Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
Gärtnerei Krauße: Was die vierte Generation hier vorhat
Balkon-pflanzen, Bio-tomaten, Kürbis-vielfalt und Garten-tour: Die neuen Chefs wollen ihren Familienbetrieb in Bischofswerda breit aufstellen.
Mieze Schindler“hält sich neben „Florence“noch ein wenig zurück mit ihren Blüten an diesem aprilfrischen Morgen. Die Erdbeerpflanzen stehen im Schatten eines alten Apfelbaums, wenige Schritte weiter setzt die Heidelbeere schon zur Blüte an. Eine Amsel stakst suchend nach Frühstück über die Beete der Gärtnerei Krauße in Bischofswerda. Daran vorbei stapft Ökolandwirtin und Gemüsegärtnerin Anne Hladik durch die noch nasse Wiese Richtung Gewächshäuser. „Ich habe es schon als Kind geliebt, durch den Betrieb zu laufen“, sagt die 36-Jährige.
Sie stoppt im Tomaten-gewächshaus. 23 Sorten warten hier gut geschützt auf ihren großen Auftritt im Freiland. In den kleinen Töpfchen stehen die Namen an den noch zarten Trieben. Sie heißen „Rote Murmel“, „Gelbe Johannisbeere, „Zuckertraube“, „Zebra“oder „Trixi“. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um sich jetzt ganz konkret bei diesen fünf Spezialitäten Aussehen und Geschmack vorzustellen. Wobei – bei Trixi könnte es doch etwas schwieriger werden.
In ihr Geheimnis weiht Anne Hladik die Besucher beim Tag der offenen Gärtnerei am 27. und 28. April sicher gern ein. Seit Anfang 2024 teilen sie und ihr Bruder Martin Döring sich die Aufgaben im Familienbetrieb in vierter Generation. Gärtnermeister Erhard Döring hat den Staffelstab nun ganz an die Kinder weitergegeben und ist aus der GBR ausgetreten, die sie 2018 zusammen gegründet haben. Einen Blick auf seine Sprösslinge will der 69-Jährige trotzdem noch behalten. Die Friedhofsgärtnerei ist sein Steckenpferd. Die Ursprünge der Gärtnerei führen ins Erzgebirge. Walter und Anna Krauße machen sich 1941 von Annaberg-buchholz auf den Weg nach Bischofswerda, um die eingeführte Gärtnerei König zu übernehmen. 1957 übernimmt dann ihre Tochter Charlotte Döring. Damals stehen Gemüse, aber auch Schnittblumen wie Nelken und Chrysanthemen in den Beeten. Bald kommt auch die Produktion von Tabakpflanzen dazu. Aus dem „Kindergarten“in Bischofswerda wechseln sie auf Anlagen in Großharthau.
Zurück in die Gegenwart: Ein Pflanzenkindergarten befindet sich auch im nächsten Gewächshaus, das Anne Hladik öffnet.
Auf allen Ebenen wachsen hier Geranien. „Mir wird immer erzählt, dass mein Kinderställchen im Binderaum bei den Floristen stand“, sagt die zweifache Mutter. Sie geht nach der Schule erst ein Jahr mit einem Freiwilligendienst in die USA und arbeitet mit behinderten Menschen. Von dort schickt sie in die Oberlausitzer Provinz die ersten Samen für Kürbissorten jenseits des bekannten Hokkaidos. Zurück kommt sie mit der Idee, am liebsten gesund, ökologisch und vielfältig zu gärtnern.
Anne Hladik studiert Ökolandbau in Eberswalde und hängt noch eine Ausbildung
als Gemüsegärtnerin und ein halbes Jahr in einem Gemüsebaubetrieb in Kanada dran. Ihr Bruder Martin lernt Gartenlandschaftsbauer – und reist mit dieser Ausbildung auch erstmal zu verschiedenen Arbeitgebern im Land. Ab 2015 ist er wieder im elterlichen Betrieb angestellt und baut den Bereich Gartenpflege und Gartengestaltung samt Friedhofsbereich aus. „Wir machen für den Kunden alles aus einer Hand und merken eine wachsende Nachfrage“, sagt der 39-Jährige.
Anne Hladik kehrt mit der Geburt ihres Sohnes in die Heimatstadt zurück – und nimmt so Abschied von der Leitungstätigkeit in der Solidarischen Landwirtschaft „Dein Hof“in Radebeul. Lange konnte sie sich diese Rückkehr nicht vorstellen, aber die Neuaufstellung der Familiengärtnerei lockt sie. „Wir haben uns auch gefreut, dass die jungen Leute wieder da sind – und dass es hier weitergeht“, so Erhard Döring.
So gibt es in der Gärtnerei Krauße nicht nur im Herbst unzählige Kürbis-sorten. „Unsere Gemüsepflanzenvielfalt ist gewachsen. Wir zeigen hier, wie Herbst- und Wintersalate auch ohne Heizung wachsen. Wir bauen Sommerblumen selbst an“, zählt Anne Hladik nur einige Besonderheiten der Stadtgärtnerei auf – und geht in ein großes Folienzelt. An diesem Morgen stehen dort noch eben jene Wintersalate. Demnächst sollen Gurken hier ihr wohltemperiertes Plätzchen bekommen. Übrigens gibt es nach Aussagen von Seniorgärtner Erhard Döring nur noch acht produzierende Gärtnereien in der Region Bautzen.
Aus diesem Grund will sich die nächste Generation „breit aufstellen“zwischen klassischem Beet-und Balkonpflanzen-sortiment und selbstgezogenen Bio-tomaten plus noch viel mehr Gemüse-vielfalt „Wir wollen auch Angebote für junge Leute und Familien schaffen. Die Gärtnerei muss ein Ort für Erlebnisse werden von Kindern bis hin zum Senior. Das muss langsam wachsen“, sagt Anne Hladik. Sehr gut angenommen wurde zum Beispiel bereits die kulinarische Gartentour mit Tina Weßollek.
Die L’auberge-küchenchefin aus Belmsdorf wird am 28. April mit Leckereien zu Gast in der Gärtnerei Krauße sein. Wer weiß, vielleicht hat sie sogar Brennnesselkuchen oder Giersch-limonade mit dabei. Dazu gibt es Tipps für den Rasen zu Hause. Dazu sollten Besucher ein Stück von zehnmal zehn Zentimetern vom eigenen Grün mitbringen.
Tag der offenen Gärtnerei Krauße, Bautzener Straße 71a in Bischofswerda, am 27. April von 8 bis 17 Uhr und am 28. April von 9 bis 16 Uhr. Programm unter
www.gaertnerei-krausse.de