Leser wollen mehr deutsche Lieder hören
Viele Briefautoren kommentieren den Wunsch von AfD-Fraktionschef Josef Dörr, der mehr deutschsprachige Texte auf SR 3 verlangt hat.
In der Pandemie Deutschen helfen
Ich habe nichts mit der AfD am Hut, aber hier möchte ich doch Herrn Josef Dörr beipflichten. Jeden Morgen zwischen 7 und
10 Uhr sitzen sehr viele Rentner am Frühstücktisch und hören gern die neuesten Meldungen auf SR 3. Aber in den vergangenen Monaten schalten wir und auch viele Bekannte lieber auf SWR 4 um, da die Musik auf SR 3 nicht mehr mit anzuhören ist. Es gibt nur noch englische oder auch amerikanische Yeah-Yeah-Musik, aber kaum noch deutsche Schlager, obgleich es auch dort gute Ohrwürmer gibt. Seit Friemel und Co. moderieren, sind die deutschen Schlager out. Vielleicht unterstützt man gerade in der Pandemiezeit die deutschen Schlagersänger durch wiederholtes Abspielen ihrer Songs.
Manfred Naumann, Eppelborn
Kulturauftrag nicht richtig erfüllt
Josef Dörr hat recht, wenn er sich für mehr deutschsprachige Musik im Programm von SR 3 einsetzt. Ich bin seit eh und je Hörer von SR 2, aber ich kann das andauernde englische Gequake zwischen den klassischen Häppchen wie so viele andere kultubeflissene Saarländer nicht mehr ertragen. Es ist mittlerweile einfach so, dass mein Verständnis von Kultur und dem Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Hörfunks ein anderes ist als das unseres „Kulturradios“. Vokalmusik kommt kaum noch vor; ein Schubertlied oder eine Arie aus einer Oper oder ein Lied aus einer Operette also nur noch als Instrumentaladaption; weltliche Chormusik wird schon gar nicht mehr gesendet. Wenn der neue Intendant Martin Grasmück – wie er sich in einem Interview der SZ äußerte – dem Saarland ein Stück Heimat geben will, dann bedarf es insoweit dringend einer Programmreform im musikalischen Bereich.
Hermann Josef Hiery, Ensdorf
Lieber Musik aus aller Welt spielen
Nein, Herr Dörr, genug der deutschen Musik auf unserer Heimatwelle! Vielmehr sollte SR 3 Musik aus aller Welt spielen. Unter uns Saarländern leben inzwischen Menschen aus vielen Ländern. Unser Land ist ihre zweite Heimat geworden, und wenn sie nicht aus Amerika, England, Österreich oder der Schweiz zu uns kamen, werden sie SR 3 gewiss nicht einschalten: Musik aus Asien, Afrika, Lateinamerika, der arabischen Welt, Fehlanzeige! Stattdessen schmückt man sich mit Einschaltquoten und bedient ausschließlich die Nostalgie der Generation 50 plus, die mit der Ami-Musik und deutschen Schlagern aufgewachsen ist. Öffnen, nicht weiter ausgrenzen, Herr Dörr!
Walter Delarber, Saarbrücken
Kopf schmerzt nach 30 Minuten
„Hören was ein Land fühlt“lautet das Motto von SR 3 Saarlandwelle. Die Musikredakteure des Senders scheinen da allerdings etwas grundsätzlich misszuverstehen, denn nicht wenige, gerade auch ältere Hörer benötigen nach 30-minütigem Hören der gespielten Musik eine Kopfschmerztablette oder wandern ab zu SWR 4. Laut Höreranalysen (Ma Audio, Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse) liegen die Einschaltquoten in den vergangenen Jahren zwischen 70 und 80 000 pro Durchschnittsstunde mit fallender Tendenz, dies entspricht nicht mal zehn Prozent der Bevölkerung. Wie die richtige Mischung aus internationalen Oldies und deutschsprachiger Musik aussehen sollte, zeigen die Hörer dem Sender jeden Sonntagvormittag im Wunschkonzert. Aber entweder die Musikredaktion hört diese Sendung nicht oder der Hörergeschmack wird ganz bewusst ignoriert. Bleibt zu hoffen, dass der Rundfunkrat des Saarländischen Rundfunks das Warnsignal der sinkenden Einschaltquoten zur Kenntnis nimmt und auch die entsprechenden Konsequenzen zieht.
Mano Leistner, Niederwürzbach
Sprachdefizite verwundern nicht
Der Aussage von Gerd Speicher „bezüglich der Musik sollte sich SR 3 ein Beispiel an SWR 4 nehmen“(Leserbrief „Dörr hat recht bei deutschen Liedern“, SZ vom 11. Juni) stimme ich völlig zu. Nur ein Radio außerhalb des Wohnbereichs habe ich auf SR 3 programmiert; um regionale Nachrichten und Wetterprognosen zu hören. Schalte ich kurz vor der Zeit ein, so höre ich in der Regel Englischsprachiges. Dasselbe nach den Beiträgen. Da verwundern nicht die Defizite im Gebrauch der deutschen Sprache. Das Projekt Sprachförderung (mit derzeit fehlenden Lehrern) wäre weitgehend verzichtbar. Auch Lieder auf Italienisch/Spanisch wären schön; auch in französischer Sprache, nachdem schon so vollmundig die Frankreich-Strategie propagiert wird.
Hannelore Tröß, St. Ingbert
Deutsche Lieder nicht mehr bekannt
Mit seiner Forderung nach mehr deutscher Musik auf SR 3 spricht Josef Dörr mir aus der Seele. Ich schalte SR 3 nur noch zu den Nachrichten ein. Ein älterer Herr sagte mir, SR 3 erinnere ihn an das Abhören von Feindsendern während des Krieges: „Ami-Musik“, nur die Meldungen in Deutsch. Leser Günter Hoffmann schreibt in seinem Leserbrief „Quote für deutsche Musik ist unnötig“(SZ vom 11. Juni), die Nachfrage regele das Angebot. Durch das ständige Berieseln mit ausländischer Musik kennen aber die meisten nichts anderes mehr. Es gibt doch so viele ansprechende deutsche Lieder aus den vergangenen Jahrzehnten, für die Alten eine schöne Erinnerung, für die Jungen sicher eine neue Erfahrung.
Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg
SR 3 versetzt Alte in ihre Jugendzeit
Jetzt mischt sich die Politik auch in die Kulturszene ein. AfD-Chef Dörr will im SR 3 mehr deutsche Musik. Dörr findet, es könne auch mal ein französisches oder italienisches Lied gespielt werden, bei englischen Titeln bestehe die Gefahr der „kulturellen Vereinnahmung“. Ich höre jeden Tag SR3 und finde das Programm ziemlich ausgewogen. Ich nehme an, dass der Sender überwiegend von älteren Zuhörern frequentiert wird. Herr Friemel & Co. haben schon lange bewiesen, dass sie den Geschmack dieser Zuhörerschaft gut treffen. Immerhin ist die Saarlandwelle Marktführer im Saarland und einer der wenigen Sender, der die „Alten“mit den schönen Oldies zum Beispiel von den Beatles, Rolling Stones, Kinks et cetera wieder in ihre Jugendzeit versetzt. Ein Indiz dafür ist auch das sonntägliche Wunschkonzert. Wie mir wird es dabei auch vielen anderen ergehen, dass sie von „kultureller Vereinnahmung“bis heute noch nichts gemerkt haben. Vielleicht sind die in den 50ern dafür noch nicht alt genug. Das kommt vermutlich erst jenseits der 80er.
Kunibert Jochem, Saarbrücken