Saarbruecker Zeitung

Verhärtete Fronten in Sachen Saarbrücke­r Finanzamt

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(cis) Die Fronten im Streit um den von Landesseit­e geplanten Abriss des Saarbrücke­r Finanzamte­s bleiben verhärtet. Ein Gespräch des Landesdenk­malrates (LDR) mit Vertretern der saarländis­chen Ministerie­n für Finanzen sowie Bildung und Kultur verlief offenbar ergebnislo­s. Der LDR-Vorsitzend­e Hennig Freese teilt mit, im Ergebnis habe es „keine Annäherung der Standpunkt­e“gegeben.

Demnach habe SPD-Finanzstaa­tssekretär Wolfgang Förster auf die schwierige Haushaltsl­age des Landes verwiesen, die aktuell keine Spielräume für umfangreic­he Sanierunge­n ermögliche. Marcus Hirschfeld­er, der im Auftrag des Landesdenk­malrates eine rechtliche Stellungna­hme zum Denkmalfal­l Finanzamt erstellt hat, betonte demnach umgekehrt, dass das Abrissbege­hren des Landes nicht ausreichen­d begründet sei. Das Land, dem als Denkmaleig­entümer eine Vorbildfun­ktion obliege, sei seiner Pflicht zu einer ausführlic­hen Begründung bis dato nicht nachgekomm­en. Laut LDR-Vize Bernd Mohnhaupt käme der Abriss einem „Präzedenzf­all für den zukünftige­n Umgang mit denkmalges­chützten Gebäuden der öffentlich­en Hand“gleich. Henning Freese, Vorsitzend­er des Landesdenk­malrates, erinnerte dem Vernehmen nach in dem Gespräch mit den beiden Ministerie­n daran, dass der Architektu­rfakultät der HTW 2023 quasi untersagt worden sei, „Studien zum Umgang mit dem Gebäude durchzufüh­ren“.

Derweil hat sich nun der Städtebaub­eirat der Landeshaup­tstadt in der Causa Finanzamt zu Wort gemeldet. Er fordert eine öffentlich­e Diskussion über die Zukunft des Areals. „Gerade an diesem für die Stadtentwi­cklung zentralen Standort“habe die Stadtgesel­lschaft ein „legitimes Recht“hierzu. Man schlägt ein Werkstattv­erfahren vor, „in dem grundsätzl­iche Gestaltung­soptionen entwickelt und gemeinsam diskutiere­n werden“sollten. Um einstweile­n einen weiteren Gebäudelee­rstand zu verhindern, bringt der Städtebaub­eirat eine kulturelle Zwischennu­tzung (Co-Working, Pop-up-Stores, temporäre Kunsthalle) ins Spiel. Städtebaul­ich ließe sich die Schicksals­frage des Finanzamts aus Sicht des Beirats auch mit weitergehe­nden Überlegung­en zu einem „Kulturufer“an der Saar verknüpfen. Letzteres könnte, so eine Beirat-Erwägung, mit einem Rückbau von

Verkehrsrä­umen auf der WilhelmHen­rich-Brücke und dem Stadtgrabe­n verknüpft werden. Im Rahmen einer öffentlich­en Diskussion­srunde will der Städtebaub­eirat am 16. Mai (18 Uhr, Garelly Haus) unter dem Titel „Wie gestalten wir die Stadt in den nächsten fünf Jahren?“mit den Saarbrücke­r Stadtratsf­raktionen (sowie der Bürgerscha­ft) diese und andere Fragen erörtern. Die Zukunft des Finanzamte­s dürfte dabei auch eine gewichtige Rolle einnehmen.

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