Saarbrücker wollen der Krise trotzen
Den Gaststätten, Fitnessstudios und vielen weiteren Einrichtungen im Regionalverband stehen harte Wochen bevor.
Im Mai kaufte Familie Schley jede Menge Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel. Alle Plätze in ihrem Gasthaus, der Wilden Ente an der Güdinger Schleuse, wurden auf einen Abstand von 1,50 Meter gebracht. Nach dem Lockdown im Frühjahr durfte die Wilde Ente – wie alle Gastronome im Saarland – am 18. Mai unter strengen Auflagen wieder öffnen. Alle Mitarbeiter waren äußerst bedacht darauf, alle Hygeinevorschriften genau
„Es ist Wut und Enttäuschung, die ich fühle.“
Barbara Schley
Senior-Chefin der Gaststätte
Zur Wilden Ente
einzuhalten. Sie fürchteten einen zweiten Lockdown. Nun steht fest: Ab Sonntag ist es wieder soweit. Restaurants, Kneipen, Fitnessstudios, Theater, Nagelstudios und viele weitere Einrichtungen müssen erneut schließen. Für die meisten Unternehmen im Regionalverband bedeutet das Umsatzeinbußen und eine ungewisse Zukunft.
„Es ist Wut und Enttäuschung, die ich fühle. Eigentlich kann ich es gar nicht in Worte fassen“, sagt Barbara Schley, die Seniorchefin der Wilden Ente und Mutter des Geschäftsleiters Michael Schley. Das sei natürlich mit großen finanziellen Einbußen verbunden. „Ich hoffe einfach für alle unsere Mitarbeiter, dass wir das gut überstehen.“Besonders belastend sei auch die Ungewissheit, wie es weitergeht. „Der Winter fängt ja gerade erst an“, sagt Schley.
Diese Ungewissheit plagt auch Fabian Schmidt, Inhaber des Campus-Fitnessstudios am Saarbrücker Eurobahnhof. Dennoch sagt Schmidt: „Wir versuchen immer, das Positive zu sehen.“Es sei erfreulich zu erleben, wie treu die Mitglieder des Fitnessstudios bislang gewesen sind. Es sei jetzt entscheidend, nicht rumzumeckern, sondern wirklich daheim zu bleiben. Sonst sei man Anfang des Jahres an einem Punkt, an dem keiner sein möchte.
Probleme sieht der Unternehmer allerdings bei den älteren Leuten im Fitnessstudio. „Wir haben viele ältere Mitglieder. Als wir im Frühjahr dichtmachen mussten, hat man das danach vielen angemerkt.“Das Training habe sowohl einen gesundheitlichen als auch einen sozialen Aspekt,
der den Menschen während der Schließung fehle. „Wir wollen, dass die Leute fit bleiben.“Wenn sie dann Rückschritte machen, sei das doppelt bitter.
Bitter findet die Situation auch Barbara Kasel. Sie betreibt seit 32 Jahren ein Nagelstudio in Völklingen, erklärt jedoch, dass sie nicht existenziell davon abhängig ist. Dennoch ärgere sie sich sehr darüber, dass andere Gewerbe, etwa Friseure, weitermachen dürften, Nagelstudios hingegen schließen müssen. „Das ist ungerecht. Ich bin viel weiter entfernt von meinen Kunden, wir tragen beide eine Masken und haben ein Scheibe zwischen uns. Das können Friseure gar nicht gewährleisten. Dennoch muss ich schließen und Friseure nicht“, sagt Kasel.
Info-Telefon des Gesundheitsamtes: (06 81) 5 06-53 05 (montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr). www.regionalverband.de/corona