Den Schuss immer noch nicht gehört
Langsam müssten Verantwortliche im Saarland wirklich gewarnt sein, was den Umgang mit öffentlichen Geldern betrifft. Der frühere Saarbrücker OB Hajo Hoffmann, der Ex-Chef der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Ralph Melcher, der ehemalige Landtagspräsident Klaus Meiser und der Homburger Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (zumindest vorläufig) haben nach Untreue-Urteilen ihre Ämter verloren. Und wahrscheinlich noch viel mehr als ihre Ämter.
Doch der Schuss scheint nicht überall gehört worden zu sein. Es überrascht, wie nonchalant hier und da noch immer mit Geld umgegangen wird, Regeln zum
Teil offenbar nicht einmal bekannt sind. Innerhalb weniger Tage ließ die Staatsanwaltschaft die Handwerkskammer, die Saarbrücker Wirtschaftsförderungsgesellschaft GIU und die Kunsthochschule durchsuchen. Überall gilt die Unschuldsvermutung. Doch zumindest im Fall der Handwerkskammer gibt es belastende Ergebnisse einer Prüfung durch eine unabhängige Instanz, den Rechnungshof. Ob die für die öffentliche Hand geltenden strikten Regeln etwa für Bewirtungen als Maßstab für eine Wirtschaftskammer angemessen sind, ist eine andere Frage.
Was die Finanzkontrolleure in ihrem Jahresbericht zusammengetragen haben, und zwar nicht nur zur Handwerkskammer, verdichtet sich leider zu einem sehr unvorteilhaften Bild des Landes, auch wenn längst nicht alles strafbar und mancher grenzwertige Umgang mit Steuergeldern sogar einem guten Zweck gedient haben mag. Zu hinterfragen ist dabei aber auch die Rolle der jeweiligen Aufsichtsbehörde.
Für das Image des Saarlandes ist das alles Mist. Wobei wir noch froh sein können: Wir beklagen uns gerne darüber, dass der Rest der Republik sich nicht richtig für uns interessiert. Im Moment muss man sagen: Gott sei Dank!