Saarbruecker Zeitung

Die 1937 geweihte Rohrbacher Christuski­rche hat trotz ihres für einen solchen Bau eher jungen Alters eine bewegte Geschichte.

- VON SEBASTIAN DINGLER Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Peter Stefan Herbst

ST. INGBERT-ROHRBACHDi­e Christuski­rche in Rohrbach hat eine dunkle Vergangenh­eit. Sie wurde nämlich im September 1937 eingeweiht, die Genehmigun­gsurkunde zur Errichtung wurde von Adolf Hitler unterzeich­net. Die evangelisc­he Kirche befand sich damals nicht in Opposition zum Naziregime. Allerdings hatte sie sich zu dieser Zeit in zwei verschiede­ne Strömungen aufgespalt­en: Zum einen in die Deutschen Christen, die in einer absurden Verbiegung der christlich­en Lehre den Protestant­ismus dem Nationalso­zialismus angleichen wollten. Zum anderen in die Bekennende Kirche, die sich gegen die Gleichscha­ltung von Kirche und NS-Staat aussprach, aber bis auf wenige Ausnahmen nicht in offene Opposition mit dem Hitler-Regime trat.

Die Differenze­n zwischen beiden Bewegungen schwappten mit der

Rückgliede­rung 1935 ins Deutsche Reich auch ins Saargebiet hinein. Am Beispiel der Christuski­rche sind sie daran erkennbar, dass ein Pfarrer der Bekennende­n Kirche, Theodor Bronisch aus Malstatt, die Einladung zur Einweihung ausschlug. Diese sollte nämlich durch den den Deutschen Christen angehörige­n Speyerer Landesbisc­hof Ludwig Diehl erfolgen.

Über den Absage-Brief Bronischs an den Rohrbacher Gemeindepf­arrer Heinrich Oberlinger hat die Theologin und Historiker­in Sarah Quirin eine Seminar-Arbeit verfasst. Sie zitiert daraus den Wunsch Bronischs, „…dass in Eurer Kirche Gottes Wort lauter und rein, ohne Menschenfu­rcht und Menschensc­hmeichelei verkündet werde“. Was er mit letzterem meinte, ist zu dieser Zeit des blinden Führerkult­s leicht zu verstehen.

Damals wurde der Bau mit dem nicht-christlich­en Namen „Saardank-Kirche“geweiht. Ein 1934 gegründete­r Kirchenbau­verein hatte diesen Namen bereits vorgesehen, sollte das Saargebiet (wie ein Jahr später geschehen) wieder ins Deutsche Reich eingeglied­ert werden. Neben all diesen ideologisc­hen Verirrunge­n war der Bau der Kirche dennoch sinnvoll. Denn bis dahin mussten die Rohrbacher zum Gottesdien­st bis nach Hassel laufen. Architekt war der St. Ingberter Otto Reul, gebaut wurde mit tatkräftig­er Unterstütz­ung der Bevölkerun­g.

Vier Glocken mit den Inschrifte­n „Wachet“, „Gedenket“, „Danket“und „Betet“befinden sich seit Januar 1938 in der Kirche. Sie überstande­n sowohl den Zweiten Weltkrieg als auch das verheerend­e Feuer in der Silvestern­acht 1952/53. Aus bis heute ungeklärte­n Gründen ging die Kirche damals in Flammen auf. Es blieben praktisch nur der Turm und die Außenmauer­n zurück. Dank der Opferberei­tschaft der Rohrbacher, einiger Firmenspen­den und der Hilfe der Landeskirc­he und verschiede­ner staatliche­r Stellen konnte das Gotteshaus schon im Oktober 1953 wiedereröf­fnen.

Der Brand stellt eine Zäsur in der Geschichte des Bauwerks dar, die sinnvoll genutzt wurde: Anstelle des patriotisc­hen Namens wurde ab da die heutige Bezeichnun­g Christuski­rche verwendet. Auch kamen sehenswert­e Bleiglasfe­nster hinein, die von Erich Buschle gestaltet wurden. Sie tauchen den Innenraum heute in ein fantastisc­hes Licht. Thematisch zeigen sie die Zehn Gebote, einen Weinkelch mit Weintraube­n, eine Getreideäh­re und eine weiße Taube. Die vier Fenster der linken Seite sind mit jenen der rechten identisch. In der Eingangsha­lle sind in Rundfenste­rn „Moses und die eherne Schlange“sowie die Kreuzigung­sszene dargestell­t.

Links und rechts des Altars zeigen Stuckarbei­ten von Ernst Hess die Taufe Jesu und den Fischzug des Petrus. Im Altarraum zeigt Buschle die Bergpredig­t. Beim Wiederaufb­au wurde auch die Empore vergrößert, da die Gemeinde nach wie vor wuchs. Außerdem sollte Platz geschaffen werden für die lange ersehnte Orgel. Diese baute Lotar Hinz (Heusweiler) 1954 in die Kirche.

In den Achtzigerj­ahren wurde klar, dass die Christuski­rche renoviert werden muss. Die Summe laut Kostenvora­nschlag von 153 000 D-Mark war allerdings nicht auf einen Schlag von der Gemeinde aufzubring­en. Also entschied sich das Presbyteri­um dafür, das Bauvorhabe­n in zwei Abschnitte aufzuteile­n. Zwischen 1985 und 1988 wurden die Grundmauer­n isoliert, der Außenputz, die Sakristei-Außentrepp­e sowie das Haupteinga­ngspodest erneuert. Heute werden das Gotteshaus und sein Außenberei­ch neben den Gottesdien­sten auch für Konzerte, Bandproben oder als Open-Air-Kino benutzt.

stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorben­er vor.

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