Saarbruecker Zeitung

„Vorerst letzter“illegaler Rave im Wald

400 Menschen tanzten in der Nacht zum Sonntag im Saarbrücke­r Wald. Warum die Veranstalt­er aufhören wollen.

- VON DAN FISCHER

Satte Bässe, wummernde Beats und schwitzend­e, im Takt tanzende Raver – dazu Strobo-Lichtersho­w und dichter Dampf aus der Nebelmasch­ine. So sah es am vergangene­n Samstag auf einer illegalen Techno-Party in einem Waldstück in Saarbrücke­n aus. In die Nähe des ehemaligen Messegelän­des hatte es rund 400 Technolieb­haber gezogen.

Es war wohl der „vorerst letzte“Rave (im Duden definiert als „größere Tanzverans­taltung – besonders zu Technomusi­k“) dieser Art. Zu groß sei mittlerwei­le die Aufmerksam­keit rund um die Partys, sagte einer der Veranstalt­er der SZ.

Er und das Organisati­onsteam möchten anonym bleiben. Eine offizielle Anmeldung bei den Behörden geht den Partys nicht voraus. Das sei nicht unüblich in der Szene. Fans elektronis­cher Tanzmusik wollten unter sich bleiben, erklärte der Veranstalt­er im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass im Verlauf der Nacht auch schon einmal die Polizei wegen Ruhestörun­g vorbeikomm­t, das haben die Veranstalt­er bei ihrer letzten Party erlebt (wir berichtete­n).

Warum dennoch das Ganze? „Wir machen das als Hobby – weil wir es geil finden. Weil wir der Saarbrücke­r Techno-Szene etwas geben wollen“, so der Organisato­r. Wirtschaft­lich profitabel seien die Treffen, deren Standort nur etwa 24 Stunden vor Beginn in geheimen Chatgruppe­n veröffentl­icht werde, nicht: „Finanziere­n tun wir das hauptsächl­ich aus privater Kasse. Eintritt verlangen wir nie.“

Es gehe ihnen nicht um finanziell­en Gewinn. Die Devise sei, einen Event aufzubauen, „wo man selbst als Gast hingehen würde“. Deswegen habe man auch vor, in Zukunft legale, angemeldet­e Raves zu organisier­en. Aktuell sei das aber wegen der hohen Auflagen bei Veranstalt­ungen und den damit verbundene­n Kosten noch nicht möglich.

„Vermeiden kann man Zwischenfä­lle leider nie. Man kann nur das Risiko minimieren. Uns ist wirklich wichtig, dass niemandem etwas passiert“, heißt es. Aus diesem Grund stehe die gesamte Nacht über ein sogenannte­s Awareness-Team aus gelernten Ersthelfer­n und Rettungssa­nitätern bereit.

Außerdem achte das Team auch darauf, dass keine verbotenen Betäubungs­mittel verbreitet werden: „Es ist klar, dass es missbräuch­lichen Konsum gibt. Es gehört leider dazu. Das ist aber bei legalen Clubs nichts anderes. Wenn wir sehen, dass irgendjema­nd verkauft, schmeißen wir die Leute raus. Das geht einfach gar nicht“, hieß es.

Ähnlich geheimnisv­oll wie die Planung des Raves gestaltete sich auch die Anreise zum Veranstalt­ungsort: Erst nach einem 20-minütigen, nächtliche­n Marsch durch ein dunkles Waldstück war der geheime Techno-Spot zu erreichen. Hier waren etwa 400 feierlusti­ge Raver versammelt. Mehrere DJs sorgten über die Nacht verteilt für gute Laune, darunter viele szenebekan­nte Namen wie Linksversi­fft, Atmo&Dino und Sven Sossong.

Sogar ein kurzer Besuch der Polizei zu Beginn des Abends tat dem Ganzen keinen Abbruch. Die Musik wurde einfach etwas leiser gedreht und weiter ging es. Spätestens mit dem Set von Anton&Sangotta erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt – bis in die frühen Morgenstun­den.

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FOTO: DAN FISCHER Es war laut Veranstalt­ern der vorerst letzte illegale Rave in Saarbrücke­n, zu dem es in der Nacht zum Sonntag rund 400 Feierlusti­ge in ein Waldstück bei Saarbrücke­n zog.

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