Luxemburgs Koproduktion „Hinterland“gewinnt Publikumspreis
Dunkler 20er-Jahre-Krimi im Stil von „Babylon Berlin“: Stefan Ruzowitzky drehte den Thriller „Hinterland“zu großen Teilen in den Luxemburger Filmland-Studios.
LUXEMBURG-STADT/LOCARNO (sop) Schon einmal wurden Nachkriegsruinen von Wien zum düsteren Schauplatz für einen spannenden Thriller. Das war „Der dritte Mann“, in dem Orson Welles und Joseph Cotton 1949 in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs Katz und Maus spielten und für einen der berühmtesten Showdowns der Filmgeschichte in die Kanalisation der österreichischen Hauptstadt hinabstiegen.
Auch um dunkle Kriegsgeheimnisse geht es in dem Thriller „Hinterland“. Hier allerdings schleichen Murathan Muslu („Wilde Maus“) und Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) durch ein Wien der 20er Jahre, das vom Ersten Weltkrieg gezeichnet ist. Es gilt einen Mörder zu finden, der Kriegsheimkehrer foltert, bevor er sie tötet. Ausgerechnet der ehemalige Kriminalbeamte Peter Perg (Murathan Muslu) kennt alle Opfer von seinen Einsätzen an der Front. Wer „Babylon Berlin“gesehen hat, kann sich denken, welche tatkräftige Kriminalbeamtin ihm bei den gefährlichen Ermittlungen helfen wird.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer des 74. Internationalen Filmfestivals von Locarno hat der Film gefesselt, sie haben „Hinterland“am vergangenen Samstag den Publikumspreis beschert. Zumindest der Trailer legt nahe, dass der Kriminalthriller im Wien der 20er-Jahre für Fans der Serie „Babylon Berlin“interessant sein könnte. Zudem haben manche der Kulissen eine expressionistische Anmutung und erinnern an den düsteren Horrorklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“.
„Hinterland“ist eine Koproduktion von Luxemburg (Bady Minck und Alexander Dumreicher-Ivanceanu für Amour Fou Luxembourg), Österreich (FreibeuterFilm), Belgien (Scope Pictures) und Deutschland (Lieblingsfilm). Die Regie führte der Österreicher Stefan Ruzowitzky („Anatomie“), der 2008 für seinen Spielfilm „Die Fälscher“mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde.
In Nebenrollen sind außer Matthias Schweighöfer die Luxemburger Schauspieler Marc Limpach, Jeanne Werner und Konstantin
Rommelfangen zu sehen. Auch hinter den Kulissen des Films, der zu großen Teilen in den Filmland-Studios im Großherzogtum gedreht wurde, waren Luxemburger zu Gange. So stammen etwa die Kostüme von Uli Simon und die Musik von dem Komponisten Kyan Bayani („Mammejong“, beide Staffeln von „Bad Banks“).
Der Publikumspreis des Filmfestivals von Locarno geht per Abstimmung an einen Film, der außerhalb aller Wettbewerbe bei einer der abendlichen Piazza-Aufführungen gezeigt wird. „Hinterland“hat auf der Piazza Grande am 6. August vor 6000 Menschen seine Weltpremiere gefeiert, in Luxemburg soll der Film im Oktober anlaufen.