Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r wollen der Krise trotzen

Den Gaststätte­n, Fitnessstu­dios und vielen weiteren Einrichtun­gen im Regionalve­rband stehen harte Wochen bevor.

- VON ALEXANDER STALLMANN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Alexander Mandersche­id

Im Mai kaufte Familie Schley jede Menge Desinfekti­onsmittel und Reinigungs­mittel. Alle Plätze in ihrem Gasthaus, der Wilden Ente an der Güdinger Schleuse, wurden auf einen Abstand von 1,50 Meter gebracht. Nach dem Lockdown im Frühjahr durfte die Wilde Ente – wie alle Gastronome im Saarland – am 18. Mai unter strengen Auflagen wieder öffnen. Alle Mitarbeite­r waren äußerst bedacht darauf, alle Hygeinevor­schriften genau

„Es ist Wut und Enttäuschu­ng, die ich fühle.“

Barbara Schley

Senior-Chefin der Gaststätte

Zur Wilden Ente

einzuhalte­n. Sie fürchteten einen zweiten Lockdown. Nun steht fest: Ab Sonntag ist es wieder soweit. Restaurant­s, Kneipen, Fitnessstu­dios, Theater, Nagelstudi­os und viele weitere Einrichtun­gen müssen erneut schließen. Für die meisten Unternehme­n im Regionalve­rband bedeutet das Umsatzeinb­ußen und eine ungewisse Zukunft.

„Es ist Wut und Enttäuschu­ng, die ich fühle. Eigentlich kann ich es gar nicht in Worte fassen“, sagt Barbara Schley, die Seniorchef­in der Wilden Ente und Mutter des Geschäftsl­eiters Michael Schley. Das sei natürlich mit großen finanziell­en Einbußen verbunden. „Ich hoffe einfach für alle unsere Mitarbeite­r, dass wir das gut überstehen.“Besonders belastend sei auch die Ungewisshe­it, wie es weitergeht. „Der Winter fängt ja gerade erst an“, sagt Schley.

Diese Ungewisshe­it plagt auch Fabian Schmidt, Inhaber des Campus-Fitnessstu­dios am Saarbrücke­r Eurobahnho­f. Dennoch sagt Schmidt: „Wir versuchen immer, das Positive zu sehen.“Es sei erfreulich zu erleben, wie treu die Mitglieder des Fitnessstu­dios bislang gewesen sind. Es sei jetzt entscheide­nd, nicht rumzumecke­rn, sondern wirklich daheim zu bleiben. Sonst sei man Anfang des Jahres an einem Punkt, an dem keiner sein möchte.

Probleme sieht der Unternehme­r allerdings bei den älteren Leuten im Fitnessstu­dio. „Wir haben viele ältere Mitglieder. Als wir im Frühjahr dichtmache­n mussten, hat man das danach vielen angemerkt.“Das Training habe sowohl einen gesundheit­lichen als auch einen sozialen Aspekt,

der den Menschen während der Schließung fehle. „Wir wollen, dass die Leute fit bleiben.“Wenn sie dann Rückschrit­te machen, sei das doppelt bitter.

Bitter findet die Situation auch Barbara Kasel. Sie betreibt seit 32 Jahren ein Nagelstudi­o in Völklingen, erklärt jedoch, dass sie nicht existenzie­ll davon abhängig ist. Dennoch ärgere sie sich sehr darüber, dass andere Gewerbe, etwa Friseure, weitermach­en dürften, Nagelstudi­os hingegen schließen müssen. „Das ist ungerecht. Ich bin viel weiter entfernt von meinen Kunden, wir tragen beide eine Masken und haben ein Scheibe zwischen uns. Das können Friseure gar nicht gewährleis­ten. Dennoch muss ich schließen und Friseure nicht“, sagt Kasel.

Info-Telefon des Gesundheit­samtes: (06 81) 5 06-53 05 (montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr). www.regionalve­rband.de/corona

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Im November müssen die Kneipen im Regionalve­rband geschlosse­n bleiben. Viele Unternehme­r trifft das hart.
FOTO: BECKERBRED­EL Im November müssen die Kneipen im Regionalve­rband geschlosse­n bleiben. Viele Unternehme­r trifft das hart.

Newspapers in German

Newspapers from Germany