Schüler müssen erneut mit Maske in den Unterricht
SAARBRÜCKEN Für die rund 120 000 Schülerinnen und Schüler und die rund 9400 Lehrkräfte im Saarland heißt es ab Montag wieder Masken tragen. Nicht nur im Schulgebäude, sondern auch im Unterricht. Der Ministerrat hat am Donnerstagabend die Corona-Rechtsverordnung angepasst. Angesichts steigender Infektionszahlen hierzulande „bleibt keine andere Wahl“, sagte Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). „Es gibt schlicht keinen Grund mehr, zu zögern und damit Schlimmeres, auch für die Kinder,
Jugendlichen und Familien im Land, in Kauf zu nehmen.“
Alle seien sich einig, dass bei der derzeitigen Infektionslage, „die noch nie so hoch war wie jetzt, die Maskenpflicht definitiv notwendig ist“, sagt Landesschülersprecher Lennart-Elias Seimetz. Auch wenn die Masken unangenehm seien und sich die Schüler gefreut hätten, als im September die Pflicht aufgehoben wurde. Man müsse auch darüber nachdenken, die Testpflicht auszuweiten auf Geimpfte und Genesene. „Außerdem brauchen wir Solidarität von außen“, fordert Seimetz. Diejenigen, die sich impfen lassen können, sollten dies auch tun.
Allein, für Lehrkräfte kommt die Pflicht zu spät – und reiche nicht aus. Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) sieht auch eine Gefährdung darin, dass Lehrkräfte an mehreren Schulstandorten oder in der Kooperation mit den Kindergärten eingesetzt sind. „Wir müssen es unbedingt vermeiden, dass Infektionen aus der einen Einrichtung in eine andere getragen werden“, sagte SLLV-Chefin Lisa Brausch. Sie fordert zudem, niederschwellige „Booster-Angebote“für Lehrkräfte.
Die Verbände der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen ( VLW) und der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen ( VLBS) fordern derweil eine Testpflicht für alle. „Das aktuelle Infektionsgeschehen hat gezeigt, dass sich Impfdurchbrüche vermehren und auch Geimpfte, die keine Symptome haben, das Virus übertragen können. Aus diesem Grund ist uns eine Testempfehlung für Geimpfte und Genesene zu wenig. Wir fordern daher eine Testpflicht für alle am Schulleben Beteiligten“, teilten die Verbände mit. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht sich für eine solche erweiterte Testpflicht aus, ebenso für Booster-Impfungen für Lehrkräfte, „auch vor der sechsmonatigen Wartezeit“, sagt Landesvorsitzende Birgit Jenni.
Als zusätzliche Sofortmaßnahme hält es der saarländische Philologenverband für angebracht, die Klassengrößen in den ungeimpften Jahrgängen deutlich zu verkleinern, so dass im Unterricht ein sicherer Abstand eingehalten werden könne. Der Verband Reale Bildung ( VRB) – die Vertretung der Förderschul- und Gemeinschaftsschullehrkräfte – fordert erneut und „eindringlich“den Einsatz von Luftfiltern.
Es dürfe keine finanzielle Hürde sein, Gesundheitsstandards für alle in der Schule Tätigen zu erfüllen und die Übertragung von Infektionskrankheiten im Allgemeinen, aber auch immer noch Corona, „durch wirkungsvolle Maßnahmen zu minimieren oder gar zu verhindern“, sagt die Landesvorsitzende Karen Claassen. Die GEW appelliert unterdessen an den Vorsitzenden des saarländischen Landkreistages, Patrik Lauer (SPD), der in einem Interview mit dem SR im August die Geräte als „sperrig und laut“bezeichnet habe, seine Blockadehaltung endlich zu beenden.
Mit „großer Sorge“blickt die Landeselternvertretung Gymnasien (LEV Gym) auf die kommenden Wochen und Monate. Sie begrüßt die Maskenpflicht, auch wenn man sich gewünscht hätte, dass diese Maßnahme nicht mehr notwendig gewesen wäre. „Zu befürchten sind erneute Schulschließungen, und sei es nur aufgrund von Quarantänemaßnahmen oder Krankmeldungen“, sagt die Vorsitzende Katja Oltmanns. „Als wir vor einigen Wochen unsere Bedenken zur Abschaffung der Maskenpflicht geäußert hatten, gab es noch viel Kritik seitens der Eltern. Leider haben sich unsere schon damals geäußerten Bedenken, dass das Infektionsgeschehen aufgrund der zu niedrigen Impfquote unter den Erwachsenen nochmals massiv ansteigen wird, jetzt bestätigt.“Keine „wirklichen Ausgleichsmaßnahmen“sieht die LEV Gym derweil, was die Bildungslücken und sozial-emotionalen Defizite der Schüler angeht. Die müssten die Kinder und Jugendlichen „auf lange Zeit ausbaden“.