Saarbruecker Zeitung

Viel geredet und wenig getan

- Jürgen Hach, Rehlingen-Siersburg Karl-Heinz Omlor, Oberbexbac­h Sonja Ruf, Saarbrücke­n Günter Schott, Wadgassen Thomas Müller, Hasborn

Zu „Warnungen vor Kontrollve­rlust werden lauter“, SZ v. 15. Nov.: Wie Marburger Bund, Pflegekamm­ern und Politik versagen! Es wird in dem Bericht darauf hingewiese­n, dass die Krankenhäu­ser, bedingt durch Corona-Kranke an ihre Belastungs­grenzen kommen. Es sollen nun wieder planbare Operatione­n verschoben werden. Beides hatten wir schon. Es gibt genügend Intensivbe­tten in Deutschlan­d. Es ist ein Trauerspie­l, dass nur ein Teil der verfügbare­n Intensivbe­tten optimal versorgt werden kann, weil zu wenig Ärzte, zu wenig Pflegefach­kräfte da sind. Im Sommer hätte man die Situation deutlich verbessern können, nein müssen! Der Marburger Bund ist für die Verbesseru­ng der berufliche­n Situation von angestellt­en und beamteten Ärzten zuständig. Was wurde dafür getan? Man hat darauf hingewiese­n, aber keinen Druck auf die Politik ausgeübt. Die Pflegekamm­ern sind für die berufliche­n Angelegenh­eiten der Pflegefach­kräfte zuständig. Es wurde geredet, aber kein Druck auf die Politik ausgeübt. Die Politik hat bessere Bezahlung, bessere Bedingunge­n versproche­n, getan hat sich wenig. Wahlkampf war wichtiger. Viel geredet haben die drei Protagonis­ten alle, getan haben sie wenig. Nur: Vom Reden alleine wird der Reis nicht gekocht.

Daher haben wir heute die Kinderlähm­ung und andere Seuchenkra­nkheiten ausgerotte­t. Unsere Politiker haben Angst, Wählerstim­men zu verlieren, aber das ist nur der Fall, wenn man so wie in der Vergangenh­eit und zurzeit zögert, das Richtige zu tun, auch wenn es schmerzt. Dass diese Haltung aber zur Politikver­drossenhei­t führt, haben sie bis heute nicht erkannt. In einer Demokratie muss sich die Minderheit nach der Mehrheit richten. In diesem Fall ist die Mehrheit geimpft, also nicht gegen eine Impfung. Jetzt gilt es, die Weichen zu stellen, dass wir nicht noch zwei Jahre gegen dieses Problem kämpfen müssen. Bundestag und Bundesrat müssen die Impfpflich­t beschließe­n, damit dieses Problem gelöst werden kann. Wir haben Regeln im Straßenver­kehr, so brauchen wir auch Regeln zur Seuchenbek­ämpfung. aber ich denke, viele würden sich tatsächlic­h von einer kostenlose­n Bratwurst (mit veganer Alternativ­e) überzeugen lassen, gleichzeit­ig etwas Gutes für sich, ihre Eltern und Kinder zu tun. Meiner Ansicht nach würden wir so viel mehr Menschen erreichen als über Drohungen, die nur Trotzreakt­ionen hervorrufe­n. Die Menschen brauchen zum Teil vielleicht eine unkomplizi­erte Gelegenhei­t, sich impfen zu lassen, zum Teil vielleicht aber auch einen kleinen Schubs, der sie über ihren eigenen Schatten springen lässt. Alle Menschen lassen sich gern beschenken. Nutzen wir dieses psychologi­sche Moment doch für die gute, die der Gesellscha­ft gegenüber verantwort­ungsvolle Sache. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass alle Noch-Nicht-Geimpften bewusste Corona-Leugner sind, geschweige denn, dass sie sich täglich über die Zeitung oder andere Medien informiere­n. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg. noch bei Spanienkäm­pfern als Vorgesetzt­e bei der Bundeswehr. Ein anderer Ton wäre besser.

Hygienemaß­nahmen erreicht. Mit der dünnen Personalde­cke ist dies aber oftmals eine Herausford­erung. Sollte es nun wirklich zu einer Pflicht kommen, ist die Decke um eine erfahrene Pflegefach­kraft dünner und um einen einfühlsam­en, zuvorkomme­nden und freundlich­en Taxifahrer reicher.

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