Wie Stiring-Wendel zum Treffpunkt für Skater wurde
Direkt hinter der Grenze befindet sich eine der ältesten Skate-Anlagen Frankreichs. Was sie einzigartig macht und warum ihr Bestehen mal infrage stand.
Am 1. Mai wollen sie es wieder „rollen lassen“und feiern, so wie immer. Seit vielen Jahren treffen sich saarländische und lothringische Skater auf der Skate-Anlage in Stiring-Wendel und begehen dort gemeinsam den internationalen Tag der Arbeit auf ihre Art: Sie rollen mit ihren Brettern die endlos lange abschüssige Betonwanne im Park „La coulée verte“(zu deutsch: Grünzug) hinab und zeigen dabei gern ihre akrobatischen Kunststücke. Dazu wird gegessen und getrunken.
Vor zwei Jahren, erzählt der Saarbrücker Künstler und passionierte Skater Alexander Karle, habe man ein besonders großes Fest an dem „Snake Run“, wie die Anlage bei Skatern heißt, organisiert. „Mit Bürgermeister, mit Bierstand, mit Rostwurstbude und 200, 300 Bürgern, die zugeschaut haben.“Es gab dafür einen guten Grund. Damals war die Gemeinde nämlich mit den Planungen zur Neugestaltung ihres Parks beschäftigt.
„Im Zuge dessen war die Frage, was mit diesem wundervollen Snake Run passieren soll“, erläutert Karle. Den habe die Gemeinde dann zunächst abreißen wollen. Das wollten die Skater und die BMX-FreestyleFahrer unbedingt verhindern. Der BMX-Fan Théo Laurent, ein damals 17-jähriger Jugendlicher, habe die saarländischen Skater alarmiert. Mit dem großen Skate-Fest wollten die deutschen und lothringischen Skater dann die Gemeindevertreter und die Bürger überzeugen, dass die Anlage, die nur zwei Kilometer von der deutschen Grenze in Höhe der Goldenen Bremm bei Saarbrücken liegt, auf jeden Fall erhaltenswert ist. Vielen war und ist sie bis heute gar kein Begriff, stellt man fest, wenn man sich unter Forbachern, Stiringern oder Saarbrückern umhört.
Dabei ist sie eine der ältesten Skate-Anlagen in ganz Frankreich, entstanden sei sie schon vor 51 Jahren, betont Insider Karle, der erstmals 2002 durch die „Underground-Veranstaltung“eines Nordsaarländers hierher geführt wurde. Auch ihre Bauart macht die Anlage zu etwas Markantem. Anders als die meisten Skate-Anlagen ist der Snake Run nicht auf einer Ebene gebaut, sondern abschüssig und ohne Geländer oder sonstige Hindernisse. Man kann gleichsam wie einen Skihang „downhill“hinuntersausen. Karle schätzt ihre Gesamtlänge auf mindestens 100 Meter. „Das gibt es in dieser Größenordnung sonst nur in den USA“, meint Karle.
Dem stimmt Mathieu Folz vom Verein Raw Dogs zu, der sich von Thionville aus um die Entwicklung und Förderung des Skateboard-Fahrens im Département Moselle kümmert. „Ich kenne keine vergleichbare Anlage in ganz Frankreich“, sagt er. Dass der Gemeinde das Potenzial ihrer Anlage damals nicht bewusst war, mag an deren Zustand gelegen haben. Man hatte den Snake Run nämlich in eine Art Dornröschenschlaf fallen lassen.
„Hier war ja alles zugewachsen“, erinnert sich Karle. „Das heißt, wir haben uns hier zweimal im Jahr mit zehn Leuten getroffen und alles Gras herausgerissen, die Löcher mit Beton zugemacht und immer alles gekehrt, damit wir sie überhaupt benutzen konnten“. Entsprechend kam man nur gelegentlich zum Skaten hier zusammen, zweimal die Woche, wenn man Lust hatte, war bei so viel nötigen Vorkehrungen nicht drin.
Doch jetzt ist alles anders. Die Gemeinde hat den Snake Run erhalten und neu betonieren lassen. Leider nicht von einer spezialisierten Firma, seufzt Karle und weist auf kleine und größere Probleme hin. Die Außenkurven des Snake Run seien leider so viel zu niedrig, meint er. An einigen Stellen platzt zudem die oberste Betonschicht schon wieder ab. Aber das lasse sich ja noch irgendwann nachbessern, gibt sich Karle zuversichtlich. Denn so, mit dem neuen glatten Beton ist der Stiring-Wendeler Snake Run auch für größere, überregional ausstrahlende Events mit Sponsoren und SkateCrews von weither attraktiv, so sind sich Alexander Karle und Mathieu Folz von den Raw Dogs einig.
Auch auf die Menschen in StiringWendel, Forbach und den umliegenden Dörfern bis nach Saargemünd werde die renovierte Anlage eine große Wirkung haben. Viele junge Leute, die jetzt noch nicht skaten, werden es bald unbedingt lernen wollen, ist der Saarbrücker sicher. Die ersten sind schon da. Zwei junge Väter aus Schoeneck wagen sich bereits mit ihren Boards auf die Piste, ein Sohn kurvt schon gekonnt hinterher.
Im Juli will die Gemeinde StiringWendel ihren neuen Park offiziell einweihen. Davon unbenommen feiern die Skater am Mittwoch wie immer gemeinsam ihre deutschfranzösische 1. Mai-Session.