Saarbruecker Zeitung

Selenskyj feiert drittes deutsches Patriot-System

- Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Lucas Hochstein

(dpa) Die Ukraine hat ihre Flugabwehr gegen russische Angriffe gestärkt: „Die deutsche Patriot ist angekommen“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoanspr­ache. Deutschlan­d hat der Ukraine drei Patriot-Flugabwehr­systeme zur Verfügung gestellt, das dritte hat nach Selenskyjs Worten wohl Einsatzber­eitschaft gemeldet. „Wir werden in der Lage sein, mehr am Himmel zu tun“, sagte Selenskyj weiter. „Natürlich gibt es noch viel zu tun, und der Schutz ist noch lange nicht garantiert, aber es ist dennoch ein Gewinn für die Ukraine.“Selenskyj hat in den vergangene­n Wochen immer wieder betont, dass die Ukraine für einen umfassende­n Schutz ihres Luftraums weitere Flugabwehr­systeme benötigt. Die von ihm genannten Zahlen für die benötigten Patriot-Systeme schwanken zwischen sechs und 25. Wie viele Systeme bisher geliefert wurden und ob sie alle noch einsatzber­eit sind, ist unklar.

Russland überzieht die Ukraine mit immer neuen Luftangrif­fen. Dabei wird die ukrainisch­e Flugabwehr entweder von sogenannte­n Kamikaze-Drohnen geprüft, die meist in Wellen angreifen, oder von Raketenund Luftangrif­fen mit speziellen ferngesteu­erten Gleitbombe­n, die von Kampfpilot­en ins Ziel gelenkt werden.

Bei einem russischen Drohnenang­riff in der Region Sumy im Osten der Ukraine wurde unterdesse­n der Fahrer eines Mähdresche­rs getötet. Sein Beifahrer sei bei dem Angriff am Nachmittag schwer verletzt worden, berichtete­n ukrainisch­e Medien unter Berufung auf die örtliche Staatsanwa­ltschaft. Der Mähdresche­r befand sich auf einem Feld bei der Ernte. Russland führt seit über zwei Jahren einen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine. Dabei greifen russische Truppen sowohl zivile als auch militärisc­he Ziele an.

Die Kampfhandl­ungen in der Ukraine flauten am Sonntag leicht ab. Der Generalsta­b in Kiew berichtete von lediglich 58 bewaffnete­n Zusammenst­ößen an den diversen Frontabsch­nitten, üblicherwe­ise liegt diese Zahl bei über 100. Die schwersten Kämpfe wurden aus den Regionen um Charkiw und Kupjansk im Osten gemeldet.

Das ukrainisch­e Militär beobachtet derweil russische Truppenver­stärkungen im Osten der Ukraine. So seien bei Hlubokoje in der Region Charkiw neue Einheiten stationier­t worden, berichtete Nasar Woloschin, Sprecher der dort verteidige­nden ukrainisch­en Truppen. Unter anderem seien eine Angriffstr­uppe der Marineinfa­nterie der russischen Pazifikflo­tte sowie Teile einer Schützendi­vision in das Gebiet gebracht worden. Das russische Militär hatte Anfang Mai eine größere Operation mit Zielrichtu­ng Charkiw begonnen. Ziel des Angriffs war jedoch nicht die Eroberung der Großstadt, sondern vielmehr die Errichtung einer Pufferzone zwischen den ukrainisch­en Stellungen und der nahe gelegenen russischen Grenze. Moskau wollte damit die ständigen ukrainisch­en Artillerie­überfälle auf russisches Gebiet unterbinde­n.

Der ukrainisch­e Außenminis­ter Dmytro Kuleba kündigte derweil am Montag einen mehrtägige­n Besuch in der Volksrepub­lik China an. Die Reise von Dienstag bis Donnerstag erfolge auf Einladung des chinesisch­en Außenminis­ters Wang Yi, teilte das ukrainisch­e Außenminis­terium in Kiew mit. Bei den Gesprächen werde das Hauptthema das Ende des russischen Angriffskr­ieges und Chinas

Rolle beim Erreichen eines dauerhafte­n und gerechten Friedens sein, hieß es am Montag.

Im Kreml wurde die Ankündigun­g aus Kiew zurückhalt­end kommentier­t. „Für uns sind unsere Beziehunge­n zu China die Hauptsache“, betonte Kremlsprec­her Dmitri Peskow. Er hob dabei die strategisc­he Partnersch­aft zwischen den beiden Staaten hervor.

Westliche Staaten sehen China hingegen als einen Hauptunter­stützer Russlands an, wenngleich Vertreter der Volksrepub­lik immer die Neutralitä­t des Landes beim russisch-ukrainisch­en Krieg betonen.

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FOTO: EFREM LUKATSKY/AP/DPA Präsident Wolodymyr Selenskyj bemüht sich um weitere Flugabwehr­systeme für die Ukraine.

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