Auf der dunklen Seite des Mondes
Der Film „The Outpost“zeichnet ein Gefecht zwischen US-Soldaten und den Taliban in Afghanistan 2009 nach – packend und ohne Pathos.
der US-Neuankömmlinge mit „Willkommen auf der dunklen Seite des Mondes“begrüßt wird.
Von den Bergen aus nehmen die Taliban das Lager regelmäßig unter Beschuss, die Amerikaner schießen zurück, es ist fast Routine, wäre da nicht die Todesangst. Hinzu kommen Spannungen zwischen den erfahrenen und den weniger erfahrenen Soldaten im Camp und die schwierigen Treffen mit den Dorfbewohnern – die sollen ihre Waffen niederlegen und mit den Amerikanern gegen die Taliban zusammenarbeiten. Aber die Afghanen sind der vielen Fremden in Uniform überdrüssig. „Sie sind doch schon seit 40 Jahren hier“, sagt einer der Dorfältesten zum Lagerführer (Orlando Bloom). „Nein, das waren vorher die Russen“, sagt der. Für die Afghanen macht das wenig Unterschied, das gegenseitige Vertrauen bleibt gering.
Seine Figuren führt der Film nur mit minimaler Exposition ein, so dass man sich erst einmal an ein Heer behelmter Köpfe gewöhnen muss. Zumindest Orlando Bloom und Scott Eastwood, Clints Sohn, der seinem alten Herrn in Aussehen und Stimmklang sehr ähnlich ist, sind Punkte der Orientierung – wobei der Film die bewusst schnell wieder nimmt, gibt es doch Todesfälle, die angesichts der Platzierung auf der Besetzungsliste überraschen.
Nach einer atmosphärisch sehr dichten ersten Stunde lässt der Film den Angriff beginnen und steigert sich zu einem hochenergetischen, körperlich fast fühlbaren Kino. Kameramann Lorenzo Senatore folgt den Darstellern mit der Handkamera auf ihren Sprints quer über das Lager, hinein in Baracken, hinein in Explosionen und auch hinein in die Enge eines Militärfahrzeugs, in dem sich einige Amerikaner eingeschlossen haben, während die Geschosse gegen die Panzerung schlagen. Die Kamera geht nah heran an die Gesichter, auf denen sich wachsende Panik spiegelt. Die Darsteller sind durchweg gut, allen voran Caleb Landry Jones („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“), als Soldat, der bei der Rettung eines Kameraden über sich hinauswächst ohne dass der Film da viel Pathos aufkommen lässt.
Um die Frage, warum die Amerikaner in Afghanistan sind, um das große Ganze der Weltpolitik, geht es „The Outpost“nicht – die Taliban sind eine gesichtslose Masse, dessen Angriff man überleben muss. Es geht um das Handeln Einzelner unter enormem Druck. Das Drehbuch basiert auf dem Buch des Journalisten Jake Tapper, der die Schlacht nachgezeichnet und mit den Überlebenden ausführlich gesprochen hat; von denen spielen eine Handvoll in dem Film sogar mit, bei dem sie auch als Berater dabei waren. Sie kommen im langen Abspann zu Wort und auch auf dem Drehbericht als DVD-Bonusmaterial, das über die üblichen „Making Of“-Reportagen hinausgeht.
Einige dieser Soldaten wurden nach dem realen Gefecht mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet, zugleich gab es in den höheren Militär-Ebenen Untersuchungen, wieso der Ort des Lagers so angriffsanfällig ausgewählt wurde.
Ist „The Outpost“nun ein Anti-Kriegsfilm mit einer pazifistischen Botschaft? Das nicht. Es geht um das Militär, eine Grenzsituation und um die Grausamkeit von Kriegführung, die der Film grundsätzlich nicht in Frage stellt. Ihm erscheint der Pazifismus als schöne Utopie.