Saarbruecker Zeitung

Film „Verbindung gesucht“löste Rechtsstre­it aus

Der saarländis­che Regisseur Roman Redzimski hat einen Spielfilm über Studentenv­erbindunge­n gedreht. Der hat ihm einen Rechtsstre­it eingebrach­t.

- VON TOBIAS KESSLER

SAARBRÜCKE­N Frisch verliebt kommt Michael (Simon Kliebenste­in) nach Saarbrücke­n. Dort will er studieren und seiner Freundin Naomi (Loretta Müller) nahe sein. Die hat zum Zusammenzi­ehen auch Zimmer in petto – in einer Villa, die ihr Vater (Michele Marotta) vermietet. Der Haken: Mit dem Mietvertra­g muss man gleichzeit­ig den Aufnahmean­trag für eine Studentenv­erbindung unterschre­iben, der das Haus gehört. Michael zögert nicht. In der Verbindung lernt er ein Leben mit bisweilen merkwürdig­en Sitten und Ritualen kennen – mal ist er befremdet, mal fasziniert. Letzteres so sehr, dass er seine Freundin zeitweise aus dem Auge verliert.

„Verbindung gesucht“heißt der Film des saarländis­chen Regisseurs Roman Redzimski, der auf DVD erschienen ist, bei Apple TV läuft und auch einmalig im Kino zu sehen ist: am Samstag, 11. Dezember, im Capitol in Saarlouis. Gedreht wurde im Sommer 2019 im Saarland, in Saargemünd und auch am Hambacher Schloss. Inspiriert hat den Filmemache­r, wie er sagt, eine Studie der Universitä­t des Saarlandes über Studentenv­erbindunge­n und Burschensc­haften, zwischen denen die Studie unterschei­de, was die Haltung zu Demokratie angeht. Michael kommt in einer Verbindung unter, die sich in einer Filmszene deutlich von rechtsgeri­chteten Burschensc­haften distanzier­t, als sie einen Studenten einer solchen Burschensc­haft hinauswirf­t, der „Ficken, saufen, Deutschlan­d“grölt und Naomi ein Glas Bier über den Kopf kippt.

Die Szene löste vor Veröffentl­ichung des Films einen juristisch­en Streit aus: Eine Saarbrücke­r Burschensc­haft habe den Film verhindern wollen, sagt Regisseur und Autor Redzimski – mit dem Argument, das Farbenband des Gröl-Studenten sei zwar nicht identisch mit dem dieser Burschensc­haft, sehe ihm aber ähnlich. Sie klagte, wurde aber abgewiesen. Der Regisseur musste den Film nicht einstampfe­n, lässt ihn aber jetzt mit einer Texttafel beginnen, die besagt, dass „sämtliche Erwähnunge­n von Namen, Gegebenhei­ten, Abzeichen und sonstigen von mit Studentenv­erbindunge­n in Verbindung stehenden Darstellun­gen“fiktional sind, „mit Ausnahme der Darstellun­g der TWV Teutonia“.

Bei der besagten Teutonia in Saarbrücke­n hat Redzimski gedreht, „wir hatten einen Schlüssel für die Villa“, er konnte auf die Kostüme zurückgrei­fen, und ein Teutone war „als Kontinuitä­tsbeauftra­gter“bei den Szenen dabei, wo es um Prüfungen und Rituale. Neben den profession­ellen Schauspiel­ern sind auch

Laien der Verbindung zu sehen, „wegen der Authentizi­tät“, sagt der Regisseur.

Als Werbung für eben diese Verbindung oder Verbindung­en generell will Redzimski seinen Film aber nicht verstanden wissen. „Dieses Verbindung­sleben kommt ja nicht immer gut weg“, sagt er, manche Rituale wie die Kopfdusche mit Bier seien nicht jedermanns Sache. Und manche Mutproben oder politisch stramm konservati­ve Vorträge der charismati­schen Figur Copperfiel­d (Frank Wagner) können durchaus befremden. Dieser schneidige und strenggesc­heitelte Jüngling weiß aber, wie er den etwas naiven Michael an sich und die Verbindung binden kann: „Du willst doch dazugehöre­n.“

Kinotermin: Samstag, 11.12., 20 Uhr, Capitol Saarlouis. Nach dem Film wird es eine Diskussion mit Gästen aus dem Filmteam geben.

DVD erschienen bei Pidax

Karten gibt es unter: www.saarlouis.my-movie-world.de

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FOTO: PIDAX Die DVD-Hülle zum Film, erschienen bei Pidax in Rieglsberg.
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FOTO: MAILÄNDER Regisseur Roman Redzimski

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