas Hauptmann. Auch Interims-Trainer Heiko Scholz kämpfte mit den Emotionen. „Nach der überragenden Hinrunde ist es enttäuschend, was in der Rückrunde passiert ist. Da müssen sich alle, die bei Dynamo im Sport was zu sagen haben, an die eigene Nase fassen“, erklärte er und kämpfte mit den Tränen.
Will wartet auf ein Gesprächsangebot Der Absturz nach der Winterpause war nach dem Abpfiff das Thema. „Ich glaube, es hat keiner eine Erklärung oder Worte, wie uns das passieren konnte – nach einer überragenden Hinrunde und nach einem überragenden Jahr 2023 so einzubrechen“, erklärte Vize-Kapitän Paul Will. „Und das eigentlich ohne wirkliche Veränderung. Uns wurden ja keine Spieler oder der Trainer weggekauft. Wir haben uns sogar noch verstärkt.“Will hat ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorliegen, das noch vom entlassenen Sportchef Ralf Becker stammt. Nun wartet der 25-Jährige darauf, dass der Verein mit ihm spricht.
Bei Niklas Hauptmann ist die nähere Zukunft geklärt, er bleibt in Dresden. In Unterhaching hatte er das frühe 1:0 selbst erzielt und das 2:0 von Stefan Kutschke noch vor der Pause vorbereitet. In der zweiten Hälfte musste er wie seine Mitspieler um den ersten Auswärtssieg seit dem 23. Januar in Mannheim aber gewaltig zittern. Nach dem Anschlusstreffer von Aaron Keller hatten die Hachinger Großchancen auf den Ausgleich. „Wir hatten uns in der Pause vorgenommen, nicht passiv zu werden. Trotzdem kriegen wir es nicht hin, die Linie durchzuziehen“, monierte Hauptmann. „Und am Ende müssen wir glücklich sein, dass wir es ins Ziel gebracht haben.“Für Zimmerschied ist dies ein Punkt, „der uns fehlt, um ganz oben dabei zu sein“.
Scholz beobachtete von der Außenlinie aus, wie „nach dem Gegentor die Spieler angefangen haben zu denken. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, und deshalb haben wir es auch nicht geschafft.“Gemeint ist der Aufstieg.
Sieg war trotz allem wichtig
Der Nicht-Aufstieg ist zwar nun auch rechnerisch besiegelt, ein wertloser Sieg war das 2:1 bei der Spielvereinigung dennoch nicht. Dynamo klettert auf Rang vier und kann den kommende Woche beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg auch aus eigener Kraft verteidigen. „Es war wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben“, erklärte Geschäftsführer David Fischer. Platz vier würde die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal bedeuten und ein Sieg im
Sachsenpokalfinale am 25. Mai gegen Erzgebirge Aue nicht mehr Pflicht sein.
Zwölf Minuten Unterbrechung
Nach rund zehn Minuten unterbrach Schiedsrichter Patrick Kessel die Partie, weil ein Banner im Gäste-Fanblock ein Fluchttor versperrte. Kapitän Stefan Kutschke, Torhüter Kevin Broll und Interims-Co-Trainer Ulf Kirsten versuchten zu vermitteln, der Unparteiische schickte beide Mannschaften trotzdem in die Kabine. Am Ende war das Spiel für zwölf Minuten unterbrochen, die in der ersten Halbzeit drangehängt wurden. „Unsere Anhänger sind ruhig geblieben, haben sachlich diskutiert“, betonte Fischer.
Rozgonyi ein Kandidat als Sportchef
Bei der Suche nach einem neuen Cheftrainer ist weiterhin Freiburgs U23-Coach Thomas Stamm der Favorit, für den Posten des Sport-Geschäftsführers gibt es nach SZ-Informationen nun einen Favoriten: Marcel Rozgonyi. Der ehemalige Verteidiger von Schalke 04 und Energie Cottbus arbeitete zuletzt als Sportchef bei der SpVgg Bayreuth und als Technischer Direktor beim Chemnitzer FC. Der 48-Jährige stammt aus Hoyerswerda und erfüllt damit schon mal ein Kriterium der Ausschreibung: Verbindung zum Dynamoland. Auf die Personalie angesprochen, erklärte Fischer in Unterhaching: „Namen werden nicht kommentiert. In den nächsten ein, zwei Wochen werden die Entscheidungen fallen, sodass wir die neue Saison angehen können.“Vielleicht ja mit Marcel Rozgonyi.