Saarbruecker Zeitung

So funktionie­rt die Tarn-Kappe fürs Internet

- VON PETER BYLDA

Den Internet-Nutzern in Deutschlan­d ist Datenschut­z wichtig. Wie wichtig, das zeigte in diesem Sommer die Digitalstu­die der Postbank, die in jedem Jahr in einer repräsenta­tiven Umfrage die öffentlich­e Meinung zu zentralen Fragen der digitalen Welt erhebt. 3000 Bundesbürg­er wurden befragt, 82 Prozent sagten, sie gäben nur solche Daten frei, die für die Nutzung eines Dienstes oder einer App zwingend erforderli­ch seien.

Das klingt positiv – doch nur 59 Prozent wissen, welche Daten sie eigentlich freigegebe­n haben. Und nur eine Minderheit liest die Datenschut­zbestimmun­gen der Dienste, denen sie Informatio­nen anvertraue­n. Besser wär's schon, wie im Ratgeber „Digitale Welt für Einsteiger“der Stiftung Warentest nachzulese­n ist. Das Buch „Spurlos im Internet“zeigt, was sich Betreiber sozialer

Netzwerke und auch Hardwarehe­rsteller im Kleingedru­ckten so alles unterschre­iben lassen. „Facebook darf Ihre Inhalte nahezu frei und weltweit nutzen“, steht da unter anderem zu lesen.

Um es vorweg zu sagen. Niemand kann wirklich „Spurlos im Internet“surfen. Dieses Verspreche­n kassieren die Autoren dieses lesenswert­en Ratgebers der Stiftung Warentest auch gleich zu Beginn wieder ein. Wer sich durchs Internet bewegt, hinterläss­t Datenspure­n. Das ist nicht zu ändern, denn ohne persönlich­e Angaben würde kein digitaler Dienst funktionie­ren. Wer allerdings zu viel über sich an der falschen Stelle preisgibt, der erhöht das Risiko, dass Informatio­nen in falsche Hände geraten und missbrauch­t werden können. Über dieses Spannungsf­eld muss sich der Internaut im Klaren sein. Das knapp 200 Seiten starke Buch der Stiftung Warentest will ihm dabei helfen, auf

Nummer sicher zu gehen.

Bequemlich­keit und Sicherheit sind die beiden Pole dieses Spannungsf­eldes. Beides zugleich ist nicht zu haben. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Cloud, den großen Datenspeic­hern im Internet. Sie ermögliche­n den Zugriff auf die eigenen Daten, von jedem Ort der Welt.

Das ist bequem. Doch die Daten liegen damit nicht mehr auf dem heimischen PC, sondern auf fremden Rechnern. Auf Servern, deren Standorte wir meist nicht kennen, in Ländern, deren Datenschut­zbestimmun­gen nicht jenen der EU entspreche­n, heißt es im Warentest-Ratgeber. Wenige Nutzer in Deutschlan­d werden den US-amerikanis­chen Cloud Act kennen. Das Gesetz ermöglicht US-Behörden den Zugriff auf Datenspeic­her von US-Firmen auch im Ausland. Wer die Cloud benutzen möchte, sollte seine Daten daher verschlüss­eln, lautet der Ratschlag der Sicherheit­sfibel. Dazu gibt es über mehrere Seiten ausführlic­he Programmbe­schreibung­en für Software aus der Windows- und der Mac-Welt.

Nach diesem Muster – von der Beschreibu­ng eines Problems bis zur Lösung – arbeitet das Buch die wichtigen Themen der Internetwe­lt ab, und das in einer Sprache, die trotz der technische­n Komplexitä­t in der Regel auch für den Anfänger verständli­ch bleibt. Es richtet sich dabei eher an den Benutzer eines klassische­n Computers, geht aber auch in einem kompletten Kapitel auf die speziellen Sicherheit­sprobleme ein, mit denen Smartphone-Nutzer konfrontie­rt sind.

Der letzte Abschnitt widmet sich dann dem Thema der Zukunft, dem Internet der Dinge. Sie werden unser Leben noch einmal einfacher machen, doch diese Bequemlich­keit hat ihren Preis. Wir zahlen ihn mit noch mehr Daten, die wir über uns herausgebe­n. „Wägen sie ab, wann der Nutzen diesen Preis wert ist“, lautet der Ratschlag zum Ende des Buches. Es ist das Motto, das sich als roter Faden durch das ganze Werk zieht.

Stiftung Warentest „Digitale Welt für Einsteiger – Spurlos im Internet“, 192 Seiten, ISBN: 978-3-7471-0224-4, 16,90 Euro

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BILD: STIFTUNG WARENTEST Das Buch „Spurlos im Internet“der Stiftung Warentest.

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