Handys für spezielle Bedürfnisse
Menschen mit körperlichen Einschränkungen benötigen besondere Geräte. Stiftung Warentest hat 15 Modelle getestet.
Spezialhandys sollen Menschen helfen, deren Sehvermögen, Gehör oder Motorik eingeschränkt ist. Verkauft werden solche Geräte in der Regel unter dem Namen Seniorenhandys. Stiftung Warentest hat einige Geräte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd. Nur zwei von 15 getesteten Spezialhandys helfen bei allen drei Handicaps. Und nur vier Kandidaten erhielten die Gesamtnote „Gut“.
Worauf kommt es bei einem Gerät für Menschen mit einer körperlichen Einschränkung an? „Hilfreich bei Sehschwäche ist ein großes kontrastreiches Display“, erklärt Stiftung Warentest. Zudem standen im Test Helligkeit und Lesbarkeit im Fokus. Bei Problemen mit der Motorik sollte ein Gerät leicht bedienbar sein. Im Test konnten Spezialhandys mit großen Tasten punkten. Bei einer Hörschwäche sollte die Lautstärke des Lautsprechers, bei Telefonaten und des Klingeltons überzeugen.
Die Seniorenhandys lassen sich in drei Kategorien unterteilen. So gibt es Einfach-Handys, mit denen der Nutzer telefonieren und SMS verschicken kann. Internet und Apps funktionieren auf diesen Geräten nicht. Durch ihre großen Tasten seien diese Handys einfach zu bedienen, urteilt Stiftung Warentest. Einen Nachteil sehen die Tester darin, dass es zur Kontaktaufnahme mit anderen keine Kurznachrichtendienste wie Whatsapp oder Signal gibt. Das schränke die Kommunikation ein.
Auch unter den gängigen Smartphones gibt es Modelle, die Menschen mit Handicap helfen sollen. Sie haben laut Stiftung Warentest herkömmliche Funktionen der internetfähigen Handys. Das Touchdisplay fällt groß und berührungsempfindlich aus. Doch Smartphone-Neulinge bräuchten bei der Fülle der Bedienmöglichkeiten Hilfe. Daher empfehlen die Tester diese Geräte „für alle, die sich mit Smartphones auskennen.“
Der dritte Geräte-Typ für Senioren und Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung sind Hybrid-Handys, die eine Mischung aus Einfach-Handy und Smartphone im Gehäuse verbergen. Die Geräte besitzen große Tasten und sind internetfähig. Bei den meisten sind Apps wie der Kurznachrichtendienst Whatsapp vorinstalliert. Nachträglich weitere Programme herunterzuladen, funktioniert nach Angaben von Stiftung Warentest in der Regel nicht. Damit ist im Gegensatz zu Einfach-Handys eine „zeitgemäße Kommunikation“möglich, aber die Auswahl der Apps ist eingeschränkt. Zwei Testkandidaten hatten als Extra ein Touchdisplay, sodass der Nutzer zum Beispiel auf einen Kontakt tippen kann, um einen Anruf zu tätigen.
Unter den Kontrahenten, die nach Angaben von Stiftung Warentest zwischen 27 und 214 Euro kosten, gab es nur zwei Tausendsassas, die alle drei Beeinträchtigungen berücksichtigten: Die Smartphones Doro 8050 und Bea-Fon M6. Ansonsten schränkten sich die meisten Geräte auf eine oder zwei Schwächen ein. „Personen mit Hörschwäche können noch am ehesten profitieren“, urteilen die Tester. „Wer schlecht sieht oder motorisch eingeschränkt ist, findet kaum ein hilfreiches Modell.“
Eines hatten alle Kandidaten gemeinsam: eine Notruftaste. „Wird sie gedrückt, ruft das Handy gespeicherte Notfallkontakte an, bis jemand rangeht“, erklärt Stiftung Warentest. Doch bei manchen Geräten hatte die Sache einen Haken. Sprang der Anrufbeantworter an, hörte die Anrufkette auf, weil das Handy davon ausging, dass der Notruf angenommen wurde. Bei den vier Testsiegern mit der Note „Gut“lief die Notrufautomatik weiter. Das Gerät Doro 8050 informierte die Notfallkontakte per App. Das Einfach-Handy 6040 des gleichen Herstellers sowie das Ergophone 6420 von Tiptel und das Smart.4 von Emporia übergingen den Anrufbeantworter und versuchten weiter, einen Kontakt zu erreichen.