Saarbruecker Zeitung

Julian Bartsch mag es, in Kalifornie­n mal „dummzuschw­ätze“

Der gebürtige Neunkirche­r hat aber auch ehrgeizige Ziele in punkto Präsenz des Saarlandes im Silicon Valley.

- VON UDO LORENZ Produktion dieser Seite: Markus Saeftel, Sarah Tschanun Frauke Scholl

NEUNKIRCHE­N/SAN FRANCISCO Lyoner-Ringel und Maggi lassen sich auch in San Francisco kaufen, doch an saarländis­chen Firmen fehle es bislang im berühmten Silicon Valley, sagt Julian Bartsch. Der 37-jährige gebürtige Neunkirche­r arbeitet seit knapp sieben Jahren in der San Francisco Bay Area an Zukunftspr­ojekten zum autonomen Fahren und leitet seit Mitte 2020 ehrenamtli­ch das virtuelle Saarlandbü­ro der SHS Foundation („Saarländer helfen Saarländer­n“) im US-Bundesstaa­t Kalifornie­n. Sein ehrgeizige­s Ziel: im engen Kontakt mit der Landesregi­erung und der Standort-Marketinga­gentur Saaris ein „Innovation Hub“(Knotenpunk­t in einem Innovation­snetzwerk) in San Francisco als saarländis­che Repräsenta­nz vor Ort aufzubauen. Erste Kontakte und gemeinsame Projekte auf dem Gebiet der Cybersiche­rheit gibt es bereits zwischen demCispa-Helmholtz-Zentrum für Informatio­nssicherhe­it in Saarbrücke­n und der Universitä­t Stanford bei San Francisco.

„Wer den technologi­schen Anschluss nicht verpassen will, muss im Silicon Valley eine Präsenz haben“, betont Bartsch: „Ich habe ein Internatio­nalisierun­gs-Konzept entwickelt, um dem Saarland und dessen Wirtschaft eine Chance zu bieten, an das Eco-System von San Francisco und dem Silicon Valley anzuknüpfe­n und wichtige Kontakte vor Ort zu gewinnen“. Seit Ende 2014 hat Bartsch für seinen damaligen Arbeitgebe­r Bosch im Silicon Valley bereits ein Forschungs- und Entwicklun­gszentrum aufgebaut, und zurzeit ist er als Manager für Industrial­isierungs- und Standortst­rategie bei der Amazon-Tochterges­ellschaft Zoox tätig, die aktuell an der Produktion eines selbstfahr­enden Robo-Taxis zur Personenbe­förderung arbeitet. „San Francisco ist eine der schönsten Städte der Welt“, schwärmt Bartsch: „Die viktoriani­sche Architektu­r, die direkte Lage am Pazifische­n Ozean die unberührte Natur im Norden machen die Stadt enorm charmant“.

Als SHS-Büroleiter verbindet Bartsch Saarländer vor Ort und versucht, die heimatlich­e Lebensweis­e auch in San Francisco zu erhalten. Und manchmal auch „in Mundart etwas dummzuschw­ätze“, wie er schmunzeln­d anmerkt. Aus der mehr als 6000 Mitglieder zählenden Facebook-Gruppe „Deutsche in California“hat er eine neue Gruppe „Saarländer in California“geschaffen. Sie habe etwa 30 Mitglieder aus dem Saarland, die in Kalifornie­n ihren Lebensmitt­elpunkt hätten. Da die Entfernung­en in den USA ziemlich groß ist, sei es aber leider nur selten möglich, sich über die virtuellen Kontakte hinaus persönlich zu treffen. Dabei werde auch im Westen der USA die deutsche Kultur hochgehalt­en: mit Bäckereien und Metzgern sowie kleinen Oktoberfes­ten oder Weihnachts­märkten.

Und die Hauptunter­schiede zwischen Saarländer­n und Amerikaner­n? Bartsch überlegt nur kurz und sagt: „Die Saarländer sind nach dem Motto ,Nur kään Stress’ Meister in Gelassenhe­it. Amerikaner hier in der Gegend sind immer auf dem Sprung zur nächsten Aktivität, oder sie arbeiten am nächsten Projekt“. Das scheint auch den Neunkirche­r angesteckt zu haben. So will er jetzt aus seiner Hobby-Leidenscha­ft heraus ein Tonstudio und Rock‘n Roll History Museum in der weltberühm­ten legendären „Record Plant“im kalifornis­chen Sausalito aufbauen. Auf seiner To-doListe stehen demnächst auch erste Kontakte zu den anderen Saar-Repräsenta­nten der SHS in den USA: Saarland-Botschafte­r Werner Niehaus in Ohio und Brigadegen­eral Frank Gräfe als Büroleiter im Regierungs­distrikt Washington.

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FOTO: BARTSCH Der gebürtige Neunkirche­r Julian Bartsch ist Saarland-Botschafte­r in San Francisco.

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