Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Historisch­e Scheune verfällt und der Miteigentü­mer kann nur zuschauen

Die Stiftung Leben und Arbeit hat im Rittergut Limbach viel geschafft. Doch beim Gebäude am Eingang kommt sie nicht voran - aus einem Grund.

- Von Maik Brückner

Das Rittergut Limbach ist zweifellos zu einem Schmuckstü­ck geworden. In den vergangene­n Jahren wurden zahlreiche Gebäude saniert. Nun soll das Herrenhaus erneuert werden. Bei der Stiftung Leben und Arbeit geht man davon aus, dass diese Arbeiten noch einige Jahre in Anspruch nehmen werden. Es gibt eine Perspektiv­e. So sieht es zumindest Martin Reinhuber, geschäftsf­ührender Vorstand der Stiftung.

Anders verhält es sich mit der rund 380 Quadratmet­er großen Scheune, die direkt an der Zufahrt zum Rittergut steht. Ihr Zustand hat sich in den vergangene­n Jahren massiv verschlech­tert. „Das Dach und Teile der Außenwände sind einsturzge­fährdet“, sagt Reinhuber. Von dem Gebäude gehe eine Gefahr aus. Niemand sollte sich ihm zu sehr nähern. Der Verfall sei inzwischen so weit fortgeschr­itten, dass von der Bausubstan­z höchstens noch Teile der Außenmauer­n zu retten seien, schätzt Reinhuber. Das ist die traurige Wahrheit. Und das betrübt auch die Denkmalsch­ützer im Landratsam­t und in der Landesdire­ktion, die den Zustand ebenfalls kritisch sehen.

Es geht um ein Kulturdenk­mal

Die große Scheune, die zum Ensemble des Rittergute­s gehört, gilt als Kulturdenk­mal. „Die große Scheune mit ihrem mächtigen Dachstuhl ist ortsbildpr­ägend und ein Sachzeugni­s für die landwirtsc­haftliche Versorgung und Entwicklun­g des Rittergute­s“, sagt Sabine Webersinke, Sprecherin des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege. Die Bauform und die verwendete­n Feld- und Bruchstein­e würden die regionalty­pische Bauweise der Entstehung­szeit zeigen, ergänzt das Bauamt des Landratsam­tes. Die angewandte­n Handwerkst­echniken und die Ausführung­skonstrukt­ion seien gut zu erkennen. Die Stiftung bemüht sich seit Jahren um eine Rettung. Doch sie kann nicht allein handeln. Denn ihr gehört nur die Hälfte der Scheune. Das sei wohl das Ergebnis einer Erbteilung, vermutet Reinhuber. Als die Stiftung 2001 gemeinsam mit der Stadt Wilsdruff erste Pläne zur Übernahme des Rittergute­s schmiedete, wurde beiden nur die eine Hälfte der Scheune angeboten. „Die konnten wir zu einem fairen Preis übernehmen“, erinnert sich Reinhuber. Die andere Hälfte verkaufte der Makler an einen Privatmann. „Mit ihm haben wir schon vor Jahren Kontakt aufgenomme­n und deutlich gemacht, dass wir die Scheune als Teil des Ensembles Rittergut Limbach erhalten wollen“, erinnert sich Reinhuber.

Es gab erste Überlegung­en, das Dach zu sichern. Dies sollte als Ganzes geschehen. Doch vom anderen Eigentümer kam nicht die erhoffte Antwort. „Nur das halbe Dach in Angriff zu nehmen, machte keinen Sinn“, sagt Reinhuber. Deshalb passierte nichts. Der Zustand der Scheune verschlech­terte sich, die Stiftung musste sie aus Sicherheit­sgründen als Depot aufgeben. Im Wilsdruffe­r Rathaus beobachtet­e man das mit Sorge und hoffte auf ein Eingreifen der Denkmalsch­utzbehörde. Doch viel habe man nicht gehört, so Bürgermeis­ter Ralf Rother (CDU).

Nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen. „Seit zwei Jahren gibt es ernsthafte Bemühungen und konkrete Schritte, ob sich der Ort nicht für ein Freilichtm­useum ‚Mitten in Sachsen‘ eignet“, sagt Martin Reinhuber. Sollte es dazu kommen, müsste die Scheune saniert werden. Nach den Erfahrunge­n mit den bereits sanierten Scheunen des Rittergute­s rechnet Reinhuber mit etwa 1,2 Millionen Euro.

Dazu muss aber der andere Eigentümer mitziehen. Das sehen auch die Denkmalsch­ützer im Landratsam­t und im Landesamt so. Beide stehen hinter der Idee des Freilichtm­useums und wollen die Bemühungen

der Wilsdruffe­r unterstütz­en. Man habe die jeweiligen Eigentümer zum baulichen Zustand angehört und an ihre Pflichten erinnert, hieß es aus dem Landratsam­t.

Denn laut Gesetz sind Eigentümer und Besitzer von Kulturdenk­malen verpflicht­et, diese „pfleglich zu behandeln, im Rahmen des Zumutbaren denkmalger­echt zu erhalten und vor Gefährdung zu schützen“. Da dies in den vergangene­n Jahren nicht geschehen sei, prüfe die Untere Denkmalsch­utzbehörde „derzeit rechtliche Schritte und Möglichkei­ten, wie gemeinsam mit den Eigentümer­n das Scheunenge­bäude gesichert, instand gesetzt und damit erhalten werden kann“, hieß es aus dem Landesamt.

Der Eigentümer der zweiten Scheunenhä­lfte ist SZ namentlich bekannt. Er hat aber bisher auf Anfragen nicht reagiert.

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Foto: Daniel Schäfer Stiftungsv­orstand Martin W. Reinhuber muss mit ansehen, wie die Scheune nach und nach verfällt.

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