Endstation Viertelfinale für Beachvolleyballer
Deutsche Duos bleiben bei der Heim-Europameisterschaft in München ohne Medaillen.
MÜNCHEN (sid) Clemens Wickler stand im tröpfelnden Regen von München und war einfach „enttäuscht“, während Nils Ehlers erst einmal „den Frust beiseite schieben“musste. Mit dem Hamburger Duo scheiterte auch die letzte deutsche Medaillenhoffnung bei der HeimEM, die Beachvolleyballer gehen leer aus. „Insgesamt gesehen ist es bei einer Europameisterschaft ohne ein Team im Halbfinale für Deutschland enttäuschend“, sagte Julius Brink, Olympiasieger von 2012, am Rande der Wettkämpfe. Denn nicht nur für das beste Männer-Duo war im Viertelfinale Schluss gewesen.
Auch für Karla Borger und Julia Sude sowie für die deutschen Meisterinnen Chantal Laboureur und Sarah Schulz war in der Runde vor den Medaillenspielen Endstation, die restlichen sechs Teams hatten es erst gar nicht so weit geschafft.
Man müsse auch immer die einzelnen Teams sehen, sagte Brink, der als Experte für die ARD in München tätig war. So seien Ehlers und Wickler ein Duo mit Entwicklung. Der ehemalige Vizeweltmeister Wickler steht mit Ehlers erst seit dieser Saison gemeinsam auf dem Feld. Mit den Olympiasiegern Anders
Mol und Christian Sorum, die die Sportart derzeit dominieren, hatten die beiden die denkbar schwerste Aufgabe im Viertelfinale erwischt – und kassierten „eine Klatsche“, wie Wickler es selbstkritisch nannte.
So geht das Warten auf die erste EM-Medaille seit 2012 bei den Männern weiter. Damals holten Brink und Jonas Reckermann Gold. Die deutschen Frauen-Duos verpassten in den vergangenen Jahren hingegen nur selten den Sprung auf das Podium, doch in München kämpften dieses Mal andere um Edelmetall. So wie die Vorjahressiegerinnen Tanja Hüberli und Nina Brunner. Der Erfolg der Schweizer sei das „Ergebnis kontinuierlicher Arbeit auf allen Positionen“sowie einer stärkeren Zentralisierung, analysierte Brink.
Für eine übergeordnete Philosophie sollten beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV) zuletzt der ehemalige Erfolgstrainer Jürgen Wagner in der 2020 neu geschaffenen Funktion als Head of Beachvolleyball sowie Sportdirektor Niclas Hildebrand sorgen. Letzterer wurde vom Verband jedoch vor Kurzem bis auf Widerruf freigestellt. Deshalb soll Wagner, der einst Brink und Reckermann sowie Laura Ludwig und Kira Walkenhorst zu Olympiasiegern formte, laut Medien über einen Abschied nachdenken. Julia Frauendorf, DVV-Vorstand Sport, sagte in München, dass man mit ihm „definitiv noch einmal das Gespräch“suchen werde.
Brink sieht die Entwicklung kritisch: „In Sachen sportlicher Führung sieht es gerade danach aus, dass alles in Scherben liegt. Der Weg, wie man Talente in den Leistungssport führt, wird ja nicht besser, wenn man die handelnden Personen freistellt.“Abseits des verbandsinternen Trubels richtet sich der Blick der Athletinnen und Athleten nach vorne. Wickler will das Ziel Olympische Spiele 2024 mit Ehlers weiter verfolgen: „Wir gehen das zusammen bis Paris auf jeden Fall an.“