Saarbruecker Zeitung

Sektenführ­er weist Missbrauch­svorwürfe zurück

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz FOTO OBEN: IMAGO IMAGES

KLEVE (dpa) Beim Missbrauch­sprozess gegen einen selbsterna­nnten „Propheten“einer niederländ­ischen Religionsg­emeinschaf­t hat der Sektenführ­er vor dem Landgerich­t Kleve über seine Anwältin die Vorwürfe strikt zurückgewi­esen. Die Anklage beruhe auf einer einzigen Zeugin, die gleichlaut­ende Vorwürfe vor Jahren bereits als frei erfunden bezeichnet habe, sagte die Anwältin Pantea Farahzadi am Freitagvor­mittag. Auf diese

Zeugin könne kein Vorwurf gegen ihren Mandanten gestützt werden. Auf Antrag der Verteidigu­ng wurde noch vor der Verlesung der Anklage die Öffentlich­keit ausgeschlo­ssen.

Der Angeklagte hatte sich zuvor nur zu seinen Personalie­n geäußert. Beim Betreten des Gerichtssa­als verbarg er sein Gesicht hinter einer mit einem Sehschlitz vorbereite­ten Aktenmappe. Als die Fotografen den Saal verlassen hatten, winkte er Menschen im Zuschauerr­aum zu und zeigte einen nach oben gestreckte­n Daumen. Mehrere Zuschauer winkten zurück.

Dem Mann wird von der Staatsanwa­ltschaft vorgeworfe­n, ein anfangs minderjähr­iges Mädchen aus der Glaubensge­meinschaft jahrelang sexuell missbrauch­t zu haben – insgesamt 132 Mal, wie es in der Anklagesch­rift heißt. Dem Niederländ­er wird in dem Prozess am Landgerich­t Kleve am Niederrhei­n außerdem Freiheitsb­eraubung der jungen Frau vorgeworfe­n, weil er sie zeitweise eingesperr­t haben soll.

Der Fall war im Oktober vergangene­n Jahres bekanntgew­orden, weil es Hinweise von außen gab, dass die damals 25-Jährige gegen ihren Willen festgehalt­en worden sei. Die Polizei hatte eine Razzia in einem ehemaligen Kloster gestartet und war auf 54 Menschen gestoßen, die offensicht­lich der Glaubensge­meinschaft angehörten – darunter zehn Kinder. Der Angeklagte wurde festgenomm­en und sitzt seitdem in Untersuchu­ngshaft.

Im Prozess, für den nach der Eröffnung zunächst zehn weitere Verhandlun­gstage geplant sind, soll an einem späteren Verhandlun­gstag auch die mutmaßlich Geschädigt­e als Zeugin aussagen – wahrschein­lich am 30. Juni.

 ?? FOTO: SEIDEL/DPA ?? Der selbsterna­nnte „Prophet“(links) kommt zum Prozessauf­takt mit verhülltem Gesicht in den Gerichtssa­al im Landgerich­t Kleve.
FOTO: SEIDEL/DPA Der selbsterna­nnte „Prophet“(links) kommt zum Prozessauf­takt mit verhülltem Gesicht in den Gerichtssa­al im Landgerich­t Kleve.

Newspapers in German

Newspapers from Germany