Viel geredet und wenig getan
Zu „Warnungen vor Kontrollverlust werden lauter“, SZ v. 15. Nov.: Wie Marburger Bund, Pflegekammern und Politik versagen! Es wird in dem Bericht darauf hingewiesen, dass die Krankenhäuser, bedingt durch Corona-Kranke an ihre Belastungsgrenzen kommen. Es sollen nun wieder planbare Operationen verschoben werden. Beides hatten wir schon. Es gibt genügend Intensivbetten in Deutschland. Es ist ein Trauerspiel, dass nur ein Teil der verfügbaren Intensivbetten optimal versorgt werden kann, weil zu wenig Ärzte, zu wenig Pflegefachkräfte da sind. Im Sommer hätte man die Situation deutlich verbessern können, nein müssen! Der Marburger Bund ist für die Verbesserung der beruflichen Situation von angestellten und beamteten Ärzten zuständig. Was wurde dafür getan? Man hat darauf hingewiesen, aber keinen Druck auf die Politik ausgeübt. Die Pflegekammern sind für die beruflichen Angelegenheiten der Pflegefachkräfte zuständig. Es wurde geredet, aber kein Druck auf die Politik ausgeübt. Die Politik hat bessere Bezahlung, bessere Bedingungen versprochen, getan hat sich wenig. Wahlkampf war wichtiger. Viel geredet haben die drei Protagonisten alle, getan haben sie wenig. Nur: Vom Reden alleine wird der Reis nicht gekocht.
Daher haben wir heute die Kinderlähmung und andere Seuchenkrankheiten ausgerottet. Unsere Politiker haben Angst, Wählerstimmen zu verlieren, aber das ist nur der Fall, wenn man so wie in der Vergangenheit und zurzeit zögert, das Richtige zu tun, auch wenn es schmerzt. Dass diese Haltung aber zur Politikverdrossenheit führt, haben sie bis heute nicht erkannt. In einer Demokratie muss sich die Minderheit nach der Mehrheit richten. In diesem Fall ist die Mehrheit geimpft, also nicht gegen eine Impfung. Jetzt gilt es, die Weichen zu stellen, dass wir nicht noch zwei Jahre gegen dieses Problem kämpfen müssen. Bundestag und Bundesrat müssen die Impfpflicht beschließen, damit dieses Problem gelöst werden kann. Wir haben Regeln im Straßenverkehr, so brauchen wir auch Regeln zur Seuchenbekämpfung. aber ich denke, viele würden sich tatsächlich von einer kostenlosen Bratwurst (mit veganer Alternative) überzeugen lassen, gleichzeitig etwas Gutes für sich, ihre Eltern und Kinder zu tun. Meiner Ansicht nach würden wir so viel mehr Menschen erreichen als über Drohungen, die nur Trotzreaktionen hervorrufen. Die Menschen brauchen zum Teil vielleicht eine unkomplizierte Gelegenheit, sich impfen zu lassen, zum Teil vielleicht aber auch einen kleinen Schubs, der sie über ihren eigenen Schatten springen lässt. Alle Menschen lassen sich gern beschenken. Nutzen wir dieses psychologische Moment doch für die gute, die der Gesellschaft gegenüber verantwortungsvolle Sache. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass alle Noch-Nicht-Geimpften bewusste Corona-Leugner sind, geschweige denn, dass sie sich täglich über die Zeitung oder andere Medien informieren. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg. noch bei Spanienkämpfern als Vorgesetzte bei der Bundeswehr. Ein anderer Ton wäre besser.
Hygienemaßnahmen erreicht. Mit der dünnen Personaldecke ist dies aber oftmals eine Herausforderung. Sollte es nun wirklich zu einer Pflicht kommen, ist die Decke um eine erfahrene Pflegefachkraft dünner und um einen einfühlsamen, zuvorkommenden und freundlichen Taxifahrer reicher.