Grauen am letzten Schultag: Tote bei Zugunglück
Es ist der letzte Tag vor den Pfingstferien, Kinder fahren nach Hause. Da entgleist der Zug bei Garmisch. Menschen sterben, es gibt viele Verletzte. Unzählige Retter eilen zur Unglücksstelle in der beliebten oberbayerischen Urlaubsregion.
GARMISCH-PARTENKIRCHEN (dpa) Waggons kippen um und rutschen einen Damm hinunter, Verletzte werden aus den Fenstern gezogen: Bei einem schweren Zugunglück zu Beginn der Pfingstferien in Bayern sind in Garmisch-Partenkirchen mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Ein Regionalexpress mit rund 140 Personen entgleiste in der beliebten oberbayerischen Urlaubsregion auf dem Weg von Garmisch nach München.
Wie die Polizei mitteilte, wurden am Freitag etwa 30 Menschen verletzt, 15 von ihnen kamen in Krankenhäuser. Ein Sprecher des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen sagte, es sei nicht ausgeschlossen, dass um die Mittagszeit und somit zum Schulende viele Schülerinnen und Schüler in der Bahn waren.
Der Zug sei im Ortsteil Burgrain in den Loisachauen vermutlich entgleist, so ein Sprecher der Bundespolizei – warum, sei noch unklar. Unter den Verletzten seien alle Altersgruppen, auch Kinder. Zwölf Rettungshubschrauber kreisten über der Gegend an den Alpen.
Auf Luftbildern ist zu erkennen, dass der Zug mit Doppelstockwagen auf einer einspurigen Strecke durch eine lang gezogene Kurve fuhr. Eine Weiche ist nicht zu sehen. Der Streckenabschnitt liegt erhöht auf einem Bahndamm, mehrere Waggons rutschten vom Damm in einen kleinen Bach. Die viel befahrene B2 führt genau dort vorbei.
Drei Waggons seien umgekippt. „Die Menschen werden durch die Fenster gezogen“, sagte der Bundespolizei-Sprecher. Das Unglück ereignete sich gegen 12.15 Uhr – also zum Schulschluss, wenn viele Kinder auf dem Heimweg sind.
Feuerwehr, Notärzte und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. „Es wurde Vollalarm für Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst“, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle im Oberland. Auch aus München rückten zahlreiche Rettungsmannschaften an.
Drei der bisher vier Todesopfer mussten am Abend noch geborgen werden. Sie lägen noch unter einem umgestürzten Waggon, berichtete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor Ort. „Solange der Eisenbahnwaggon aber nicht angehoben ist, können wir nicht ausschließen, dass darunter weitere Tote liegen.“Ein vierter Mensch sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Herrmann sagte am Abend, zwölf Personen würden noch vermisst. Es könne aber sein, dass Vermisste mittlerweile in Kliniken seien.
Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen der Opfer ihr „tiefes Mitgefühl“aus und richtete eine Hotline für Angehörige ein. „Über die Ursachen des Unfalls kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden“, hieß es in einer Mitteilung. Klar schien, dass es keinen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug gab.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kam zur Unglücksstelle. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) machte sich nach dem Abschluss der Innenministerkonferenz von Würzburg auf den Weg nach Garmisch. Dort wollte sie angesichts des schrecklichen Zugunglücks die Anteilnahme der Bundesregierung ausdrücken.
Die Bahn sperrte die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau. Züge aus Richtung München wenden vorzeitig in Oberau. Aus Richtung Mittenwald wenden die Züge vorzeitig in Garmisch
Ob der Regionalzug wegen des neuen Neun-Euro-Tickets besonders voll war, ist unklar.
Partenkirchen. Ersatzverkehr sei in Planung, hieß es auf Twitter. Ob der Regionalzug wegen des neuen Neun-Euro-Tickets besonders voll war, war unklar. Für die Region ist das Unglück kurz vor den Ferien auch verkehrstechnisch eine Katastrophe. Die A 95 wurde rund 20 Kilometer vor Garmisch gesperrt. Die nahe der Bahnlinien verlaufenden Bundesstraßen 2 und 23 ebenfalls.
„Wir können den Verkehr im Moment nicht in Richtung GarmischPartenkirchen laufen lassen, weil die Rettungskräfte auf der Straße sind“, sagte ein Polizeisprecher. Wegen des Beginns der Pfingstferien in Bayern sei auf der Route mit langen Staus zu rechnen.