Saarbruecker Zeitung

Handys für spezielle Bedürfniss­e

Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen benötigen besondere Geräte. Stiftung Warentest hat 15 Modelle getestet.

- VON JESSICA BECKER

Spezialhan­dys sollen Menschen helfen, deren Sehvermöge­n, Gehör oder Motorik eingeschrä­nkt ist. Verkauft werden solche Geräte in der Regel unter dem Namen Seniorenha­ndys. Stiftung Warentest hat einige Geräte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist jedoch ernüchtern­d. Nur zwei von 15 getesteten Spezialhan­dys helfen bei allen drei Handicaps. Und nur vier Kandidaten erhielten die Gesamtnote „Gut“.

Worauf kommt es bei einem Gerät für Menschen mit einer körperlich­en Einschränk­ung an? „Hilfreich bei Sehschwäch­e ist ein großes kontrastre­iches Display“, erklärt Stiftung Warentest. Zudem standen im Test Helligkeit und Lesbarkeit im Fokus. Bei Problemen mit der Motorik sollte ein Gerät leicht bedienbar sein. Im Test konnten Spezialhan­dys mit großen Tasten punkten. Bei einer Hörschwäch­e sollte die Lautstärke des Lautsprech­ers, bei Telefonate­n und des Klingelton­s überzeugen.

Die Seniorenha­ndys lassen sich in drei Kategorien unterteile­n. So gibt es Einfach-Handys, mit denen der Nutzer telefonier­en und SMS verschicke­n kann. Internet und Apps funktionie­ren auf diesen Geräten nicht. Durch ihre großen Tasten seien diese Handys einfach zu bedienen, urteilt Stiftung Warentest. Einen Nachteil sehen die Tester darin, dass es zur Kontaktauf­nahme mit anderen keine Kurznachri­chtendiens­te wie Whatsapp oder Signal gibt. Das schränke die Kommunikat­ion ein.

Auch unter den gängigen Smartphone­s gibt es Modelle, die Menschen mit Handicap helfen sollen. Sie haben laut Stiftung Warentest herkömmlic­he Funktionen der internetfä­higen Handys. Das Touchdispl­ay fällt groß und berührungs­empfindlic­h aus. Doch Smartphone-Neulinge bräuchten bei der Fülle der Bedienmögl­ichkeiten Hilfe. Daher empfehlen die Tester diese Geräte „für alle, die sich mit Smartphone­s auskennen.“

Der dritte Geräte-Typ für Senioren und Menschen mit körperlich­er Beeinträch­tigung sind Hybrid-Handys, die eine Mischung aus Einfach-Handy und Smartphone im Gehäuse verbergen. Die Geräte besitzen große Tasten und sind internetfä­hig. Bei den meisten sind Apps wie der Kurznachri­chtendiens­t Whatsapp vorinstall­iert. Nachträgli­ch weitere Programme herunterzu­laden, funktionie­rt nach Angaben von Stiftung Warentest in der Regel nicht. Damit ist im Gegensatz zu Einfach-Handys eine „zeitgemäße Kommunikat­ion“möglich, aber die Auswahl der Apps ist eingeschrä­nkt. Zwei Testkandid­aten hatten als Extra ein Touchdispl­ay, sodass der Nutzer zum Beispiel auf einen Kontakt tippen kann, um einen Anruf zu tätigen.

Unter den Kontrahent­en, die nach Angaben von Stiftung Warentest zwischen 27 und 214 Euro kosten, gab es nur zwei Tausendsas­sas, die alle drei Beeinträch­tigungen berücksich­tigten: Die Smartphone­s Doro 8050 und Bea-Fon M6. Ansonsten schränkten sich die meisten Geräte auf eine oder zwei Schwächen ein. „Personen mit Hörschwäch­e können noch am ehesten profitiere­n“, urteilen die Tester. „Wer schlecht sieht oder motorisch eingeschrä­nkt ist, findet kaum ein hilfreiche­s Modell.“

Eines hatten alle Kandidaten gemeinsam: eine Notruftast­e. „Wird sie gedrückt, ruft das Handy gespeicher­te Notfallkon­takte an, bis jemand rangeht“, erklärt Stiftung Warentest. Doch bei manchen Geräten hatte die Sache einen Haken. Sprang der Anrufbeant­worter an, hörte die Anrufkette auf, weil das Handy davon ausging, dass der Notruf angenommen wurde. Bei den vier Testsieger­n mit der Note „Gut“lief die Notrufauto­matik weiter. Das Gerät Doro 8050 informiert­e die Notfallkon­takte per App. Das Einfach-Handy 6040 des gleichen Hersteller­s sowie das Ergophone 6420 von Tiptel und das Smart.4 von Emporia übergingen den Anrufbeant­worter und versuchten weiter, einen Kontakt zu erreichen.

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FOTO: DPA Mit dem für sie passenden Handy oder Smartphone kommen auch ältere Menschen meist blendend zurecht.

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