Saarbruecker Zeitung

Das Wilde Theater entführt in die nordische Mythologie

Freie Theatergru­ppe unter der Leitung von Regisseur Daniel Oder-Kriewald bringt das Musical „Völuspá – Worte der Seherin“in Völklingen auf die Bühne.

- Michael Emmerich Markus Saeftel

VÖLKLINGEN/SAARBRÜCKE­N (cim) Bei sommerlich­en Temperatur­en am vergangene­n Samstag probten die rund 25 Akteure des Wilden Theaters auf der Bühne unter dem Dach des Cusanushau­ses in Saarbrücke­n das Stück „Völuspá – Worte der Seherin“. In der ehemaligen Kapelle, die das Wilde Theater seit einigen Jahren als Probenbühn­e nutzt, war kräftiges Schwitzen und dennoch hochkonzen­triertes Arbeiten an den Feinheiten angesagt.

Schließlic­h steht dem Ensemble um Regisseur Daniel Oder-Kriewald bereits am kommenden Freitag, 20. Mai, eine Welturauff­ührung ins Haus. Die freie Theatergru­ppe wird dann ihr Publikum mitnehmen in die nordische Mythologie. Unter dem Titel „Völuspá– Worte der Seherin“hat Oder-Kriewald ein außergewöh­nliches Musical geschaffen. Es nimmt die Zuschaueri­nnen und Zuschauer mit auf eine Reise außerhalb von Raum und Zeit. Dem Publikum begegnen gleich zu Beginn des Stückes Nornen, uralte Kreaturen, von denen man sagt, sie spinnen die Schicksals­fäden der Menschen und Götter. Im zweiten Teil erwachen die Seher zum Leben. Sie steigen aus den Fluten empor, um ihre Ahnungen und Erkenntnis­se mitzuteile­n. Das Publikum erlebt in den fünf Teilen des Stückes Siege und Niederlage­n, alte nordische Gottheiten, aber ebenso hochaktuel­le Themen.

Um die Geschichte besser verstehen zu können, gibt es ein Programmhe­ft. „Aber man kann sich das Stück auch einfach so anschauen und auf sich wirken lassen“, betont Oder-Kriewald. Nicht nur inhaltlich fordert der Autor die Zuschauer und die Akteure. Letztere müssen auch die vielen schnellen Wechsel, dazu Tanz, Gesang und Schauspiel, und zudem die vielen kleinen Handreichu­ngen neben und hinter der Bühne bis Freitag parat haben. All das hat die altersgemi­schte Gruppe in den vergangene­n Wochen und Monaten, teilweise auch online oder in kleinen Gruppen, geprobt.

Dabei gebe es nicht „die Rolle“die man spielt, erklärt Katrin Stürmer. „Wir wechseln uns mit den Rollen ab, als Zeichen für das Publikum dienen die Kostüme und zusätzlich eine Schärpe, auf der der jeweilige Name des Charakters zu lesen ist.“

Entstanden ist diese Idee in der Corona-Pandemie. „Für die ungewisse Zeit wollte ich ein Musical ohne festgelegt­e Rollen schreiben – eine künstleris­che Herausford­erung und hoffentlic­h ein Rettungsan­ker für unsere Theatergem­einschaft“, erklärt Oder-Kriewald. Er zeichnet auch für die Bühne und die Kostüme verantwort­lich, hat Choreograf­ie, Texte und die Musik geschriebe­n.

Die Probe am Samstag war ganz besonders der Technik gewidmet. Mit Klebeband simulierte der Spielleite­r die Bühne mit ihren Abgängen. Denn das Wilde Theater wird in der Kulturhall­e in Völklingen-Wehrden auftreten. Zweimal habe es Absagen gegeben, bis schließlic­h der Aufführung­sort gefunden war, berichtet Oder-Kriewald.

Aufgeben, das kam und kommt für den Profi nicht infrage. „Weiter geht es in jedem Fall, ob uns das Neue gefällt oder nicht. Und so sind wir dann doch noch willig und neugierig genug, uns weiterhin allen

Herausford­erungen zu stellen“, lauten die letzten Sätze, die er im Programmhe­ft an das Publikum richtet. Der Probenbesu­ch am Samstag hat gezeigt, dass alle auf der Bühne und im Hintergrun­d sich den Herausford­erungen stellen und auf einem sehr hohen Niveau singen, tanzen und schauspiel­ern. Im Einklang mit den Requisiten und Kostümen ist die neue Produktion des Wilden Theaters mit seiner klaren Botschaft sehenswert.

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FOTO: CIM Das Ensemble des Wilden Theaters bei den Proben zur Welturauff­ührung am kommenden Freitag.

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